Entscheidung zwischen Jörg Singer und Felicitas Weck bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag

Helgoland. Nur 25 Stimmen fehlten Jörg Singer vor drei Wochen zur absoluten Mehrheit bei den Bürgermeisterwahlen auf Helgoland. Jetzt hofft er bei der Stichwahl am Sonntag auf einen überzeugenden Sieg - doch seine Kontrahentin Felicitas Weck, die immerhin 30,8 Prozent der Stimmen beim ersten Wahlgang bekam, rechnet sich durchaus Chancen aus. "Ich habe ein gutes Gefühl", sagte die aus Hannover stammende Kandidatin, 56, die in Berlin der Bundestagsfraktion der Linken als Kommunalexpertin zuarbeitet und von der Linken auf Helgoland unterstützt wird. Sie sei die ganze Zeit auf der Insel gewesen, habe etwa die Hälfte aller Haushalte besucht und viele Gespräche geführt. Sie glaubt, dass ihre Kombination von "Fachkompetenz und weiblichem Charme" gut ankommt.

Unternehmensberater Jörg Singer, 44, aufgewachsen auf der Insel und mit der Unterstützung der vier Rathausfraktionen SPD, CDU, FDP und IHM ins Rennen gegangen, hat ebenfalls "ein sehr gutes Gefühl" nach einer Menge Gespräche besonders mit vielen älteren Helgoländern. Denn viele der Wähler, die am 5. September den unterlegenen und ausgeschiedenen Kandidaten Ulrich Voßhal wählten, hätten dies auch aus Protest gegen das herrschende Parteiensystem auf der Insel gemacht, sagt Singer, "und da sind sicher auch einige Reformen nötig". Er ist sicher, dass er viele Stimmen aus dem "Voßhal-Lager" abschöpfen kann.

Am Sonntag entscheidet die einfache Mehrheit darüber, wer am 1. Januar 2011 die Nachfolge des noch amtierenden Bürgermeisters Frank Botter antritt. Der war am Wahlabend "hocherfreut" über die hohe Wahlbeteiligung von 75 Prozent. Von Wahlkampfmüdigkeit könne auf der Insel keine Rede sein, sagte er. "Hoffentlich ist das auch am 26. September der Fall."

Die Chancen dafür stehen sehr gut, denn die Bürgermeisterwahlen sind für viele Helgoländer so spannend wie nie zuvor. Das hängt nicht nur mit den beiden Kandidaten zusammen. Es ist zu spüren, dass die Insulaner erkannt haben, dass es an der Zeit ist, die Weichen für eine sichere Zukunft der Insel zu stellen, vor allem den Rückenwind der Ansiedlung von Windkraftparks nahe der Insel auszunutzen und mit der Hilfe der Wirtschaft und von Investoren neue Jobs zu schaffen. Wer an der Spitze des Rathauses sitzt, auf den kommen wichtige Verhandlungen zu.

Bei der Wahl am 5. September kam Jörg Singer auf 449 Stimmen (47,5 Prozent), für Felicitas Weck votierten 291 Insulaner (30,8 Prozent). Der aus dem Rennen ausgeschiedene Ulrich Voßhal landete mit 205 Stimmen (21,7 Prozent) auf dem letzten Platz. Die Wahlbeteiligung der Insulaner lag damals bei genau 75,2 Prozent. Insgesamt sind 1272 Helgoländerinnen und Helgoländer wahlberechtigt.