Der Phänologische Garten im Quickborner Himmelmoor wird am 25. Oktober zum Treffpunkt hochrangiger Experten

Quickborn. Klimagipfel am Quickborner Himmelmoor. Am Montag, 25. Oktober, kommen hochrangige Experten zum Thema Klimawandel in der Bildungs- und Förderstätte Himmelmoor zusammen, wo 2007 auf Betreiben des Gärtnermeisters Tobias Borchardt der stillgelegte Phänologische Garten wieder eröffnet wurde. Borchardt ist stolz darauf, Gastgeber dieser hochkarätigen Veranstaltung zu sein. "Wir entwickeln uns langsam zum norddeutschen Zentrum der phänologischen Gärten." In Quickborn werden heute 76 verschiedene Bäume und Sträucher mit genetisch identischen Pflanzen an mehr als 100 Standorten in der ganzen Welt verglichen. "Wir beobachten 276 einzelne Ereignisse", beschreibt Borchardt seine Arbeit. Wann die Pflanze blüht, sich die Blätter verfärben und abfallen. Diese Daten werden dann mit denen der anderen Standorte verglichen. Das Ergebnis der vergangenen 40 Jahre bestätigt den Klimawandel: Die Vegetationszeit der Pflanzen hat sich um etwa zehn Tage verlängert, sie werden eine Woche früher grün und etwa drei Tage später gelb.

All diese Daten laufen in der Humboldt-Universität in Berlin zusammen, wo sie Prof. Frank Chmielewski auswertet. Chmielewski ist einer der Referenten auf dem Seminar am 25. Oktober, dessen Teilnahme jedermann offen steht. Der Titel ist nach einer alten Bauernregel benannt: "Wie der November wittert, so wittert auch der Lenz".

Dr. Insa Meinke vom Norddeutschen Klimabüro in Geesthacht wird über die bereits festzustellenden "Klimaveränderungen in Schleswig-Holstein" berichten. Und Sonja Löffler wird aus Sicht des Landeskompetenzzentrums Forst in Eberswalde darüber sprechen, wie heute in Brandenburgs Wäldern "Klimaveränderungen erlebbar" seien.

Begründer der internationalen Phänologie ist der Agrarmeteorologe Fritz Schnelle, der 1955 ein Standardwerk veröffentlicht hat. Darin beschreibt Schnelle den Nutzen der Phänologie für die Landwirtschaft. So ließe sich beim Obst-, Wein- oder Weizenanbau ausnutzen, dass die Felder in südlicheren Regionen früher reifen als in nördlicheren und so die Ernteproduktion mitwandern und Arbeit und Maschinen gezielter eingesetzt werden könnten. Borchardt: "Schnelle war ein Visionär der Phänologie. Seine Vorhersagen sind faszinierend und heute noch gültig." Schnelle hat auch das Anlegen von genetisch identischen Pflanzen gefordert und damit das Netz der phänologischen Gärten ins Leben gerufen.

Für Quickborn hat Borchardt inzwischen Aufzeichnungen bei Buchen und Fichten aus dem Jahre 1992 mit den heutigen Ergebnissen miteinander verglichen. Demnach hat sich der Maitrieb schon in diesen zwei Jahrzehnten um eine Woche nach vorne verschoben, erklärt Borchardt. Der Deutsche Wetterdienst, der sogar über Daten aus 1400 Orten in Deutschland verfügt, hat bei der Apfelblüte festgestellt, dass diese sich seit Anfang der 1950er Jahre sogar um drei Wochen nach vorne verschoben hat, vom 20. Mai auf den 30. April. Dies könnte verheerende Auswirkungen für die Natur haben. Es könnte passieren, dass die Apfelblüte vom Frost bedroht wird, wenn sie immer früher reif wird. Und "sie blühen ins Leere", warnt Borchardt, weil die Bienen, die nicht früher schlüpfen, sie nicht mehr bestäuben könnten. Dann gäbe es bald kein Obst mehr.

Anmeldungen für das Klima-Seminar bei der Akademie für Natur und Umwelt, Telefon: 04347/704780, E-Mail: anmeldung@afnu.landsh.de