Der SPD-Abgeordnete Rossmann fordert vom Land mehr Geld für die frühkindliche Bildung

Pinneberg/Kiel. "Es ist skandalös, dass Schleswig-Holstein Schlusslicht bei den Ausgaben für Kindertagesstätten ist." Dieses Resümee zieht der SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Dieter Rossmann nach jüngsten bundesweiten Vergleichen zur öffentlichen Förderung der frühkindlichen Bildung. Während Berlin durchschnittlich 4158 Euro für jedes Kind unter sechs Jahren investiert, sind es in Schleswig-Holstein laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung nur 1952 Euro.

Rossmann findet die Unterfinanzierung der Kitas besonders fatal: "Durch gute frühkindliche Bildung kann insbesondere bei benachteiligten Kindern das Steuer herumgerissen und ein schlechter Schulstart mit fatalen Folgekosten vermieden werden. Jeder investierte Cent nutzt hier der Persönlichkeitsentwicklung und den Bildungschancen der Kinder."

Um so problematischer findet Rossmann den Schritt der schwarz-gelben Landesregierung, auf die Gebührenfreiheit beim dritten Kindergartenjahr zu verzichten. Viele Eltern hätten ihre Kinder deswegen abgemeldet, habe eine Umfrage bei 600 evangelischen Kitas in Schleswig-Holstein ergeben. "Die Landesregierung verkauft uns für dumm", so Rossmann. Sie verkünde, dass die frühkindliche Bildung als politischer Schwerpunkt gestärkt werden soll, und gleichzeitig führe sie die Elternbeiträge für das dritte Kita-Jahr wieder ein. Somit schließe sie die Kinder, die es am nötigsten haben, von der frühkindlichen Bildung aus. "Erst ein halbherziger Schritt nach vorne und dann kräftige Schritte zurück, das hat bei Schwarz-Gelb System."

Bildungsexperte Rossmann findet den Ausbau der Kinderbetreuung auch aus anderen Gründen notwendig. Die Nachfrage bei den Eltern steige kontinuierlich, und in Zukunft bräuchte man angesichts des demografisch bedingten Fachkräftemangels jede verfügbare Arbeitskraft, um die hohe Produktivität zu erhalten. "Dass beide Eltern gut ausgebildet sind und arbeiten müssen, das wird in Zukunft die Regel werden, sonst bricht unser Wirtschaftssystem zusammen", meint Rossmann. Der Abgeordnete findet es töricht, dass Schwarz-Gelb im Bund durch ihre Steuergeschenke an Hoteliers, Unternehmen und reiche Erben den Kommunen jährliche Einnahmeausfälle von 1,6 Milliarden Euro beschert und sie somit in die Handlungsunfähigkeit getrieben haben. Rossmann: "Das muss auch deshalb rückgängig gemacht werden, damit der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab 2013 verwirklicht werden kann."

Die SPD-Bundestagsfraktion fordert außerdem eine Fachkräfte-Offensive für mehr Erzieher mit besseren Arbeitsbedingungen und einer Aufwertung des Berufsbildes durch bessere Bezahlung. Rossmann: "40 000 Erzieher werden bis 2013 fehlen, wenn wir nichts dagegen tun."