Die drei Kandidaten, die sich am 5. September zur Wahl stellen werden, wohnen alle nicht auf Deutschlands einziger Hochsee-Insel

Helgoland. Nach der Zulassung der drei Bewerber für das Bürgermeisteramt hat auf Helgoland der Wahlkampf begonnen. Alle Kandidaten für die Nachfolge von Frank Botter haben dabei ein Problem: Sie wohnen nicht auf der Insel - und müssen trotzdem bis zum Wahltag am 5. September so oft wie möglich dort um Stimmen werben.

"Man muss den Leuten zuhören und erfahren, was wichtig ist", sagt Jörg Singer. Der 44-Jährige, der zuletzt in München sesshaft war, sieht sich dabei im Vorteil. "Ich kenne Helgoland seit meiner Jugend. Meine Eltern lebten hier, meine Frau ist Helgoländerin." Er habe seit Jahren den Sommer und den Jahreswechsel auf der Insel verbracht und kenne viele Bewohner sehr gut. Der Kandidat war gerade wieder auf der Insel, wird dort auch im August mehr als zwei Wochen sein und auch in den Tagen vor der Wahl vor Ort um Stimmen kämpfen.

Seine Arbeit nimmt er mit - per Laptop. "Jörg Singer für deine Insel", so lautet der Slogan des Unternehmensberaters, der mit Frau und kleiner Tochter auf seinen Flyern posiert. Die Insel brauche ein Startsignal, ein "Go" für die Zukunft, sagt er - und schreibt die Buchstaben in HelGOland groß. "Wir benötigen moderne Infrastrukturen, die der Insel neue Chancen für die Zukunft verschaffen", sagt der Kandidat. Er nennt etwa die Windkraft, den gesamten Bereich erneuerbare Energien. "Wir müssen Angebote für Menschen schaffen, die Lebenszeit auf Helgoland verbringen wollen." Für die, die dort wohnen, arbeiten, Urlaub machen. Es gehe um den Hafen, um Flächen für Wohnungsbau, um die Fähranbindung ans Festland

"Ich sehe mich als Moderator, aber auch als Motor für die Insel." Singer hält sich für führungserfahren und politisch neutral. Der 44-Jährige, der als gemeinsamer Kandidat von SPD, CDU, FDP und IHM-Fraktion ins Rennen geschickt wird, baut als Bürgermeister auf die breite politische Unterstützung. "Gemeinsam mit den vier Fraktionen kann ich zügig das Richtige tun."

Das will auch Hermann Ulrich Voßhal, der aus Diepholz stammt. "Mit der Schule war ich das erste Mal auf Helgoland, war seitdem bestimmt 70 oder 80 Mal dort." Ab dem 20. August bis zum Wahltag will der 59-Jährige vor Ort Wahlkampf machen. Ganz klassisch, wie er betont. "Ich werde die Leute aufsuchen, mit ihnen reden und um ihr Vertrauen bitten." Seine Frau und den Hund nimmt Voßhal, der mit seiner Firma Heizungsanlagen effizienter macht, zum Stimmenfang auf die Insel mit.

Der Niedersachse hatte 65 Unterschriften sammeln müssen, um kandidieren zu können. Er betont seine Unabhängigkeit von der Politik. "Ich möchte nicht am Gängelband der Fraktionen hängen." Bisher werde auf der Insel Politik über die Köpfe der Einwohner hinweg gemacht, das müsse sich ändern. Voßhal (zwei Kinder, drei Enkel) fordert Wachstum, will dafür sorgen, dass die Zahl der Tagesgäste und der Übernachtungen wieder steigt. "Die Insel blutet aus", sagt er und fordert "ein Wirtschaftskonzept". Die Abwanderung junger Leute zum Festland müsse gestoppt werden. Moderne Arbeitsplätze und Bildungsstätten bis hin zum Abitur müssten her.

Die Verbesserung der Bildung, saisonunabhängige Arbeitsplätze, Verbesserung der Fährverbindungen: Das sind nur drei der Ziele, für die Felicitas Weck als Bürgermeisterin kämpfen will. "Das Potenzial der Insel wird nicht geweckt, es braucht frischen Wind." Die 56-Jährige (eine Tochter, zwei Enkel) ist Kandidatin der Linksfraktion. Für die Partei arbeitet die Hannoveranerin auf Bundesebene als Referentin. "Die Arbeit nehme ich per Laptop mit auf die Insel", verrät sie. Um mehr Zeit für den Stimmenfang zu haben, habe sie im Beruf die Stundenzahl halbiert. Die 56-Jährige finanziert den Wahlkampf mit persönlichen Mittel, sie wird auch vom Kreisverband der Linken unterstützt.

Ab dem 10. August wird Felicitas Weck bis zur Wahl auf der Insel präsent sein - und will von Tür zu Tür ziehen. "Ich werde mich auch bei den Vereinen vorstellen und mit den Gewerbetreibenden reden." Dass die Kandidatin viel zu sagen hat, haben die Inselbewohner bereits feststellen können. "Drei Postwurfsendungen sind schon rausgegangen, zwei weitere werden folgen."

Mit Postwurfsendungen haben auch die anderen Kandidaten bereits gearbeitet - und wollen es wieder tun. Felicitas Weck setzt zusätzlich auf das Internet, hat dort eine eigene Homepage freigeschaltet. Jörg Singer macht auf dem sozialen Netzwerk Facebook Werbung für seine Kandidatur.