Katastrophenschutzübung am Wedeler Kraftwerk. 170 “Verletzte“ mussten von havariertem Schiff geborgen werden

Wedel/Cuxhaven. Passanten am Wedeler "Willkomm Höft" wunderten sich nicht schlecht, als der riesige Autotransporter "Fidelio" am Sonnabendmittag von mehreren Schleppern langsam elbaufwärts fuhr. War das Schiff havariert? Genau - aber nicht in Wirklichkeit, sondern zum Zwecke einer Großübung. Angenommen wurde, dass es während einer Werftprobefahrt zu einer Verpuffung gekommen war, bei der 170 Menschen verletzt wurden. Einsatzkräfte aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg trainierten Versorgung und Bergung der Verletzten des Schiffsunglücks.

Weiterfahrt der "Fidelio" nach Hamburg war nicht mehr möglich

Für die Übung war die "Fidelio" frühmorgens in Cuxhaven gestartet. Per Hubschrauber wurden dann Helfer der Feuerwehren Cuxhaven, Brunsbüttel und Hamburg an Bord gebracht. Sie übten, Feuer zu löschen und Verletzte zu versorgen. Währenddessen fuhr das Schiff weiter zum Anleger von Vattenfall in Wedel. Die Lage an Bord war so "ernst", dass eine Weiterfahrt nach Hamburg nicht mehr möglich war.

In Wedel galt es, die Verletzten von Bord zu bergen, zum anderen zwei kleine "Zeltstädte" aufzubauen, in denen die Verletzten vor einem Weitertransport in die Kliniken untersucht werden.

Hauptziel der Übung war es, die Abstimmung zwischen den etablierten Rettungsdiensten an Bord und Land zu trainieren. Beteiligt waren unter anderem die Regionalleitstelle West in Elmshorn als Rettungsleitstelle, die technische Einsatzleitung Katastrophenschutz, Die Rettungsdienst-Kooperation mit Rettungswagen und Notärzten, das Rote Kreuz Pinneberg, die DLRG des Kreises mit zwei Bootsgruppen und Rettungstauchern, die Feuerwehren mit der Wedeler Wehr an der Spitze und der Pinneberger Ortsverband des Technischen Hilfswerke.

Zunächst galt es, eine Zugangsmöglichkeit zum riesigen Autotransporter zu schaffen, um die Verletzten abzutransportieren - ein Schlüsselelement der Übung. Denn die Lage sah vor, dass es keine Gangway für den Abtransport gibt. Einziger Zugang zum Deck 5 des über 230 Meter langen Schiffes war eine Öffnung von drei Metern Höhe und ungefähr zehn Metern Länge. An diese Öffnung musste eine Konstruktion angelegt werden, über die man die "Verletzten" sicher von Bord bringen konnte. Problem beim Aufbau: Am Übungstag lief die Tide aufgrund des Sturms erheblich höher auf als vorgesehen, sodass der Brückenaufbau nicht ganz so reibungslos vonstatten ging. Da die THW-Helfer jedoch gut vorgeplant hatten, konnte die Rettung über die Hilfskonstruktion dennoch gut eine Stunde nach dem Einsatzauftrag an die Ehrenamtlichen beginnen.

Engpässe beim Einsatz von Hubschraubern in Cuxhaven

Aufgrund der Höhe der Bordwand von über 40 Metern über der Kaianlage gab es ohnehin keine Alternative, als auf die Fertigstellung der Behelfsgangway zu warten. Bei der Bergung der Verletzten arbeiteten die Organisationen gut zusammen, auch wenn es noch an der einen oder andere Stelle hakte - doch dafür sind Großübungen da, wie Volker Dornquast, Staatssekretär im Kieler Innenministerium, anmerkte, der als Gast zur Großübung gekommen war.

Die komplette Auswertung der Abläufe dürfte noch einige Zeit dauern. Indes: Wegen der bevorstehenden Verschlankung der Bundeswehr könnten die Länder in Notfällen nicht mehr im gewohnten Umfang auf Hubschrauber zurückgreifen, sagte Hamburgs Abteilungsleiter für Katastrophenschutz, Peer Rechenbach. Gut funktioniert habe bei der Übung das Zusammenspiel der Funksysteme an Land und auf See sowie der Behörden. Schwieriger sei es gewesen, die Führungssysteme der Hilfsdienste aufeinander abzustimmen.