In den alten Räumen des Edeka-Fleischwerks dreht André Erkau eine Komödie über Beziehungen im Tiefkühlgeschäft

Pinneberg. In Pinneberg haben die Dreharbeiten für die Komödie "Arschkalt" begonnen. Die Produzenten mieteten sich dafür an einem Ort ein, der von der Geschichte fast haargenau passt: im Edeka-Fleischwerk an der Nienhöfener Straße in Waldenau. "Es ist schon erstaunlich, dass man nur wenige Kilometer aus Hamburg rausfahren muss, um den Großstadtflair vollkommen abzuschütteln", sagt Regisseur André Erkau.

"Wir benötigten Räume, die nach Tiefkühlhaus aussehen, ohne tatsächlich eiskalt zu sein. Denn das hätte hohe Sicherheitsauflagen und extreme Anforderungen an unsere Technik gestellt", erklärt Björn Vosgerau. Er gehört gemeinsam mit Uwe Kolbe zu den Produzenten im Team. Die 1998 in Köln gegründete Firma "Wüste Film West" trägt die Produktion. Mittel dafür fließen unter anderem aus der "Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein", die auf besondere Regionalität bei ihren Zuschüssen Wert legt.

Hauptdarsteller erhielt 2005 die Goldene Kamera als bester Schauspieler

Der Titel ist für die Macher des Films um Regisseur André Erkau, 42, ("Selbstgespräche") Programm. In "Arschkalt" erhält ein Tiefkühlkostlieferant, dessen Gefühle ebenfalls eingefroren erscheinen, auf seiner Odyssee als Fahrer durch die norddeutsche Provinz die Chance, wieder aufzutauen. Gespielt wird diese Rolle von Herbert Knaup ("Das Kanzleramt", "Lola rennt", "Mogadischu"), der im Jahr 2005 mit der Goldenen Kamera als bester deutscher Schauspieler ausgezeichnet wurde. Er mimt den zynischen Ex-Firmeninhaber Berg, der nur seine Ruhe haben will.

Doch im Tiefkühltransporter muss Berg alias Knaup mit dem naiven Ex-Friseur Moerer (Johannes Allmayer, ("Kommissar Stolberg", "Krupp", "Männerherzen") zurechtkommen. Der redet gern. Berg kann seinen lästigen Beifahrer erst dann wieder loswerden, wenn er ihn zu einem guten Verkäufer gemacht hat, fordert die neue forsche Chefin Lieke van der Stock (Elke Winkens, "Großstadtrevier", "Kommissar Rex", "Kottan ermittelt"). Von dem "arschkalten" Eigenbrödler Berg ist plötzlich Teamgeist gefragt. Gefühlte 876 Tiefkühlpizzen, 4322 Fischstäbchen und 12 887 Garnelen später beginnt er aufzutauen. Doch damit fangen die Probleme für das Männergespann erst so richtig an.

Bis Mitte nächster Woche wird hauptsächlich im Fleischwerk in Pinneberg-Waldenau gedreht. Wer also meint, in den nächsten Tagen in Pinneberg einen aus dem Fernsehen bekannten Schauspieler auf der Straße getroffen zu haben, könnte richtig liegen. Denn neben den drei Hauptdarstellern sind Peter Franke ("Absolute Giganten", "Das Wunder von Bern"), Thorsten Merten ("Halbe Treppe", "Elementarteilchen"), Philipp Hochmair ("Das Experiment", "Winterreise"), Mira Partecke ("Alle Anderen"), Kirsten Block ("Friendship", "Selbstgespräche") und Johanna Katharina Geißler ("Berliner Reigen") am Pinneberger Film-Set dabei, also dem Platz, wo gedreht wird, und zwar so lange, bis der Regisseur zufrieden ist.

"Mr. Frost" und "Happy Eskimos" rollen nur für den Film über die Straße

Wer aber glaubt, dass Tiefkühlkost-Fahrzeuge mit den Namen "Mr. Frost" und "Happy Eskimos", die in den kommenden Wochen auf unseren Landstraßen unterwegs sind, tatsächlich die Generation der Liebhaber eisgekühlter Lebensmittel beliefern, liegt falsch. Beide Firmen sind nur für den Spielfilm erfunden. Wer befürchtet, dass Pinneberg in der Komödie das Hamburger Vorurteil des Provinziellen erliegt, muss sich nicht grämen. Denn Regisseur Erkau verspricht, dass die Stadt mit keinem Wort erwähnt wird. Nur "Lütjenkoog" taucht auf, und das liegt nirgendwo zwischen Ost- und Nordsee.

Bis Ende Oktober ist das "Arschkalt"-Team in Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und sogar Nordrhein-Westfalen unterwegs. Denn neben der gemeinsamen Filmförderung der beiden norddeutschen Länder fließen auch Mittel aus dem Bundesland im Westen der Republik - und auch dort wird ein regionaler Bezug erwartet.

Geplanter Kinostart ist im Spätsommer 2011.