Stichwahl am 26. September auf Helgoland. Zweikampf zwischen Jörg Singer und Felicitas Weck

Helgoland. Auf Helgoland ist alles anders, zumindest oftmals anders als erwartet. Bei den Bürgermeisterwahlen am vergangenen Sonntag schien die Wahl Jörg Singers, aufgewachsen auf der Insel und mit der geballten Unterstützung der vier Rathausfraktionen SPD, CDU, FDP und IHM ausgestattet, vielen als Selbstgänger. Zwar fehlten dem 44 Jahre alten Unternehmensberater am Ende nur 25 Stimmen zur absoluten Mehrheit, sodass er am 26. September mit der Zweitplazierten Felicitas Weck zur Stichwahl antreten muss.

Mangelnde Unterstützung für Singer durch "seine" Fraktionen?

Doch die vielen Stimmen für die beiden anderen Kandidaten - für ihn stimmten 449 Insulaner, für beide anderen Bewerber insgesamt 496 - haben Singer nachdenklich gemacht. Möglicherweise müsse in den nächsten drei Wochen noch deutlicher als bisher dargestellt werden, so Singer, wie der gemeinsame Fahrplan für die Zukunft der Insel mit den ihn unterstützenden vier Fraktionen aussehe. Da seien dann auch die Inselpolitiker in der Pflicht.

Für Singers Konkurrentin Felicitas Weck, 56, kam das Erreichen der Stichwahl nicht überraschend. Das Ergebnis von 30,8 Prozent der Stimmen habe sie aufgrund der vielen positiven Gespräche erwartet. Die Hannoveranerin ging mit Unterstützung der Linken in die Wahl. Das trete aber bei der Wahl in den Hintergrund, sagte die Frau, die als Referentin in der Bundestagsfraktion der Linken für Kommunales tätig ist. "Eine Bürgermeisterwahl ist eine Persönlichkeitswahl." Sie glaubt, dass ihre Wähler ihre langjährige Erfahrung in der Kommunalpolitik honorieren. Jetzt will sie im Lager des unterlegenen Kandidaten Ulrich Voßhal um Wähler werben, aber auch bei denen, die Singer gewählt haben. Felicitas Weck ist optimistisch: "Nach der Wahl ist vor der Wahl."

Der unterlegene Bewerber Ulrich Voßhal aus Diepholz, der 21,7 Prozent der Stimmen bekam, ist desillusioniert. Offenbar wollten die Helgoländer ihre "überholten Strukturen" behalten, sagte er. Die Vitalität der Insel sei so niedrig, dass man sich einen Aufbruch nicht zutraue und lieber weiter auf Transferleistungen des Landes baue. Für Voßhal ist Singer mit seiner "Koalition aus fast allen Parteien" gescheitert, er empfehle "seinen" Wählern, am 26. September die Kandidatin der Linken zu wählen, "auch mit Blick auf die sich absehbar ändernden Machtverhältnisse in Kiel".

Bürgermeister Botter freut sich über die hohe Wahlbeteiligung

Der amtierende Bürgermeister Frank Botter (SPD) ist jedenfalls "hocherfreut" über die hohe Wahlbeteiligung von 75 Prozent. Von Wahlkampfmüdigkeit könne also keine Rede sein, sagte er. "Hoffentlich ist das auch 26. September der Fall." Das hofft auch Jörg Singer, der sich jetzt zunächst mit einer Postwurfsendung an die Helgoländer wenden und den Wahlkampf noch einmal forcieren wird.

"Schade, dass nur ein paar Stimmen fehlten", sagte Michael Becker (FDP). Die Frage, ob die fehlenden Stimmen nicht bei größerem Einsatz der vier Fraktionen hätten geholt werden können, verneinte Becker. Die Fraktionen hätten ihren Kandidaten unterstützt, man werde auch in den nächsten Wochen wieder aktiv werden.