Das Winternotprogramm der Diakonie Rantzau-Münsterdorf startet in Elmshorn. Sechs Schlafplätze für Obdachlose

Elmshorn. Der Winter kommt. Und damit kommt für viele Obdachlose die Zeit, sich einen Unterschlupf für die Nacht suchen zu müssen. Ein solches warmes Plätzchen bietet das Winternotprogramm der Diakonie Rantzau-Münsterdorf. Sechs Betten stehen im Gebäude an der Gärtnerstraße 10 bereit. Ab November, im Falle sehr kühler Nachttemperaturen entsprechend früher, wird dieser kostenlose Service der kirchlichen Einrichtung angeboten.

Im vorigen Winter wurde ein neuer Rekord an Hilfesuchenden registriert

Die Nachfrage ist über die Jahre stetig gewachsen. Im vorigen Winter erlebten die Diakonie-Mitarbeiter einen neuen Rekord an Hilfesuchenden. Und besonders alarmierend: Die Wohnungslosen werden immer jünger. Das liegt daran, dass die staatliche Unterstützung bei unter 25-Jährigen ganz gestrichen werden kann, wenn diese sich nicht an Auflagen halten.

Um auf das Problem Obdachlosigkeit hinzuweisen, hat die Diakonie kürzlich ein Bett mitten in ihr Diakonie-Café am Alten Markt gestellt. "So stolpern Besucher über dieses Problem und werden auf uns aufmerksam", sagt Anja Naroska, die Leiterin der Diakonie-Sozialberatung. Und sie sagt weiter: "Wer seine Wohnung wegen Arbeitslosigkeit oder anderer Probleme verliert, fällt erst lange Zeit nicht auf." Der schleichende Abstieg beginne mit dem sogenannten Sofa-Hopping, dem Übernachten bei Freunden oder Verwandten. Später kämen oft Suchtkrankheiten dazu - und die Unfähigkeit, sich Hilfe bei Ämtern zu organisieren.

Wenn alle Stricke reißen, klingeln die Personen am Haus in der Gärtnerstraße. Das Gebäude gehört der Stadt, dort ist im Erdgeschoss auch der Diakonieverein Migration untergebracht. Im ersten Stock stehen vier Übernachtungsmöglichkeiten für Männer und zwei für Frauen zur Verfügung.

Das Gebäude wird um 18 Uhr aufgeschlossen, bis 9 Uhr müssen die Gäste es wieder verlassen haben. Frühstück gibt es keines. Die beiden Zimmer verfügen jeweils über ein Bad. "Der Anteil an Frauen unter den Hilfesuchenden ist gering", berichtet Michael Mohr, der zuständige Mitarbeiter in der Sozialberatung. Daher gelte die Regel, dass auch Männer im Damen-Zimmer untergebracht werden - vorausgesetzt, es bitten mehr als vier Männer um Hilfe und es gibt keine weiblichen Übernachtungsgäste.

"Wir haben schon unsere Stammgäste", erläutert Mohr weiter. Offiziell sei das Winternotprogramm jedoch für durchreisende Obdachlose zuständig. Sie dürfen maximal sieben Tage in dem Notquartier bleiben und erhalten in dieser Zeit von der Arbeitsgemeinschaft (Arge) ein Tagesgeld.

Nach Ablauf dieser Frist gibt es kein Geld mehr - und die Obdachlosen wechseln die Stadt, um dort wieder Leistungen für sieben Tage erhalten zu können. Mohr: "Häufig tauchen diese Personen dann nach ein bis zwei Monaten wieder bei uns auf."

Elmshorner, die obdachlos werden, müssen sich an die Stadt wenden

Für Elmshorner, die obdachlos werden, ist die Diakonie eigentlich nicht der richtige Ansprechpartner. Sie müssen sich an die Stadt wenden, erhalten dort Hilfe und ein Quartier in einer der städtischen Notunterkünfte. Dank der Hilfe der Diakonie sind aber bereits aus Obdachlosen Neu-Elmshorner geworden. "Ich habe schon drei Personen mit Hilfe der Arge in eigenen Wohnungen untergebracht", erläutert Michael Mohr.