Regio-Klinik Pinneberg erweitert Spezialabteilung für Schlaganfall-Patienten. Innerhalb von drei Stunden muss medizinische Hilfe erfolgen

Pinneberg. Hubert E. kann wieder lächeln und geht jeden Morgen ganz normal zur Arbeit. Er dankt dafür den Ärzten und Pflegern in der Pinneberger Regio-Klinik und seiner Frau. Die hatte nämlich sofort den Rettungsdienst alarmiert, als der Wedeler beim Frühstück plötzlich nicht mehr sprechen und seinen Arm nicht mehr heben konnte. Eine gute halbe Stunde später lag er im Krankenhaus, wurde untersucht und mit einem Mittel behandelt, dass die Verstopfungen in der Blutbahn des Gehirns auflöste.

Etwa 600 Männer und Frauen wurden 2009 im Kreis Pinneberg nach einem Schlaganfall in der Klinik behandelt. "Zeit ist der wichtigste Faktor in der Behandlung", sagt Dr. Matthias Nitschke, Chefarzt der Neurologie. "Innerhalb von drei Stunden muss die Behandlung erfolgen." In dieser Zeit muss der Patient in die Klinik transportiert und untersucht werden. Gelingt das, sind die Chancen gut, dass keine bleibenden Beeinträchtigungen auftreten.

Sprach- und Sehstörungen oder Lähmungen können Warnsignale sein

"Früher haben wir uns auf den inneren Abteilungen intensiv um die Schlaganfall-Patienten gekümmert", berichtet Ernst-Peter Horn, Chefarzt für Anästhesie und Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes. Doch häufig blieb es bei der halbseitigen Lähmung. Viele Patienten landeten in Pflegeheimen. "Der Schlaganfall ist die häufigste Ursache dauerhafter Behinderung und damit die teuerste Krankheit überhaupt", sagt Chefarzt Nitschke. Erst seitdem Medikamente verwendet werden, die in den Blutgefäßen mögliche Verschlüsse auflösen, wachsen die Chancen, dass die Therapie erfolgreich verläuft.

Seit fünf Jahren werden diese Mittel verwendet. Knapp drei Jahre alt ist die Spezialabteilung im Regio-Klinikum. Mit vier Betten waren die Pinneberger Mediziner gestartet. Jetzt werden zwei zusätzliche Betten für Schlaganfallpatienten eingerichtet. Knapp 40 000 Euro investiert das Krankenhaus in neue Technik. Außerdem werden vier Pflegekräfte zusätzlich eingestellt, denn bei aller technischen Überwachung bleibt die Betreuung der Patienten ebenfalls wichtig.

Mit dem Ausbau der Abteilung wird der aktuelle Bedarf abgedeckt. Doch die Fachärzte wissen, dass durch den Anstieg der älteren Bevölkerung auch die Zahl der Schlaganfälle wachsen wird. "Im Kreis Pinneberg können wir alle glücklicherweise wohnortnah versorgen", sagt Dr. Horn.

Die Kooperation mit dem Rettungsdienst funktioniert nach Ansicht des Arztes ausgezeichnet. Rettungsassistenten und Notärzte sind sensibilisiert, dass Schlaganfallpatienten immer als Notfall zu betrachten sind, "auch wenn die Symptome nur mild ausgeprägt oder schnell flüchtig sind".

Lähmungsgefühle, Sprach- und Sehstörungen oder auch plötzlicher Schwindel können Warnsignale für einen Zusammenbruch sein. "Darum sollten Patienten oder deren Verwandte bei akuten Fällen unverzüglich den Rettungsdienst unter 112 alarmieren", raten die Fachärzte. Der Rettungswagen sei deutlich schneller als ein privater Transport. Zudem könnten die Retter direkt mit der Klinik absprechen, wie der Patient untersucht und behandelt werden muss. Ein Neurologe ist rund um die Uhr erreichbar. Die Wege in der Klinik sind auch dank der Zusammenarbeit mit der radiologischen Praxis kurz. Auch der Kontakt der Ärzte aus den verschiedenen Abteilungen sei in der Regio-Klinik deutlich besser als in einem Großkrankenhaus, sagt Dr. Horn. Er muss es wissen. Er hat vorher in der Hamburger Uniklinik gearbeitet.

Jetzt fehlt im Kreis Pinneberg nur noch die Früherkennung möglicher Schlaganfall-Patienten. Das könnte eine Aufgabe für die Hausärzte werden.