Das Projekt “Go Young“ soll junge Menschen an das Werk von Ernst Barlach und Käthe Kollwitz heranführen

Wedel. Ernst Barlach und sein Werk zählen nicht zum eingängigen Popkultur-Mainstream heutiger Zeit und sind insofern insbesondere für Kinder und Jugendlichen eher "schwer verdaulich". Ein Grund mehr für Heike Stockhaus, die Leiterin des Wedeler Ernst-Barlach-Museums, immer wieder Anläufe zu unternehmen, jüngere Generationen an den großen Künstler heranzuführen. "Go Young" heißt das Projekt, mit dem Barlach und Käthe Kollwitz sie in den Bann ziehen möchten. Bis zum 16. September läuft dieser Jugendwettbewerb, mit dem "starke Beiträge, die Barlach und Kollwitz heute neu sichtbar machen" gesucht werden.

Eine Jury wird die Einzel- und Gruppenarbeiten bewerten

"Wir brauchen Bilder, die uns wach rütteln. Wir suchen Texte, die uns hinhören lassen", sagte Heike Stockhaus. Fotos, Malereien, Plastiken, Objekte, Musik, Artikel - alle möglichen Ausdrucksformen sind erlaubt. Eine Jury wird die Einzel- und Gruppenarbeiten bewerten - dem Gewinner stehen 500 Euro in Aussicht. Details dazu sind unter www.ernst-barlach.de/go-young im Internet zu bekommen.

Das Internet gehört zu den Medien. Über die Heike Stockhaus und die Ernst Barlach Museumsgesellschaft die jungten Leute einbinden wollen - mit Präsentationen, aber auch der Möglichkeit, eigene Gedanken und Werke über "YouTube" hochzuladen und so auf zeitgemäße Weise zu interagieren. Denn der Museumsbesuch traditioneller Art, wie ihn frühere Bildungsbürger-Generationen meist sonntäglich ausübten, reizt Jugendliche immer weniger. "Dabei sind die Themen, die Barlach und Kollwitz behandeln, immer noch gültig, ihre gesellschaftlichen Inhalte auch für Jugendliche interessant", sagte Heike Stockhaus. Der Materialismus und die oft blinde Zukunftsgläubigkeit, die schon Barlach kritisierte, werden auch mehr als 70 Jahre nach seinem Tod hinterfragt.

Kinder sollen ihre eigene künstlerische Aussage treffen

Das Thema "Krieg" werde von den jungen Menschen auch gerade vor dem Hintergrund des deutschen Engagements in Afghanistan "aufgegriffen und verstanden". "Die Ruhelosigkeit und Schnelllebigkeit, das soziale Elend, die Armut - das sind Fragen, die schon Barlach an die Zeit gestellt hat, die auch heute nicht beantwortet sind", so Heike Stockhaus.

Deshalb startete die Museumsgesellschaft bereits im Juli das "Go-Young"-Projekt. Alle Schulen und viele Institutionen und Jugendämter in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern waren eingeladen, Kinder ab acht und Jugendliche bis 20 Jahre zu motivieren, Themen von Ernst Barlach und Käthe Kollwitz mit den Augen von heute zu betrachten. Die Ausstellung "Über die Grenzen der Existenz" im Dom von Ratzeburg sowie in den Kirchen St. Petrie und St. Answer bildete ein Element des Projektes. Viele Schulklassen- und Jugendgruppen besuchten diese Ausstellungen und setzten sich mit dem Schaffen von Barlach und Kollwitz auf vielerlei Art auseinander - beispielsweise durch das Nachstellen von Barlach-Skulpturen näherten sie sich der Intention des Künstlers auf eine ganz eigene Art.

"Uns geht es aber natürlich nicht darum, dass Kinder Barlach nach dem Motto, wer macht's am schönsten - kopieren", sagte Heike Stockhaus: "Sondern sie sollen ihre eigene künstlerische Aussage treffen."