Grüne und Naturschützer fürchten um Bestand der Grünen Lunge Bans-Wiesen in Pinneberg. Bürgerinitiative soll wieder belebt werden

Pinneberg. Eine marode Lärmschutzwand kann in Pinneberg das Tor für ein neues Gewerbegebiet öffnen. Die Stadtverwaltung schlägt vor, statt für eine halbe Million Euro den Schutzwall an der Kleingartenkolonie Kremerwisch zu erneuern, dort ein Gewerbegebiet zu entwickeln. Die Fraktion von Grün-Alternativer Liste (GAL) & Unabhängigen will diesen Weg nicht mitgehen und bereitet intensiv den Widerstand vor.

Manfred Stache, Sprecher der Fraktion, ruft alte und neue Mitstreiter der Biba, der Bürgerinitiative Bans-Wiesen, zusammen: am Montag, 27. September, um 18 Uhr im Rathaus, Raum D. Die Grünen befürchten, dass nicht nur das knapp vier Hektar große Gebiet der Kleingärten betroffen ist. Stache und Co. Sind sich sicher, dass als Nächstes auch die grüne Lunge zwischen Innenstadt und Autobahn, die Bans-Wiesen, bebaut wird.

Tatsache ist, dass bei den Kleingärten Kremerwisch Teile der Lärmschutzwand zur Autobahn eingestürzt sind. "Es hat sich herausgestellt, dass beim Bau der Wand gepfuscht wurde, sodass eine Reparatur nicht mehr möglich ist. Ein kleiner Wermutstropfen auf den Ruf des damaligen Bürgermeisters Kath, von dem viele schwärmten, wie schnell und unbürokratisch unter ihm die Realisierung der Lärmschutzwand möglich war", beklagt Stache.

Für den Grünen-Politiker ist die Alternative im Verwaltungsvorschlag keine echte Wahl: Denn Pinneberg könne es sich überhaupt nicht leisten, eine halbe Million Euro für den Bau einer neuen Lärmschutzwand auszugeben. "Also geht es endlich an die Versiegelung der Bans-Wiesen", befürchtet Stache. Der Fraktionssprecher kündigt an, dass GAL & Unabhängige einen Änderungsantrag stellen werden.

Fraktionschef von SPD und CDU halten Verwaltungsvorschlag für "interessant"

Nicht so negativ bewerten die Fraktionsvorsitzenden von SPD und CDU die Angelegenheit, die im Ausschuss für Stadtentwicklung am Dienstag, 28. September, besprochen werden soll. Die Sitzung, bei der es ursprünglich hauptsächlich um einen Grundsatzbeschluss für die weitere Innenstadtentwicklung gehen sollte, beginnt um 18.30 Uhr im Ratssitzungssaal.

Angela Traboldt, SPD, sagt: "Ich halte das für eine interessante Idee." Die Fraktion habe sich über Gewerbe statt Kleingärten allerdings noch keine Meinung gebildet." Michael Lorenz, CDU: "Wir sind solchen Vorschlägen gegenüber aufgeschlossen. Unsere Gewerbeflächen sind nicht unendlich. Die Möglichkeit muss untersucht werden." Die Union habe stets darauf gedrängt, an der Autobahn neue Gewerbeflächen auszuweisen. Die Befürchtung der Grünen, dass damit auch Tür und Tor für die weitere Bebauung der Bans-Wiesen geöffnet werden, teilt Lorenz nicht.

Die Stadtverwaltung begründet ihre Initiative: "Die Stadt Pinneberg verfolgt das strategische Ziel, offensiv Gewerbeflächen auszuweisen und neue Betriebe anzusiedeln. Damit soll mittelfristig ein wesentlicher Beitrag zur Reduzierung des strukturellen Defizits im Haushaltsplan geleistet werden." Laut Stache ist diese Formulierung neu interpretiert worden. Ursprünglich habe es geheißen: "Die Stadt Pinneberg strebt die Ansiedlung von Gewerbebetrieben mit geringem Flächenverbrauch, geringer Umweltbelastung, hohem Gewerbe-Steueraufkommen und hoher Wertschöpfung an und sorgt dafür, dass die Entwicklung von Gewerbeflächen an die Marktentwicklung und den Strukturwandel angepasst wird."

Grünen-Sprecher wertet Initiative fürs Gewerbegebiet als Rückschritt

Für den Grünen-Sprecher ist damit klar, dass die entwicklungspolitischen Ziele, die sich die Stadt Pinneberg einst vorgegeben hat, weitgehend Makulatur sind: Der ökologisch ausgerichtete Agenda -21-Prozess sei nur "für den Papierkorb beschlossen" worden. Eine flächenschonende Weiterentwicklung Pinnebergs werde mit Blick auf mögliche Steuereinnahmen durch Gewerbebetriebe verhindert.