Kritiker monieren, dass die Einsatzleitstelle auf der Basis 15 Jahre alter Daten geplant wurde

Kreis Pinneberg. Die Polizei in den Kreisen Pinneberg, Segeberg, Dithmarschen und Steinburg kämpft weiter mit Problemen in ihrer neuen Einsatzleitstelle "Westwind", die in Elmshorn auf dem Klinikgelände steht. Die Zahl der Einsätze liegt deutlich höher als erwartet. Damit steigt nicht nur der Arbeitsaufwand für die 45 Disponenten, die vor wenigen Wochen fünf Mann Verstärkung erhielten. Auch der Computer hat offenbar Mühe, mit den Anforderungen zurechtzukommen. Bis vor kurzem konnte es bei Hochbetrieb in der Zentrale vom Notruf bis zum Einsatz für einen Streifenwagen bis zu zwei Minuten dauern. Erst eine Anpassung der Software sorgte jetzt dafür, dass die Polizei ohne Verzögerungen im Einsatz ist. Die Verzögerungen entstanden, weil der Rechner offenbar mit den Datenmengen überfordert war, wenn viele Einsätze gleichzeitig liefen. Theoretisch soll es nur Sekunden dauern, bis ein Einsatz beginnt: Ein Polizist nimmt den Notruf an, gibt während des Gesprächs die Angaben des Anrufers ins System ein und leitet sie elektronisch an einen Kollegen weiter, der den Einsatz für die Streifenwagen auslöst und leitet. Doch auf dem Weg zwischen den Beamten kam es zu Verzögerungen.

Die Planer seien von durchschnittlich 360 Notrufen pro Tag für "Westwind" ausgegangen, erläuterte der Polizeidirektor für Pinneberg und Segeberg, Heinz Parchmann. Tatsächlich liege die Zahl jedoch um 20 Prozent höher. Die Prognosen seien im Jahr 2000 erstellt worden. Ob die fünf zusätzlichen Beamten in der Leitstelle dauerhaft dort bleiben müssen, konnte Parchmann nicht sagen.

In der Anfangszeit fiel bei "Westwind" teilweise der Funkverkehr komplett aus

"Westwind" ersetzt seit April die Leitstellen in Bad Segeberg, Pinneberg, Itzehoe und Heide. Seitdem gibt es Startschwierigkeiten: In den Anfangsphase fiel zeitweise der Funk komplett aus. Die Besatzungen der Streifenwagen wurden per Handy zum Einsatz gelotst. Fachleute kritisieren, dass das Leitstellenkonzept auf Planungen basiert, die bis zu 15 Jahre alt sind.

Auch bei den Notrufen hakt es offenbar immer wieder. Wer einen Verkehrsunfall oder ein Verbrechen über die 110 melden will, braucht zuweilen Geduld, weil die "Westwind"-Polizisten zuviel zu tun haben. Nach dem "Westwind"-Start hörten die Anrufer zunächst nur ein Klingeln in der Leitung. Jetzt ertönt eine Stimme mit der Aufforderung, zu warten und nicht aufzulegen. In der Regel müsse jeder Notruf innerhalb von neun Sekunden angenommen werden, sagte Parchmann. Ob dieser Durchschnittswert auch bei "Westwind" erreicht wird, steht noch nicht fest. Parchmann appelliert an die Anrufer, bei einem Notruf keinesfalls aufzulegen. Die Anrufe werden der Reihe nach abgearbeitet. "Wer ein zweites Mal anruft, muss sich wieder hinten anstellen", sagt der Leitende Polizeidirektor. Bei Unwettern oder schweren Unfällen gehen Dutzende von Notrufen gleichzeitig ein. "Dann kommt es zu Engpässen. Das war in der alten Leitstelle nicht anders." Bei aller Kritik müsse man bedenken, dass sich "Westwind" in der Einarbeitungsphase befinde. Eine weitere Qualitätsverbesserung erwartet Parchmann, wenn im Herbst 2011 der digitale Funk kommt.