Die neuen silbergrauen Bus-Züge der KViP bieten Platz für 177 Passagiere

Wedel/Uetersen. Die Premiere hätte schon ein bisschen mehr Aufmerksamkeit verdient. Da rollt am Sonnabend erstmalig ein Linienbus mit Anhänger durch die Haseldorfer Marsch, und kaum einer guckt hin oder fährt mit. Mit den zwei Bus-Zügen auf der Linie 589 (Bahnhof Wedel - Uetersen, Buttermarkt) sollen Fahrrad-Ausflügler besser bedient werden.

Die durften zwar bisher auch schon ohne Mehrkosten ihre Räder mitnehmen, doch das Platzangebot war naturgemäß begrenzt. Als dann am Sonnabendvormittag Busfahrer Fahrer Heinrich Stanneck mit dem 23 Meter langen Kaventsmann auf die Strecke der Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg (KViP) ging, gab es auf dem Weg von Uetersen nach Wedel nur ein paar Fahrgäste. Und die reisten ohne Fahrrad. Merkwürdig genug, dass alle Passagiere wie gewohnt vorn in den Bus stiegen und den Anhänger mit immerhin Platz für 40 Fahrgäste ignorierten. Der quaderförmige Anhang ist allerdings im Design so geschickt gestylt, dass der silbergraue Bus-Zug für immerhin 177 Fahrgäste auf den ersten Blick von schräg vorn wie eine Einheit wirkt.

Am S-Bahnhof Wedel, dem Wendepunkt für die Rückfahrt nach Uetersen, stieg endlich die erste Radlerin zu. Barbara Kempe aus Hamburg-Rissen wollte brav vorn beim Fahrer bezahlen und erlebte eine weitere Überraschung. Weil ein Drucker nicht funktionierte, musste Stanneck seine Fahrgäste gratis befördern. Der nette Busfahrer half der Premieren-Radfahrerin noch beim Verstauen des Gefährts im Anhänger und sicherte das Rad mit einem Gepäckband. "Das ist ja ein toller Service", sagte die Hamburgerin, die einen Ausflug an die Hetlinger Schanze plante.

Lust auf den Anhänger bekamen sofort acht junge Hamburger. Neben dem Fahrrad fanden die Teilnehmer einer Junggesellen-Abschiedstour noch reichlich Platz auf den bequemen Sitzen. Der Tipp für vergnügungsfreudige Fahrgäste: Die Sitze in der letzen Reihe sind die besten. Denn da wird sogar die Geradeausfahrt zum Erlebnis. Wie ein Dampfer bei Seegang schaukelt der Anhänger sanft hin und her. In Kurven kommt noch die Querbeschleunigung hinzu. Dann wird die Hinterachse automatisch mitgelenkt und lässt ein leichtes Achterbahn-Gefühl aufkommen.

Heinrich Stanneck hat hinter dem Lenkrad alles unter Kontrolle. Zwei Monitore lassen den Blick in den Bus und in den Anhänger zu. Vor dem Anfahren schaltet ein Videobild kurz auf die Deichsel des Anhängers. So kann Stanneck prüfen, dass sich niemand in dem schmalen Zwischenraum aufhält.

Das Fahren mit dem Geschoss beherrscht der Moorreger mit einer Million Kilometer Busfahrer-Erfahrung souverän. Während einer Extra-Ausbildung wurden er und seine Kollegen für den langen Lulatsch geschult.

Die Bus-Züge verkehren mit Sondergenehmigung erstmals seit 60 Jahren wieder in Schleswig-Holstein.

Von Karfreitag bis zum Ende der Herbstferien wird an Wochenenden und Feiertagen der Extra-Service auf der Linie 589 geboten. Während der Woche sind die Bus-Züge mit Beginn des neuen Schuljahres in und um Barmstedt als Schulbusse unterwegs.