Mit Vakuum-Toiletten für Züge ist das Unternehmen Evac Weltmarktführer

Wedel/Shanghai. Während viele Firmen von der Finanz- und Wirtschaftskrise schwer gebeutelt wurden und teilweise immer noch ums Überleben zu kämpfen haben, hat genau jene Katastrophe für das Wedeler Unternehmen Evac fantastische Erfolge mit sich gebracht. "China hat gewaltige Infrastrukturprogramme aufgelegt, die auch Bahnstrecken und Züge als Bestandteil haben. Davon profitieren wir stark", sagte Sven Mascow, stellvertretender Geschäftsführer der China-Tochter des Herstellers von Bahn-Toilettensystemen. Einige Zahlen machen die Dynamik deutlich. Mascow: "Wenn die Deutsche Bahn hier drei neue ICE-Züge bestellt, wird das schon als große Meldung verkündet. China hingegen ordert 400 Züge à 15 Waggons - und zwar jedes Jahr."

Der Bedarf an Personentransport ist enorm. Allein im Großraum Shanghai wollen während des chinesischen Neujahrsfestes 360 Millionen Leute transportiert werden - innerhalb einer Woche. Auf rund 1,6 Milliarden Menschen wird die Zahl der potenziell regelmäßigen Bahnfahrer geschätzt.

"Deshalb investiert China massiv in das Bahnnetz", sagte Mascow. Als Systemlieferant für Vakuum-Toilettensysteme ist Evac mit allen wesentlichen Zugherstellern, die sich in China tummeln, im Geschäft.

Die Folge: Der größte Bahnmarkt der Welt sorgt mittlerweile für 60 bis 70 Prozent des Umsatzes bei dem Wedeler Unternehmen, das im laufenden Jahr die 100-Millionen-Euro-Grenze fast erreichen wird. Verbunden ist damit die Sicherheit für etwa 230 Arbeitsplätze mit steigender Tendenz. Und das Reich der Mitte ist ein guter Kunde: Gelder fließen schnell.

Allerdings ist das China-Geschäft nicht ohne Tücken. Evac ist in der Gesellschaftsform einer Limited engagiert, was in etwa einer deutschen GmbH entspricht. Neben Mascow ist noch ein deutscher Techniker im Team, ansonsten besteht die Belegschaft aus 25 chinesischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der Staat achtet sehr darauf, dass im Land Arbeitsplätze geschaffen und auch die Wertschöpfung dort stattfindet. "Deshalb ist es üblich, nach einer gewissen Zeit auch in China zu fertigen", sagte Mascow. Wer nicht vom Markt ausgeschlossen werden will, muss sich diesen Vorgaben beugen. Evac reagiert, indem lohnintensive Fertigung, wie die Herstellung von Toiletten-Kabinen nach China verlagert und das eigene Know-how geschützt wird.

Diese Verbindung von High-Tech made in Germany plus Nutzung der in China vorhandenen Ressourcen soll auch auf lange Sicht den Erfolg der Firma sichern. Große Zughersteller haben mit ihrem Engagement und dem Verraten von Technologie die Weichen für eine für sie unliebsame Entwicklung gestellt: Mit dem erworbenen Wissen produzieren chinesische Firmen mittlerweile Züge für den Export.