Sogar das Safetycar kam zum Einsatz, weil die Bobbycar-Piloten schneller waren, als es der Zeitplan vorsah

Schenefeld. Gegen so viel geballte Wadenkraft und antrainierte Oberschenkelpower hatten die Pessimisten vom NDR keine Chance. Bei der Stadtwette im Rahmen der Sommertour des Senders legten die Schenefelder Bobbycar-Piloten am Sonnabend unter dem Gejohle von Tausenden Zuschauern ein Rennen hin, das die Düpenau-Metropole wohl dauerhaft als Stätte bedeutender Muskelmobilsport-Veranstaltungen festschreibt.

Die Wette der Moderatoren Jan Malte Andresen und Verena Püschel: Schenefeld schafft es nicht, genug Bobbycar-Piloten zusammenzubringen, um binnen zehn Minuten zehn Kilometer Strecke auf einem 90-Meter-Rundkurs zu bewältigen. Doch der Einsatz wurde schnell zum Flop für die Veranstalter. Schon in der Boxengasse auf der abgesperrten vierspurigen LSE waren mehr als 50 Bobbycars teilweise in furchterregender Lackierung und beklebt mit Rallyestreifen startklar. Die Feuerwehrjugend hatte sogar ein Spezialfahrzeug mit funkensprühendem "Raketenantrieb" ins Rennen geschickt.

Das größte Getümmel gab es, als die Signalkelle auf Grün geschaltet wurde. Das Feld der rasenden Schenefelder mit Bürgermeisterin Christiane Küchenhof auf einem zum Dienstwagen umfunktionierten Bobbycar mittendrin legte einen Start hin, der Formel-1-Pilot Sebastian Vettel vor Neid hätte erblassen lassen. Im "Schleswig-Holstein-Magazin" wurde das Rennen live übertragen.

In der ersten Linkskurve gab es gleich die ersten Karambolagen. Denn jetzt mussten sich die Piloten - ausschließlich Erwachsene durften die Rennhobel fahren - in die schmale Gasse des Rundkurses einfädeln. Erschwerend hinzu kam, dass auf der von Zuschauern gesäumten engen Piste Kabelschutzschwellen als Schikanen das Kurshalten zum Kunststück machten.

Doch schon die Zwischenwertung zeigte, wo es bei der Stadtwette lang ging. Bereits nach drei Minuten hatte die Rennleitung 5500 Meter zusammengezählt,

Große Enttäuschung dann bei Publikum, Fahrerrinnen und Fahrern, als wenig später das Safetycar die Hatz stoppte. Der Grund: Die Bobbycar-Piloten waren dermaßen schnell, dass der Zeitplan des Senders aus dem Ruder lief. Der Zieleinlauf hätte nicht live gesendet werden können. Deshalb die Kunstpause. Immerhin nutzten einige der mit Klebeband, Knieschützern und Handgelenkpolstern ausgestatteten Amateure die Zeit, sich und ihre Kisten wieder auf Vordermann zu bringen. Erste Ausfälle mit abgerissenen Achsen und Rädern waren zu beklagen.

Doch als dann die finalen Runden wieder freigegeben wurden, hatten sich die Bruchpiloten längst Ersatz aus der Boxengasse geholt. Nach 11 070 Metern wurde das Rennen beendet.

Die Verlierer mussten zum Carwash antreten und die einige der eingesetzten Renner publikumwirksam Zahnbürste, Schwämmen und schäumendem Düpenauwasser wieder aufklaren. Dabei zeigte sich die Bürgermeisterin als großherzige Gewinnerin. Christiane Küchenhof rückte im Putzfrauenlook mit diversen Scheuerschwämmen an den Hüften an, um den Verlieren zu zeigen, wie man ein Bobbycar richtig wäscht.

Großzügig zeigte sich die VR Bank. Sie belohnte die Feuerwehrjugend mit 150 Euro für das originellste Gefährt. Auch die Kindergärten wurden als Stifter zahlreicher Rennfahrzeuge mit Spenden in gleicher Höhe bedacht. Sorge um ihre ausgeliehenen Bobbycars müssen sich die Kinder übrigens nicht machen. Fahrzeuge, die bei dem Rennen kaputt gingen, werden ersetzt.

Dass es auf der größten Straße Schenefelds so bald wieder eine Open-Air-Fete geben wird, erscheint eher unwahrscheinlich. Glück hatten die Veranstalter, weil am Sonntag ohnehin die Piste wegen der Cyclassics für den normalen Verkehr gesperrt werden musste.