Der Bau des neuen Dorfzentrums hat hohe Lärmschutzauflagen zur Folge. Der Spielbetrieb auf dem Sportplatz ist daher akut bedroht.

Hasloh. In Hasloh ist der Dorffrieden in Gefahr. Das Großprojekt der Gemeinde, auf einem 20,5 Hektar großen Gelände zwischen Mittelweg, Ladestraße und Sportplatz eine neue Ortsmitte mit Kirche, Kindergarten, Altenbetreuter Wohnanlage und bis zu 240 Einfamilienhäusern zu schaffen, bedroht den Sportbetrieb des örtlichen TuS Hasloh. Der 834 Mitglieder zählende Sportverein dürfte künftig seine Fußballspiele nicht mehr sonntags zwischen 13 und 15 Uhr sowie wochentags nach 20 Uhr austragen. So schreibt es das Lärmschutz-Gutachten vor.

Stadtplaner Stefan Röhr-Kramer habe auf drei Einwohnerversammlungen nicht ein Wort über diesen Knackpunkt verloren, ärgert sich Vereinsvorsitzender Manfred Maier. Denn es geht nicht nur um ein paar Spiele, die hier zeitlich verlegt werden müssten.

Am Sonntag wären 76 Fußballspiele betroffen und wochentags noch mal so viele Spiele, heißt es im Lärmschutzgutachten. Auch wenn diese Zahlen nicht ganz zutreffend sind, wie Maier sagt, würde es doch den Spielbetrieb der 300 Fußballer im Verein Existenz bedrohend einschränken. Am Sonntag ließe sich noch am ehesten etwas regeln, glaubt Maier. So habe die Lärmschutz-Gutachterin offenbar 30 Spiele der Jugendmannschaften hinzugezählt, die aber alle in Hamburg ausgetragen würden. Von den verbleibenden 46 Spielen ließen sich ohne weiteres wohl 28 Spiele so vorverlegen, dass sie um 13 Uhr beendet sind, geht Meier auf die rechtlichen Vorgaben ein. Aber in den Wintermonaten, wenn es schon am Nachmittag dunkel wird, gehe das nicht, warnt der Zweite Vorsitzende Rainer Sieling.

Hinzu kommt, dass der TuS Hasloh wegen interner Querelen zurzeit nur noch eine Herrenmannschaft hat, nachdem fast eine komplette Mannschaft nach Quickborn gewechselt ist. Dies soll aber kein Dauerzustand sein. Wenn also wieder zwei Männermannschaften um Punkte und Pokale spielen, würde auch die Mittagsruhe am Sonntag schwer einzuhalten sein, um alle Spiele austragen zu können, sagen die Vereinschefs.

Für "völlig unmöglich" erachten es Meier und Sieling, dass wochentags um Punkt 20 Uhr alle Spiele beendet sein sollen.

Vor allem die Altherren- und Seniorenmannschaften tragen ihre Punktspiele meist am Freitag ab 19.30 Uhr aus. Der Schlusspfiff ist dann meist um 21.15 Uhr. Die Spiele früher anzupfeifen, sei allein schon deshalb nicht machbar, weil die berufstätigen Spieler von Hasloh und seinen Gegnern, die von Elmshorn bis Geesthacht anreisen, es einfach nicht bis 18 Uhr nach Hasloh schafften.

Das Problem sei die Sportstätten-Richtlinie, sagt Stadtplaner Röhr-Kramer. Dieses Bundesgesetz gebe es erst seit etwa zehn Jahren, weshalb es die Häuslebauer in der Hasloher Bahnhofstraße in den 1980er Jahren nicht vor den Trillerpfeifen der Schiedsrichter schützte, als sie ihre Häuser dicht an den Sportplatz bauten.. Nun aber könnten die 45 Rentner, die Ende 2014 in die Altenbetreute Wohnanlage in Haslohs neuer Mitte einziehen sollen, auf ihre sonntägliche Mittags- und wochentägliche Abendruhe pochen. Es sei denn, der Bauherr würde Fenster und Balkontüren einbauen lassen, die sich nicht öffnen ließen. Darauf will sich der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein aber nicht einlassen, sagt Projektbetreuerin Christiane Löwe. "Das wäre eine Katastrophe." Nicht nur wegen der zusätzlichen Baukosten. Auch den Bewohnern sei es schlicht nicht zuzumuten, in Wohnungen zu leben, deren Fenster sie nicht aufmachen könnten.

Also werden die Fußballer des TuS Hasloh wohl die Leidtragenden sein. Dabei solle er ohnehin schon einen seiner drei Sportplätze für das Bauprojekt opfern, sagt Vereinschef Meier. Und wenn im zweiten oder dritten Bauabschnitt die geplanten Einfamilienhäuser dicht an den Hauptplatz heranreichen, auf dem die Ligamannschaft ihre Spiele austrägt, könnte womöglich der gesamte Spielbetrieb auf dem Spiel stehen, ahnt Meier. Dabei spielen die Hasloher seit mehr als 40 Jahren hier mitten im Dorf. Echte Alternativ-Standorte konnte die Gemeinde dem Verein bislang nicht anbieten.

Stadtplaner Röhr-Kramer ist zuversichtlich, die Kuh doch noch vom Eis zu kriegen. Diese Woche treffen sich Politiker, Lärmschutzgutachterin, Stadtplaner und Vereinsfunktionäre zum Krisengespräch. "Ich hoffe, dass wir da eine einvernehmliche Lösung finden."

Dass er auf diesen Konflikt nie hingewiesen habe, sei "kein Versäumnis" gewesen, bittet der Stadtplaner um Verständnis. Ihm war von Anfang an klar, dass es zu Spielverschiebungen kommen müsste. Aber bei einem so großen Projekt gebe es ein Dutzend anderer Knackpunkte, etwa wo die Kirche stehen wird und ob es dort auch Handelsgeschäfte geben soll. Da passiere es manchmal, dass ein Stadtplaner nicht auf alles sofort aufmerksam mache.

Besonders groß aber scheint der Spielraum für eine einvernehmliche Lösung nicht zu sein. Bürgermeister Bernhard Brummund verspricht: "Wir werden den TuS Hasloh nicht im Regen stehen lassen." Amüsieren kann sich Vorsitzender Meier über den Rodelberg. "Den wollte der Stadtplaner als erstes weg haben. Zum Glück ist der stehen geblieben. Denn nun wirkt der für uns als Lärmschutzwall."