Anfang 2010 waren 200 Beschäftigte der Firma arbeitssuchend gemeldet. Viele fallen nicht mehr unter die Statistik

Elmshorn. 68 ehemalige Mitarbeiter von Talkline sind derzeit im Bezirk der Agentur für Arbeit Elmshorn arbeitssuchend gemeldet. Das teilte die Behörde jetzt auf Anfrage mit. Wie berichtet, wurde die einstige Unternehmenszentrale von Talkline in Elmshorn zum 1. Oktober 2010 geschlossen.

Ende 2008 gaben die neuen Eigentümer die Aufgabe des Standorts bekannt. Zuvor war die Talkline-Muttergesellschaft Debitel vom Freenet/Mobilcom-Konzern geschluckt worden. Im Zuge der Fusion der Firmen wurde die Tochtergesellschaft in Elmshorn - dort waren Ende 2008 noch 730 Mitarbeiter tätig - als überflüssig angesehen.

Im Laufe des Jahres 2009 wurden nach und nach die Abteilungen Marketing, Vertrieb, Produktmanagement, Produktentwicklung sowie die Rechtsabteilung geschlossen. Als Letzte hatten am 23. Dezember die mehr als 200 Mitarbeiter des Callcenters und der Kundenbetreuung ihren letzten Arbeitstag. Die Betreuung der Kunden - auf ihrer Rechnung wird auch weiterhin der Name Talkline auftauchen - obliegt seitdem einem Callcenter in Erfurt. Neue Talkline-Produkte werden nur noch online vertrieben.

Anfang Januar 2010 führte die Agentur für Arbeit noch 200 "Ex-Talkliner" in ihrer Kartei. Dass aktuell nur noch 68 von ihnen dort betreut werden, heißt allerdings nicht, dass die anderen wieder in Lohn und Brot sind. Viele, die in 2009 freigesetzt wurden, sind nach zwölfmonatiger Zahlung aus dem Bezug von Arbeitslosengeld und damit auch aus der Statistik heraus gefallen.

Von den etwa 150 IT-Mitarbeitern, denen die Übernahme versprochen worden war, sind zum 1. Oktober mehr als 100 in die Dienste von Freenet/Mobilcom gewechselt. Ein Teil hat bereits die Arbeit in Büdelsdorf aufgenommen. Morgens um 7 Uhr startet vom einstigen Talkline-Gebäude ein Shuttle-Bus, der um 17 Uhr von Büdelsdorf zurückfährt. Der Gratisbus wurde in einer Betriebsvereinbarung festgehalten. Allerdings gilt dieser Service nur für neun Monate - und auch nur bei größerer Nachfrage.

Die ehemaligen Talkline-Mitarbeiter, die dem Betriebsübergang auf Freenet/Mobilcom nicht widersprochen haben, werden ein Jahr lang zu den bisherigen Konditionen weiterbeschäftigt. Was danach kommt, ist offen. So verdienen ihre neuen Kollegen bei Freenet/Mobilcom in der Regel weniger, haben zudem eine längere Wochenarbeitszeit und weniger Jahresurlaub.

Nach Informationen der Pinneberger Zeitung hatten ursprünglich vier von fünf IT-Mitarbeitern nicht in die Dienste von Freenet/Mobilcom treten wollen. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass sie aufgrund ihrer hochgradigen Spezialisierung kaum für andere Jobs in Frage kamen.

Etwa 30 IT-Mitarbeiter haben widersprochen. Sie erhielten zum 30. September die Kündigung, weil ja der Standort Elmshorn aufgegeben wird, sowie eine Abfindung von 0,8 Monatsgehältern pro Beschäftigungsjahr. Allerdings sind die meisten von ihnen bis Ende 2011 übergangsweise weiter bei Freenet/Mobilcom beschäftigt. So ist es nicht vollständig gelungen, die in Elmshorn vorhandenen 13 Millionen Kundendaten von Talkline und Debitel auf die Freenet/Mobilcom-Rechner in Büdelsdorf zu migrieren. Daher mussten neue Räume an der Daimlerstraße angemietet werden, wo 80 "Ex-Talkliner" an der Datenübertragung arbeiten.