Rund 400 Erdproben sollen vor dem Umbau der Elmshorner Innenstadt zeigen, wo Altlasten liegen

Elmshorn. 240 000 Euro werden in der Elmshorner Innenstadt im Boden "versenkt". Für diese Summe erfolgen zwischen Nordufer und Reichenstraße 172 Bohrungen, es werden etwa 400 Proben genommen und im Labor analysiert. Mit den Untersuchungen sollen Altlasten im Boden aufgespürt und eingeschätzt werden. Das ist notwendig, weil das Gebiet innerhalb der nächsten 15 Jahre mit Millionenaufwand komplett umgestaltet werden soll.

Seit Anfang dieser Woche sind die Teams der Firmen Geoscan und Serbay in der Innenstadt aktiv. Angefangen haben sie am Nordufer im Bereich der dortigen Parkpalette. Seit Mittwoch sind sie auf die andere Seite der Krückau gewechselt und haben den Buttermarkt sowie das Kremer-Gelände ins Visier genommen.

Die Bohrungen dauern zwischen einer Stunde und einem Tag

Insgesamt finden 150 kleine Bohrungen mit einem Durchmesser von 50 Millimetern statt. Sie reichen etwa vier Meter tief in den Boden. Pro Meter ist eine Bodenprobe vorgesehen. In 90 Fällen wird zusätzlich eine Bodenluftprobe genommen. Diese Bohrungen sollen jeweils eine Stunde dauern. Hinterher wird von den Arbeiten nichts mehr zu sehen sein.

22 Bohrungen, wie etwa derzeit am Nordufer, sind größeren Durchmessers und gehen tiefer in den Boden. Hier werden dauerhafte Grundwassermessstellen eingerichtet. Diese Brunnen benötigen einen Tag Arbeit. Das Loch wird später mit einem Deckel verschlossen. 800 solcher Grundwassermessstellen gibt es kreisweit, sie werden in regelmäßigen Abständen kontrolliert.

"Wir wollen die Bohrungen innerhalb von drei Wochen abschließen", erläutert Lutz Greving, der zuständige Gutachter. Allerdings könne es zu Verzögerungen kommen, wenn vorher festgelegte Bohrpunkte nicht genutzt werden können. Das Problem sind Leitungen im Boden, die nicht immer in den Karten verzeichnet sind. Bevor gebohrt wird, wird mit einem Spannungsprüfer das Vorhandensein von Gas-, Strom- oder Wasserleitungen geprüft. Im Zweifelsfall wird der Bohrpunkt verlegt. Das ist bereits mehrfach passiert.

Die Bohrteams tragen normale Arbeitskleidung. "Wir werden lediglich an einigen Punkten das Tragen von Ganzkörperschutzanzügen anordnen", erläutert Greving. Dies sei im westlichen Teil des Buttermarktes der Fall, wo einst eine Gasanstalt stand und Teeröle im Boden erwartet werden. Erhöhte Vorsicht ist auch auf dem ehemaligen Gelände der Lederfabrik Knecht & Söhne geboten, wo die Gefahr von Milzbrandsporen besteht. Dieses Gelände wurde zuletzt von Eisen Kremer und Teppich Kibek genutzt, es liegt derzeit brach. Daher können die Bohrteams ungestört arbeiten. Unter dem Buttermarkt, das betont der Gutachter, werden entgegen früheren Annahmen keine Milzbrandsporen mehr vermutet.

Wo gebohrt wird, ist nach Abschluss der sogenannten historischen Erkundung entschieden worden. Die Auswertung von Archiven und Akten hat ergeben, dass es acht große Bereiche von Altablagerungen gibt, die aus Aufschüttungen stammen. Die Zahl konnte dann auf fünf reduziert werden.

Gebohrt wird an 32 Orten. Ergebnisse sollen bis Jahresende vorliegen

Durch die spätere industrielle Nutzung auf diesen Flächen haben die Gutachter 32 konkrete Standorte ausgemacht, wo Schadstoffe im Boden vermutet werden. Dort wird nun gebohrt. "Wir suchen Mineral- und Teeröle, Lösungsmittel und Schwermetalle", erläutert Greving.

Die Auswertung der etwa 400 Proben wird das Labor SGS Fresenius in Hamburg vornehmen. Die Ergebnisse sollen bis zum Jahresende vorliegen. "Wir werden dann entscheiden, welche Flächen wir uns noch einmal genauer angucken müssen und welche wir für eine weitere Nutzung freigeben", erläutert Holger von Thun, Leiter des Fachdienstes Umwelt. Der Kreis ist als Bodenschutzbehörde für alle Altlasten zuständig.