Rist-Gymnasiasten Dominik und Philipp setzen sich beim Wettbewerb “Ernst Barlach + Käthe Kollwitz Go Young“ durch

Wedel. Es war ein Versuch - und der Erfolg überwältigend! "Der Wettbewerb ist super gelaufen - wir haben Arbeiten von Jugendlichen mit ungeheurem Potenzial gesehen", sagte Heike Stockhaus, Leiterin des Wedeler Ernst-Barlach-Museums, zum Ausgang der Aktion "Ernst Barlach + Käthe Kollwitz Go Young", in dem Kinder und Jugendliche aufgefordert worden waren, sich "Über die Grenzen der Existenz" Gedanken zu machen.

"Wir haben 121 Einsendungen aus ganz Norddeutschland erhalten, sowohl von Einzelkünstlern als auch von Gruppen." Leid, Krankheit, Krieg, Ungerechtigkeit - diese und andere Geißeln der Menschheit waren einst die Themen Barlachs und Kollwitz. Jetzt wurden sie auf moderne Weise umgesetzt. "Das Thema Kinder-Soldaten beschäftigte viele der Teilnehmer und tauchte auf unterschiedliche Art auf", so Heike Stockhaus, zum Beispiel in Form eines Acrylbildes, das einen "Ismael 10 Jahre" mit einer Kalaschnikow-Maschinenpistole abbildet und den Titel trägt "Ich will doch nur spielen."

Zwei komplette Theater-Inszenierungen wurden als Film eingesandt, ein Kunstkursus präsentierte eine Graffiti-Reihe, und die zwölf Jahre alte Kim Deschka schickte eine bemalte Salzteig-Skulptur, die eine Weltkugel zeigt, die teilweise von einer Figur in einem Netz gefangen ist, während andere Männchen entfliehen wollen. "Die Männchen stehen für alle Lebewesen auf dieser Welt. Manche unterdrücken ihre Mitmenschen und sperren sie ein. Andere helfen den Unterdrückten. Die Botschaft meiner Plastik lautet: ,Freiheit für ALLE'", formulierte die kleine Künstlerin in ihrem Begleitschreiben.

Die Jury stand vor einer schier unlösbaren Aufgabe

"Das ist nur ein Beispiel für die vielen hervorragenden Ergebnisse. Die Jury hatte eine kaum lösbare Aufgabe, weil das Niveau so hoch war", sagte Heike Stockhaus. Doch letztlich musste ein Sieger ausgerufen werden - und die Wahl fiel auf "Der Dodo & Parr Beats". Hinter diesem Namen stehen Dominik Nikolaiczek und Philipp Schlott aus Wedel. Der Schüler des Johann-Rist-Gymnasiums und der Tontechnik-Student kreierten einen Rap-Song mit dem Titel "Mehr". Darin setzen sich die beiden kritisch mit dem schier alles verschlingenden Internet und der wachsenden Abhängigkeit von Nachrichten-Konsum, sozialen Netzwerken und der Datensammelei auseinander.

Das Duo registriert das "Syndrom der ganzen Generation", die falsche Illusion des www, in dem "mit ein paar Klicks aus jeder Bratze 'n Engel" gemacht werden kann und Ideale verzerrt werden, während die Realität mit ihren "Macken und Mängeln" ignoriert wird. Natürlich sind die beiden nicht total gegen das Web, sondern wollen nur Anstoß für einen bewussten Umgang geben.

Warum macht man bei einem solchen Wettbewerb mit, statt in der Disko abzuchillen? "Als ein Freund uns von dem Wettbewerb erzählte, fanden wir das Thema sofort interessant. Und das Barlach-Museum kannten wir aus dem Kunstunterricht", sagte Dominik Nikolaiczek. Von der Idee bis zum fertig abgemischten Stück waren es rund zehn Stunden. "Wir werden eine Platte machen und da wird es dann auch zu hören sein."

Organisatoren denken über Ausstellung der Siegerarbeiten im Barlachhaus nach

Bislang ist dieses Siegerprojekt lediglich im Internet abrufbar wie alle anderen Ergebnisse. Sie anzuschauen lohnt sich sehr. Heike Stockhaus: "Da sind geniale Sachen dabei."

Eventuell wird es auch eine Ausstellung im Barlach-Geburtshaus an der Wedeler Mühlenstraße geben - die Präsentation in den Ratzeburger Lokalitäten der Musuemsgesellschaft war jedenfalls schon ganz hervorragend besucht.

Einen kleinen Seitenhieb gab es abschließend von Heike Stockhaus in Richtung der überregionalen Medien: "Während die Zeitungen in den Regionen Ratzeburg und Wedel den Wettbewerb thematisierten, wurde er von den großen Medien ignoriert - wenn ein Jugendlicher eine Bank überfällt, kommt er auf die Titelseite, wenn er aber gute Kunst macht, interessiert das nicht. Schade."