Freibäder, Eisdielen und Beachclubs bleiben bei Dauerregen und niedrigen Temperaturen leer. Wedeler Elbstrand leergefegt.

Kreis Pinneberg. Was dem Australier der Winter, ist dem Pinneberger sein Sommer. An beiden Orten herrschen derzeit 16 Grad Celsius und die Sonne lässt sich selten blicken, weiß Nicholas Robinson. Der 13-Jährige lebt in Sydney und besucht derzeit seinen Cousin Andre Arvay in Pinneberg. Die Ferienlaune lassen sich die Teenager von Dauerregen und niedrigen Temperaturen nicht vermiesen. Sie stoßen im Eiscafé Valentina in der Pinneberger Innenstadt mit Cola auf die schulfreie Zeit an. Schutz vor Wind und Regen finden sie hinter einer blauen Plane.

Darauf steht mit weißen Buchstaben "Winteraktion", daneben der Hinweis auf Glühwein, Eierpunsch und Grog. "Immerhin müssen wir die Heizstrahler nicht aufstellen", sagt Bekim Krasniq vom Café schmunzelnd. Und alkoholische Heißgetränke schenken sie dort auch noch nicht aus. Doch für hartgesottene Gäste, die auch bei grauem Himmel draußen sitzen, hat Bekim Krasniq die Plane runtergelassen. Die meisten trinken Kaffee, einige wärmen sich die Hände an einer Tasse Tee. "Bei den Temperaturen verkaufen wir wenig Eis", sagt er. Dabei ist gerade das die Spezialität des Familienbetriebes. Zwischen 34 Eissorten können die Gäste hier wählen - alle selbst gemacht. "Auch wenn unsere Stammgäste bei jedem Wetter kommen, hoffen wir, dass es bald Sommer wird", sagt Krasniq.

Nicht nur in der Pinneberger Innenstadt drücken die trüben Tage auf die Stimmung. Auch der Wedeler Elbstrand ist leergefegt. Beim Beachclub sind die Türen verrammelt. Unternehmer Harry Woltmann blickt besorgt gen Himmel. "So wie der Sommer dieses Jahr läuft, ist es ein Desaster", sagt der Chef vom Wedeler Strandbad 28 Grad. Derzeit lohnt es sich für ihn überhaupt nicht, seinen Beachclub zu öffnen. Jeden Morgen entschied er sich dafür, dass es keinen Sinn macht. "Es kostet zu viel Geld. Das lässt sich wirtschaftlich nicht abbilden", sagt er. Fünf Mitarbeiter braucht er mindestens, damit der Laden wirklich läuft.

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Den Wetterbericht hat Woltmann immer fest im Blick. Erst 15 ordentliche Tage habe man in diesem Jahr gehabt. Zwischen 50 und 60 sind es normalerweise bis Saisonende Mitte Oktober. Der Beachclub-Chef, der in Hamburg noch zwei weitere Clubs betreibt, hofft: "Am Ende wird abgerechnet." Angst um seine Existenz hat er allerdings nicht. Sein Kerngeschäft seien ohnehin die Veranstaltungen. Am Freitag und Sonnabend wird in Wedel am Strand gefeiert - komme, was wolle. "Bei schlechtem Wetter stellen wir ein Zelt mit Heizung auf", sagt Woltmann.

Gähnende Leere herrscht auch im Elmshorner Freibad. "Obwohl die Ferien begonnen haben, verirren sich kaum Kinder her. Aber unsere Stammgäste halten uns die Stange", sagt Holger Bockelmann. Der Leiter des Badeparks kann sich nur mit den Zahlen trösten. Immerhin wirft die Besucherstatistik aus, dass im Vergleich zum Vorjahr 1000 Schwimmer mehr ins Elmshorner Freibad kamen. Doch Bockelmann gesteht: "Das letzte Jahr war aber auch die schlechteste Saison, seit wir die Zahlen erfassen." Und das macht das Elmshorner Bad schon seit den 60er-Jahren. Bis zu 140 000 Gäste kommen pro Jahr ins größte Freibad des Kreises, wenn das Wetter stimmt. 2011 waren es magere 50 000. Solch einen Sommer wünscht sich Bockelmann nicht noch mal.

Am Pinneberger Bad trauten sich am Dienstag immerhin ein paar Besucher durch die Schleuse vom Hallenbad ins Außenbecken. Hauptsache, man blieb schön unter Wasser. Das Wasser draußen hatte mit 24 Grad fast zehn Grad mehr als die Luft. "Bei dieser Witterung bieten wir mit Hallenbad und Außenbecken eine ideale Kombination", sagt Arno Nicolaisen, Betriebsleiter der Pinneberger Bäder. "Die Betreiber reiner Freibäder stört das schlechte Wetter sicher mehr als uns."

Auf dem Gelände der benachbarten Wasserskiarena tummelte sich unter verhangenem Himmel ein knappes Dutzend Hartgesottener. "Nass wird man beim Wassersport doch sowieso", sagte Peter Schattenfroh, Betreiber der Anlage, zu der auch ein Beachclub mit Gastronomie gehört. Nach Cocktails im Liegestuhl war niemandem zumute. Wohl aber nach wilden Ritten über das Wasser des ehemaligen Freibadsees. "Aus unserer Sicht ist es kein schlechtes Wetter", sagt Patrick, 19, aus Kayhude. Er ist ein erfahrener Wakeboarder. "Wir sind auch schon bei drei Grad gefahren", ergänzt Johannes aus Norderstedt. "Sie haben ihren Spaß, aber Geschäft machen wir nicht", sagt Peter Schattenfroh mit Blick auf das kleine Häuflein Besucher. "Natürlich warten wir dringend auf den Sommer."

Auf besseres Wetter hofft auch Dirk Kleinwort, der in seinem Obstparadies in Wedel auf 1,5 Hektar Land Erdbeeren anbaut. "Wenn es den ganzen Tag regnet, werden die Früchte weich", sagt er. "Außerdem bleiben die Selbstpflücker weg." 20 Grad, dazu ein Wechsel aus Sonne und Wolken - mehr wünscht sich der Obstbauer gar nicht, der mit vier festen Mitarbeitern und mehreren Saisonkräften auf 19 Hektar Äpfel, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Himbeeren und Sauerkirschen bewirtschaftet.

Es gibt aber auch Menschen, die sich über Regen freuen: Für die circa 600 Bauern im Kreis Pinneberg ist er derzeit noch ein Segen, sagt Peer Jensen-Nissen, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes. Erst wenn das Wasser vom Boden nicht mehr aufgenommen werden kann, bekommen die Landwirte ein Problem. "Das ist derzeit nicht der Fall", sagt er. Trocken muss es erst im August sein, wenn die Ernte eingefahren wird.