Philipp Westermann aus Pinneberg ist bester deutscher Amateurgolfer

Quickborn/Pinneberg. Auch wenn Philipp Westermann schon länger beim Hamburger Golfclub Falkenstein spielt, ist er der heimliche Star im Quickborner Golfclub an der Pinnau. Wenn er es einrichten kann, schaut der 21-Jährige vorbei in dem Club, in dem er das Golfen erlernte - und in diesen Tagen konnte sich der gebürtige Pinneberger vor Glückwünschen kaum retten. Philipp Westermann hat die Internationalen Amateurmeisterschaften auf Gut Kaden gewonnen - der erste große Titel in seiner Karriere.

"Das Interesse hier im Club ist groß", sagt er bescheiden. Kein Wunder. Die Großeltern gehörten zu den Gründungsmitgliedern des Clubs an der Pinnau, sie nahmen Enkel Philipp im Alter von elf Jahren erstmals mit zum Golf - der Beginn einer rasanten Karriere. Der Junge war drei bis vier Mal pro Woche auf der Anlage und übte stundenlang schlagen und putten. Trotz Rückschlägen und Erfolglosigkeit am Anfang biss er sich durch, wurde immer besser.

Bald gewann er die Clubmeisterschaften, er geriet in den Fokus des Bundestrainers. "Als Philipp Westermann das Schreiben des Deutschen Golfverbandes öffnete", schrieb die Pinneberger Zeitung 2004, "staunte er nicht schlecht: In dem Brief wurde dem 16 Jahre alten Talent des Golfclubs An der Pinnau (Philipp wohnt im Pinneberger Quellental) mitgeteilt, dass er in die deutsche Jugend-Nationalmannschaft berufen wurde, die vom 6. bis 10. Juli in Helsinki an der Europameisterschaft in Helsinki teilnimmt".

Stipendium an der South Eastern Louisiana University

Das Talent heimste weiter Erfolge bei Meisterschaften und Turnieren ein, wurde 2007 in die Herren-Nationalmannschaft berufen. 2008, im Jahr seines Abiturs an der Integrierten Gesamtschule Thesdorf, wurde Westermann bereits deutscher Vizemeister bei den Amateuren.

Nach der Schulzeit entschied sich der Pinneberger, den Wehrdienst zu leisten. Es schloss sich der Grundwehrdienst in der Sportfördergruppe der Bundeswehr an, und dann ging es über den großen Teich: Seit Anfang 2010 studiert das Golftalent in Hammond, einer kleinen Stadt in der Nähe von New Orleans, Business Administration an der South Eastern Louisiana University, wo ihm aufgrund seiner herausragenden sportlichen Leistungen ein Stipendium gewährt wurde. Der junge Deutsche absolviert dort ein pralles Tagesprogramm, bei dem Fitnesstraining sich mit Vorlesungen und Golftraining abwechselt.

Wie wichtig ist das Fitnesstraining für einen Golfer? "Das hat eine immense Bedeutung", sagt Westermann. Wer körperlich fit ist, ist auch fit im Kopf, kann länger gut spielen." Dazu kommen spezielle Übungen, die die Rotation und Stabilität unterstützen, sozusagen das "Feintuning", um die Bälle optimal zu treffen.

In den USA machte Philipp Westermann von Anfang an einen guten Eindruck, gewann gleich ein Turnier, wurde ins "All-Star-Team" der Region berufen, zwei Mal Spieler des Monats und als "Freshman of the Year" der Southland Conference gefeiert.

In der deutschen Golfszene weiß man natürlich schon länger, was man an dem Talent mit dem hervorragenden Handicap von plus vier hat, in der internationalen Szene sorgt er für Aufsehen. So führte ihn das Magazin Golf Week unter den besten 50 amerikanischen Amateurgolfern. Der erste Sieg in den USA, erinnerte sich Philipp Westermann, habe ihm sehr viel Selbstvertrauen gegeben. Und das konnte er mitnehmen nach Deutschland, wo ihm in seinem bislang erfolgreichsten Jahr der Sieg bei den Amateurmeisterschaften gelang.

Profilaufbahn erst nach dem Studium

Im Amateurbereich steht er in Deutschland auf Platz eins, ist in der Weltrangliste der Amateure bester gerankter deutscher Spieler auf Platz 81. Westermann ist bereits für den vorläufigen Nationalkader der Weltmeisterschaften im Oktober in Buenos Aires nominiert. Viele sehen in dem jungen Norddeutschen bereits einen neuen Martin Kaymer, den Nachfolger Bernhard Langers im Profibereich.

Doch Westermann hält den Ball flach, lässt sich nicht verrückt machen. Erst einmal das Studium erfolgreich absolvieren, möglichst in dreieinhalb Jahren, "und dann können wir mal weitersehen", sagt er. Eine Profikarriere hat er natürlich im Hinterkopf, nachdem er seit mehr als zehn Jahren so viel an Zeit und Leidenschaft in seinen Sport investiert hat. Die Jahre in den USA dürften für weitere gehörige Leistungsschübe bei Philipp Westermann sorgen.

Bruder Moritz spielt ebenfalls hervorragend Golf

Trotz aller Erfolge und glänzender Aussichten ist er bodenständig geblieben. Mit ehemaligen Schulkameraden aus Pinneberg steht er regelmäßig im E-Mailkontakt, mit der Familie sowieso. Der liegt das Golfspielen im Blut, und so ist auch der ein Jahr jüngere Bruder Moritz ist begeisterter Golfspieler und kann immerhin Handicap null vorweisen.