Der Kreis Pinneberg, Elmshorn und Wedel werben mit Imagekampagne für den Einstieg in kommunale Verwaltungen

Kreis Pinneberg. Die kommunalen Verwaltungen schlagen Alarm. Ihnen geht der Nachwuchs aus. "Unser Personal schrumpft und altert", stellt Landrat Oliver Stolz fest. Mit einer groß angelegten Imagekampagne, die der Städteverband landesweit koordiniert und an der auch die Stadtverwaltungen in Elmshorn und Wedel beteiligt sind, soll jetzt ausreichend gutes Personal für die Zukunft gesichert werden.

Viele Jahre brauchten sich die öffentlichen Verwaltungen keine Sorgen zu machen. Mit der Aussicht auf einen unkündbaren Job als Beamter oder langjähriger Angestellte in den Rathäusern und Amtsstuben lockten sie jedes Jahr weit mehr Bewerber an als nötig. Doch mit diesen rosigen Zeiten für die Personalchefs scheint es bald vorbei zu sein, wie Pinnebergs Kreissprecher Marc Trampe an einigen Zahlen verdeutlicht, die durchaus als dramatisch einzuschätzen sind.

In der Kreisverwaltung sind 44 Prozent der Mitarbeiter älter als 50 Jahre

So werde in den nächsten neun Jahren jeder fünfte Mitarbeiter in der Kreisverwaltung, das sind 120 von etwa 600, in den Ruhestand gehen. 44 Prozent seiner Kollegen seien älter als 50 Jahre alt, sagt Trampe. Und erstmals bewarben sich in diesem Jahr nur noch 80 Schulabgänger auf die zehn Ausbildungsplätze im Verwaltungsdienst, die der Kreis Pinneberg jedes Jahr zur Verfügung stellt. "Das sind viel weniger als sonst, wo es weit über 100 waren."

Ein ähnliches Bild in der Stadt Pinneberg: Von 320 Angestellten und Beamten im Rathaus sind 140 über 50, heißt es im aktuellen Personalbericht der Stadtverwaltung. In den kommunalen Servicebetrieben ist es sogar fast jeder zweite. Unter 40 ist nur jeder fünfte.

Alle Arbeitgeber leiden darunter, dass Deutschland vergreist

Und die demografische Entwicklung, die ganz Deutschland (Durchschnittsalter 44 Jahre, Frankreich: 39, Nigeria: 19) allmählich vergreisen lässt, werde dramatische Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben, sagt Claudia Zempel. Die Dezernentin koordiniert beim Städteverband diese Image-Kampagne, der sich bislang 20 kommunale Verwaltungen, darunter drei Landkreise und alle großen Städte in Schleswig-Holstein, angeschlossen haben.

"Vor 30 Jahren gab es noch 1,3 Millionen 18-Jährige in Deutschland. 2020 sind es nur noch 733 000, 2030 nur670 000. Das ist ein Riesenproblem." Es bedeute, die Verwaltungen konkurrierten mit der Privatwirtschaft künftig um einen Bewerber-Pool, der nur noch halb so groß wie vorher ist. Wenn gleichzeitig jeder dritte Mitarbeiter in den Kreis- und Stadtverwaltungen in den nächsten 15 Jahren in Pension gehe, türme sich hier ein Problem von zwei Seiten auf: eine sinkende Zahl an Bewerbern steht einem steigenden Bedarf an neuen Leuten gegenüber.

"Wir sehen also das Problem des demografischen Wandels auf uns zu laufen und müssen uns vorbeugend dagegen wappnen", sagt Elmshorns Bürgermeisterin Brigitte Fronzek.

Hinzu kommt, argumentiert Claudia Zempel vom Städteverband, dass überall in den Verwaltungen der Rotstift angesetzt, Geld eingespart und deshalb Personal abgebaut wird. "Das macht die kommunale Verwaltung bei jungen Leuten nicht attraktiv. Im Gegenteil. Wir wissen, dass wir spätestens in 15 Jahren eindeutig zu wenig Personal haben und werden unseren jetzigen Qualitätsstandard nur halten können, wenn wir genügend gute Leute einstellen können."

Darum wollen die beteiligten kommunalen Verwaltungen jetzt gezielt und gemeinsam für sich als attraktive Arbeitgeber werben. "Und dabei werden wir den Schwerpunkt weniger auf die sicheren Arbeitsplätze legen", kündigt Brigitte Fronzek an. "Wir wollen zeigen, dass wir moderne, interessante und vielseitige Berufe anzubieten haben."

So präsentieren die 20 Kommunen schon mal im Internet, was es bei ihnen so alles gibt. Zempel: "Wir haben rund 100 unterschiedliche Berufe zu bieten, vom Architekten bis zum Zahnarzt."

Unter einem gemeinsamen Label wird künftig auf Ausbildungsmessen gemeinsam um guten Nachwuchs für die Kommunalverwaltung geworben.

www.berufe-sh.de