Fünf Firmen aus dem Kreis Pinneberg gehören zu den wirtschaftsstärksten Unternehmen Schleswig-Holsteins

Kreis Pinneberg. Die Wirtschaftskraft des Kreises Pinneberg ist landesweit Spitze. Keine anderen Landkreise, auch keine der kreisfreien Städte, haben so viele umsatzstarke Unternehmen in ihrem Einzugsbereich.

So weist die aktuelle Statistik der HSH-Nordbank gleich fünf Firmen aus dem Kreis Pinneberg unter den 14 umsatzstärksten Betrieben aus. Es sind dies die beiden Mineralölgesellschaften Orlen (2,5 Milliarden Jahresumsatz, Rang 2) und Deutsche Tamoil (1,65 Milliarden, Rang 6) aus Elmshorn, der Energieversorger E.on-Hanse in Quickborn (1,4 Milliarden Euro, Rang 7), der Medikamentenhersteller "AstraZeneca" in Wedel (eine Milliarde Euro, Rang 12) und Autoliv in Elmshorn (816 Millionen Euro, 14), der die Automobilindustrie mit Sicherheitsgurten ausrüstet.

Allen fünf Umsatzriesen gemein ist, dass sie zu größeren in- und ausländischen Konzernen gehören. So ist Orlen, das 518 Orlen- und Star-Tankstellen in Norddeutschland betreibt, eine Tochter des mit 23 Milliarden Euro Gesamtumsatz größten gleichnamigen polnischen Unternehmens, das insgesamt 2700 Tankstellen in Polen, Tschechien, Litauen und Deutschland betreibt. Hierzulande beschäftigt das Unternehmen rund 2500 Mitarbeiter, davon 110 in Elmshorn. Weltweit sind es mehr als 14 000 Beschäftigte.

Orlen ist im Jahre 2003 aus den norddeutschen Aral-Tankstellen hervorgegangen, die der britische BP-Konzern aus kartellrechtlichen Gründen veräußern musste. Bis 2001 gehörte dieser Geschäftszweig zur Eggert Mineralöl AG und der Norddeutschen Tankstellen AG. Zur Eggert-Gruppe gehörte bis 1993 auch die HEM-Mineralöl AG, die heute als die Deutsche Tamoil mit inzwischen bundesweit 390 Tankstellen firmiert. Die Tamoil gehört zur niederländischen Oilinvest, die wiederum in libyschen Händen ist.

Das Unternehmen, das mit seinen 96 Mitarbeitern im Elmshorner Ramskamp - die Tankstellen sind allesamt verpachtet - direkt neben der deutschen Orlen-Zentrale sitzt, sei weiter auf Wachstumskurs, betont Unternehmenssprecher Carsten Pohl. So stagnierte im vorigen Jahr zwar der Umsatz, aber der Absatz sei "zweistellig" gestiegen, sagt der Leiter des siebtgrößten Tankstellennetzes in Deutschland. Auch in diesem Jahr verkauften die firmeneigenen HEM- und Go-Tankstellen im einstelligen Prozentsatzbereich mehr Kraftstoffe, sagt Pohl. Genaue Zahlen möchte er nicht nennen. Denn: "Deutschland ist im Mineralölgeschäft ein extrem hart umkämpfter Markt. Da können die Preise pro Liter innerhalb eines Tages um zehn Cent einbrechen. Der deutsche Autofahrer ist enorm preisbewusst und fährt gern zur günstigsten Tankstelle." Da wolle sich kein Anbieter in die Karten schauen lassen. Nur so viel mag er verraten: Im Durchschnitt verkaufe jede der 15 000 Tankstellen in Deutschland drei Millionen Liter Kraftstoffe im Jahr. "Aber wir liegen deutlich darüber", sagt Tamoil-Sprecher Pohl. In fünf Jahren will die Tamoil ihr Geschäft deutschlandweit auf 500 Tankstellen ausbauen, kündigt Pohl an. "Dann hätten wir einen Marktanteil von fünf Prozent."

Größtes Unternehmen im Land mit einem Jahresumsatz von 3,65 Milliarden Euro ist die Freenet AG in Büdelsdorf, in die vor einem Jahr die Talkline aus Elmshorn mit aufgegangen ist. Weitere Umsatzriesen sind in dieser Aufstellung die Edeka Handelsgesellschaft Nord mit Sitz in Neumünster (2,26 Milliarden Euro Umsatz, Rang 3), der Agrarlieferant Hauptgenossenschaft Nord in Kiel (2,06 Milliarden, Rang 4) und das Medizintechnik-Unternehmen Drägerwerk AG in Lübeck (1,9 Milliarden Euro, Rang 5). Anders als bei der Zahl der Mitarbeiter, wo die Statistik die 100 größten Unternehmen auflistet, sind bei den Umsatzzahlen von der HSH Nordbank nur die 20 umsatzstärksten Betriebe genannt. Dies sei aufgrund der "mangelnden Regionalisierbarkeit der Umsätze" für alle Unternehmen geschehen, heißt es von der Landesbank.