Missbrauch kann jahrelang zurückliegen und wird oft verdrängt

Kreis Pinneberg. Frauen, die sexuell missbraucht worden sind, haben vielfältige Überlebensstrategien entwickelt. Um sie dabei zu unterstützen, zu stabilisieren und stark zu machen, den Alltag zu bewältigen, bauen das Frauennetzwerk Pinneberg und der Frauentreff Elmshorn eine Gruppe für "Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen auf". Das ist dringend notwendig, denn die Wartezeiten für Betroffene, die eine ambulante Therapie beginnen wollen, betragen in unserer Region bis zu anderthalb Jahre.

"Die Gruppe kann helfen, wieder zu eigenen Kraftquellen zu finden und Liebe und Fürsorge für sich und andere zu fühlen", sagt Ulrike Berg-Weichert vom Frauennetzwerk. Sie hat das Angebot mit ihrer Elmshorner Kollegin Lisa Schnelten entwickelt. Als Gruppenleiterin ist Dorothea Helmbrecht dabei. Die Psychologin arbeitet an der Asklepios-Klinik in Harburg. Sie sagt: "Die Vergangenheit kann ich nicht ändern, aber die Zukunft aktiv gestalten."

Oft werden die Erlebnisse, die in der Kindheit zurückliegen können, verdrängt. "Stattdessen bestimmen diffuse Ängste, Phobien und psychosomatische Leiden das Leben. Sexualität und Partnerschaft sind häufig belastete Themen", sagt die Therapeutin. Im geschützten Rahmen und unterstützt durch die Gruppe will sie den Betroffenen die Möglichkeit bieten, Neues auszuprobieren, unbelastete Wege zu beschreiten.

Die Gruppe kommt ab 28. September an zehn Dienstagabenden um 19 Uhr in den Räumen des Pinneberger Frauennetzwerkes, Dingstätte 25, zusammen. Ein unverbindliches Vorgespräch ist notwendig. Ulrike Berg-Weichert ist unter Telefon 04101/51 31 47, und Lisa Schnelten unter 04121/66 28 zu erreichen.

Das Gruppenangebot, das erste gemeinsame im Kreis Pinneberg, wird ermöglicht durch die Spendenaktion "Schaut hin - Gewalt kommt nicht in die Tüte". Sie wird jährlich zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen von der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Pinneberg gemeinsam mit der Bäcker-Innung organisiert.