Auf Helgoland hat die 143. Jahresversammlung der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft begonnen. Präsident des Weltverbands eröffnet die Tagung

Helgoland. Seit Mittwoch an ist die Insel Helgoland, die über eine lange Tradition in der Vogelforschung verfügt, fest im Griff der Wissenschaftler. Die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) richtet bis zum 3. Oktober ihre 143. Jahresversammlung auf der Insel aus. Anlässlich dieses Ereignisses werden Hunderte von Vogelkundlern, Biologen und Fachwissenschaftlern aller Disziplinen vom Amateur bis zum Universitätsprofessor auf die Insel kommen - entgegen der momentanen Zugrichtung der wandernden Arten.

Auf dem mehrtägigen wissenschaftlichen Fachprogramm stehen Vorträge und Fachseminare sowie Symposien, die das weite Feld der Ornithologie vom Mauersegler bis zum Austernfischer abdecken, wobei auch Konflikte und Einflüsse der Vogelwelt in der Kulturlandschaft nicht ausgespart bleiben. Schweizer Ornithologen befassen sich beispielsweise am ersten Tagungstag mit der Abschätzung des Kollisionsrisikos von Tag- und Nachtziehern mit geplanten Windkraftanlagen und norddeutsche Ornithologen aus Büsum mit dem Angebot von Fischkuttern, die den Helgoländer Heringsmöwen ein "gefundenes Fressen" sind.

Eröffnet wird die in der Nordseehalle stattfindende Tagung an diesem Mittwoch um 15 Uhr vom Präsidenten der DO-G, Professor Franz Bairlein. Der Deutsche war vor wenigen Tagen auf dem 25. Internationalen Ornithologen-Kongress in Campos de Jordão, São Paulo, Brasilien, zum "Weltpräsidenten" gewählt worden. Damit übernahm er den Auftrag, den nächsten internationalen Kongress (IO-C) im Jahre 2014 in der japanischen Hauptstadt Tokio vorzubereiten.

Nach den Grußworten des scheidenden Bürgermeisters der Gemeinde Helgoland, Frank Botter, und der Direktorin der Biologischen Anstalt Helgoland, Professorin Karen Wiltshire, erfolgen am Eröffnungstag auch die Preisverleihungen. Eine fachkundige Jury hat dafür Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt.

Das "Sahnehäubchen" im öffentlichen Programm bildet die exklusive Vorab-Vorführung des Films "Helgoland - Insel der Vögel". Der 43 Minuten lange Beitrag, ein Dokumentarfilm im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks (NDR), war erst vor wenigen Tagen fertiggestellt worden. Insbesondere dazu sind auch Gäste herzlich willkommen.

Mit der Jahrestagung würdigen die Verantwortlichen auch das 100-jährige Bestehen der Vogelwarte. Seit 1910 wird auf der Nordseeinsel der Vogelzug untersucht. Seit Aufnahme der Beringung wurden knapp neun Millionen Vögel von insgesamt 585 Arten gekennzeichnet, von denen bisher von 307 Arten etwa 250 000 Wiederfunde vorliegen.

Die meisten Vögel wurden in Deutschland gefunden, gefolgt von Frankreich, Großbritannien, Dänemark, den Niederlanden und Norwegen. Einige Funde wurden sogar aus Afrika, aber nur sehr wenige aus den osteuropäischen Ländern und aus Asien gemeldet. Diese Langzeitdaten gelten als weltweit einzigartig, da nirgendwo sonst Vogelzug über einen so langen Zeitraum - nur zwischen 1945 und 1953 fehlen Daten - derart standardisiert untersucht worden ist.

Weitere Informationen über die Tagung sowie die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft finden sich auf der Website der Organisation.

www.do-g.de