SPD-Bundestagsabgeordneter unterrichtete “Politische Bildung“ an der Unteroffiziersschule Appen

Appen. Ein Jackett unter Dutzenden von Tarnhemden. Es war offensichtlich, dass es kein Bundeswehr-Dozent war, der in der Unteroffiziersschule Appen das Seminar "Politische Bildung" leitete. Ernst Dieter Rossmann, Bundestagesabgeordneter der SPD für den Kreis Pinneberg, suchte in der Marseille-Kaserne den Dialog mit den Offiziersanwärterinnen und -anwärtern. In Deutschlands einziger Unteroffiziersschule der Luftwaffe ist Rossmann, der bereits in der vierten Wahlperiode im Bundestag sitzt, kein unbekanntes Gesicht. Regelmäßig doziert der studierte Psychologe hier über die Aufgaben eines Abgeordneten. Es sei sein Ziel, die Arbeit der politischen Entscheider in Berlin für die ausführenden Bundeswehrsoldaten greifbarer zu machen, so Rossmann.

Die Zusammensetzung des Bundestages stand ebenso auf dem Lehrplan, wie die Aufgaben und Bezugsgruppen eines Abgeordneten.

"Kennen Sie eigentlich Ihren Wahlkreisabgeordneten?", fragte der Bundestagsabgeordnete das Plenum. Die vereinzelt abgegebenen Antworten der Unteroffiziersschüler stünden repräsentativ für die Bevölkerung, so Rossmann. Die Bundestagsabgeordneten, müssten sich selbst bekannter machen. Schließlich seien die Abgeordneten "die ersten Ansprechpartner für Bürger in ihren Wahlkreisen", wenn es um bundespolitische Fragen gehe.

Manchen Soldaten ist es peinlich, in der Öffentlichkeit Uniform zu tragen

Der SPD-Politiker war jedoch nicht nur als Lehrender gekommen. Er fragte die jungen Soldatinnen und Soldaten auch nach den Problemen der Bundeswehr. Neben der hohen Arbeitsbelastung und der teilweise schlechten Ausrüstung empfanden die meisten vor allem das schlechte Ansehen der Bundeswehr in der Bevölkerung als große Belastung. Ein Soldat sagte, dass es ihm auf der Straße manchmal peinlich sei, seine Uniform zu tragen. Fast einstimmig machten die Unteroffiziersschüler den schlechten Informationsstand der Bevölkerung, vor allem in kriegspolitischen Fragen, für das schlechte Bild von der Bundeswehr verantwortlich. Rossmann stellte sich daraufhin hinter die Soldaten. Als Parlamentsarmee würde die Bundeswehr einen Auftrag ausführen, über den gewählte Volksvertreter abstimmen. Die Bevölkerung solle immer wieder daran erinnert werden, "dass Soldaten nicht persönlich die Entscheidung treffen, nach Afghanistan zu gehen". Zur Frage ob die Wehrpflicht abgeschafft werden solle, bezogen die Soldatinnen und Soldaten eine klare Position. Zwar könne eine Freiwilligenarmee positive Auswirkungen auf die Motivation der Soldaten haben. Jedoch habe die Bundeswehr mittlerweile eine Art "Erziehungsauftrag" für eine junge Generation und müsse weiterhin im Volk verankert bleiben, um sich nicht abzuschotten, so der einheitliche Tenor. Eine Wehrpflichtverkürzung auf sechs Monate betrachteten die Soldatinnen und Soldaten in Appen kritisch. Ein angehender Unteroffizier bezweifelte, dass die verkürzte Wehrpflicht noch einen Nutzen für die Bundeswehr habe: "Die jungen Menschen kommen als Nicht-Soldaten und gehen nach sechs Monaten wieder als solche".