Jule Vickerys Landbau-Kollektiv holt jetzt auf dem gemeinsam bestellten Acker in Appen die Früchte seiner Arbeit ein.

Appen/Schenefeld. Im größten privaten Gemüsegarten des Kreises Pinneberg hat die Erntesaison begonnen. Auf einem Feld beim Schäferhof in Appen reifen nicht nur die Früchte des Bodens. Auch die Landbau-Initiative des Schenefelder Ehepaares Jule und Henry Vickery, inzwischen auf den Namen Erntezeit getauft, ist prächtig gediehen. Was vor drei Monaten als Experiment begonnen wurde, hat sich so gut entwickelt, dass allmählich der Platz auf dem halben Hektar Anbaufläche knapp wird. Von den 80 Parzellen, die jährlich für 150 Euro gepachtet werden können, sind 75 bereits ausgebucht.

Jule Vickery, die mit Charme und Energie ihre Landbau-Kollektiv vorangetrieben hat, kann es immer noch nicht fassen, wie gut die Sache inzwischen läuft. "Das ist alles viel besser, als ich es mir je vorgestellt habe", sagt sie begeistert. War die Idee des gemeinsamen Landwirtschaftens anfangs auch von manchen Agrar-Profis belächelt worden, so haben sich inzwischen sogar Appener "Ureinwohner" nach einem Besuch auf dem Feld lobend geäußert. "Dafür, dass das Städter sind, sieht das ja gar nicht so schlecht aus", zitiert Jule Vickery eine solche Würdigung.

Aussaat und Anbau wurde von Fachleuten und mit Unterstützung des Geschäftsführers der Lebenshilfe Südholstein, Peter Schaumann, sowie Schäferhof-Chef Rainer Adomat auf den Weg gebracht. Schaumann hatte spontan das Feld zur Verfügung gestellt, nachdem er in der Pinneberger Zeitung über das Vorhaben gelesen hatte.

Inzwischen kümmern sich die 75 Pächter der 25 mal zwei Meter großen Parzellen des Anbaufelds um das Jäten und Pflegen und natürlich Ernten ihrer Naturprodukte. Jedem Teilnehmer stehen 25 Sorten von Feldfrüchten aller Art zur Verfügung. Die Auswahl reicht von den bereits jetzt reifen Bohnen und Erbsen über Kopfsalat bis hin zu Kräutern, Petersilie, Rot- und Wirsingkohl oder Kohlrabi. Der Kohlrabi hat es den tierischen Mitnutzern der Scholle besonders angetan. Mehrfach wurden schon Spuren ausgiebiger Hasenfrühstücks-Attacken festgestellt. "Doch damit muss man leben in der Natur", sagt die Initiatorin.

Jule Vickery ist mit ihrem britischen Mann Henry und den Kindern Philippa, Alva und Jasper so häufig es geht auf ihrem Feldabschnitt. Längst haben die Pächter untereinander gute Kontakte geschlossen. Es wurden schon nächtliche Lagerfeuer veranstaltet. Die Kinder lernten mit der Waldpädagogin und Gärtnerin Sabine Bentheim, was so an Getier unter dem Gemüse kreucht und darüber hin fleucht. Auch ein Zeltlager in Begleitung einer erfahrenen Pfadfinderfamilie wurde veranstaltet.

Die Arbeit auf dem Feld ist gar nicht so aufwendig. In den Erntezeit-Infos stellen die Vickerys Tipps zusammen. Was Laien erstaunen dürfte: Bisher war es kaum nötig, die Anbauflächen zu wässern. Trotz der Hitze sorgte die Natur noch immer für genügend Tau.

Besonders erfreulich finden die Begründer des Erntezeit-Projekts die ausgewogene soziale Struktur. Familien, Paare und Singles haben sich beim gemeinsamen Landwirtschaften zusammengefunden. Alle Altersgruppen sind vertreten. Auch die berufliche Vielfalt ist beeindruckend. Arbeiter und Rentner sind ebenso dabei wie Akademiker und mittelständische Kaufleute. "Wir haben hier den Porsche-Cayenne-Fahrer ebenso wie den Hartz-IV-Empfänger", sagt Jule Vickery.

Ziel beim gemeinsamen Wirtschaften ist es, gegenüber dem Einsatz von 150 Euro Pacht, in der Zeit von Frühjahr bis Herbst einen Ertrag im Wert von etwa 500 Euro für den eigenen Bedarf zu ernten.

Die letzen fünf Parzellen stehen noch zur Verpachtung zur Verfügung. Interessenten können sich unter der Telefonnummer 040/ 840 524 67 mit Familie Vickery in Verbindung setzen. Die nächste Saison kommt bestimmt. Und auch jetzt gibt es noch genug Zeit zum Ernten.

Weitere Informationen über das originelle Landbau-Projekt im Kreis Pinneberg sind auch über die Internet-Plattform von Facebook unter dem Stichwort Erntezeit zu finden.