Der Schenefelder Jörg Freese nimmt gern Gäste mit auf seine Fahrten mit dem Heißluft-Ballon

Schenefeld. Bei der "Größer-schneller-weiter"-Konkurrenz von Airbus und Boeing zuckt Jörg Freese aus Schenefeld nur mit den Schultern. Ob man im Airbus 380 auch richtige Schlafplätze hat, ist ihm egal. Und der Boeing "Dreamliner" würde ihm bei Kontakt in der Luft höchstens Albträume bereiten. Denn Freese ist noch einer jener Fans von Fortbewegung am Himmel, denen der traditionelle Begriff "Luftfahrt" heilig ist. Freese ist "Ballöner" - der einzige im Kreis Pinneberg.

Wenn derzeit an milden Sommerabenden die bunten Riesenkugeln wieder häufiger am Himmel schweben, und ein gelb-grüner Ballon im Design einer Warenhauskette ist dabei, dann ist sicherlich Jörg Freese nicht weit. Seitdem er vor 15 Jahren den ersten Kontakt zu den lautlosen Himmelsstürmern hatte und mit aufstieg, lassen ihn die Ballone nicht mehr los. Zunächst half er als Verfolger, half beim Start und fuhr am Boden den Luftkapitänen hinterher, um nach der Landung die Gerätschaften wieder zusammenzupacken. Doch bald darauf erwarb er nach einem Lehrgang in der Nähe von Mainz die Lizenz, um selbst einen Ballon bedienen zu dürfen.

Um das doch nicht preiswerte Hobby betreiben zu können, gründete seine Frau Esther - ebenso begeisterte Ballönerin - das Unternehmen "Balloon adventure Hamburg". Das wickelt alles Geschäftliche ab. Unternehmen finanzieren eine rund 6000 Kubikmeter heiße Luft fassende Ballon-Hülle, und mit Mit-Reisenden wird versucht, die Betriebskosten zu erwirtschaften. Die sind nicht von Pappe, denn pro Flug werden allein 140 Kilogramm Propan verfeuert, und die Versicherungsprämien sind immens.

Doch daran denkt niemand, der sich mit Freese auf eine rund eineinhalbstündige Fahrt begibt - die immer etwas Besonderes und Einzigartiges ist, beispielsweise auch für die Golfer vom Club Weidenhof in Pinneberg. Die Siegerinnen und Sieger des "Präsidentencups" sind dabei, als Freeses Fahrzeug von einer Wiese in Elmshorn aus sanft emporsteigt. Weidenhof-Präsident Hans-Detlef Voss hatte die Brieftasche geöffnet, um "seinen" Golf-Cracks eine angemessene Belohnung zu spendieren - und ließ sich den Spaß selbst natürlich auch nicht entgehen. Einhellige Resonanz: "Traumhaft!"

Kein mulmiges Gefühl drückt den Magen - je höher es hinaufgeht, desto schöner wirkt auch Elmshorn. Der leichte Wind treibt die Gondel süd-östlich. Wunschziel wäre selbstverständlich der Golfplatz Peiner Hof - das klappt zwar nicht, weil das Gefährt allein den Strömungen folgt.

Doch Ballöner entwickeln Gelassenheit. Sie winken den Schaulustigen am Boden zu, wünschen Anglern aus 250 Metern Höhe lautstark ein "Petri Heil", lassen Prosecco prickeln - und genießen ansonsten die Sicht bis in die Hamburger City.

"Die Weite und das Erlebnis sind immer wieder faszinierend", sagte Jörg Freese, der rund 50 Starts in jeder Sommer-Saison absolviert. Im gesamten norddeutschen Raum ist er unterwegs, bei Großereignissen wie der Kieler Woche ein fester Programmpunkt. "Wenn man in Schleswig aufsteigt und auf der einen Seite die Ostsee und auf der anderen Seite die Nordsee erblickt, dann ist das fantastisch und nicht mehr zu steigern." Jedenfalls fast nicht. Seine allerschönsten Fahrten machte Freese über die Alpen. Da trug ihn die Nylon-Kugel hinauf auf rund 4500 Meter über den Meeresspiegel. Jörg Freese: "Da ist die Freiheit wirklich grenzenlos."

www.balloon-adventure.de