Die Stadt Wedel arbeitet mit Hochdruck am Millionenprojekt, ließ 50.000 Kubikmeter Erde abtragen. Mehrere Tausend Menschen sollen hier einmal arbeiten.

Wedel. Sand, so weit das Auge reicht. Erde türmt sich meterhoch in den Himmel. Einzig die zahlreichen Bagger, die sich durchs Gelände fressen, bringen Leben in diese karge Wüstenlandschaft an Wedels Elbufer. Die seltenen Besucher dürfen nur im Schutzanzug auf das abgeriegelte Areal am Tinsdaler Weg. Der Boden ist kontaminiert. Es stinkt penetrant nach Öl. Kein Wunder: Das 18 Hektar große Gelände war einst Sitz von Deutschlands erster Raffinerie. Heute wird es aufwendig saniert. Denn der neue Besitzer, die Stadt Wedel, hat Großes damit vor.

+++ "Business Park Elbufer": Wedels schönster Gewerbepark +++

Hier soll in den kommenden Jahren ein BusinessPark der neuen Generation entstehen. Ein 13-geschossiges Kongresshotel mit Elbblick, ein Beachclub am Gewerbehafen, Restaurants und Nahversorgung, ein Campus und Bürokomplexe, die dem jeweiligen Bedarf angepasst werden können - all das soll zukünftig hochklassige Forschungsunternehmen anlocken und in den kommenden Jahrzehnten kräftig Gewerbesteuereinnahmen in die Stadtkasse spülen soll. Die Vision: Das soll die Topadresse für innovative Technologie- und Dienstleistungsbranchen im Großraum Hamburg werden. Zwischen 6.000 bis 8.000 Menschen sollen hier einmal arbeiten.

Vier Jahre lang haben der ehemalige Besitzer, das Unternehmen Exxon-Mobil, und die Stadt Wedel den Verkauf ausgehandelt. So lange wie es dauerte, so schnell geht es jetzt mit den Erdarbeiten voran. "Wir liegen voll im Zeitplan", erklärt Bürgermeister Nils Schmidt zufrieden, der sich kürzlich zusammen mit Abgesandten der Firma Exxon ein Bild vom Sanierungsfortschritt machte. "Auf rund 70 Prozent der Fläche sind wir mit dem Aushub fertig", erläutert Thomas Jäger, der das Projekt im Namen der BIG, steht für Burmeier Ingenieurgesellschaft, betreut. In diesem Jahr wird der erste Bauabschnitt vollendet. Die Ausschreibung für den zweiten Teil, der auch "Schnalles Hafen" umfasst, läuft. Voraussichtlich im September soll der Auftrag vergeben werden.

+++ Wedel baut an der Elbe auf Technologie +++

Der Masterplan, der sich in einem städtebaulichen Wettbewerb als Sieger herauskristallisierte, sieht derzeit 34 Gebäude vor. Je nach Umsetzung würde so zwischen 140.000 und 175.000 Quadratmetern für Gewerbe geschafften. Investitionsvolumen: geschätzte 300 Millionen Euro. Nach der Sommerpause wird sich der Planungsausschuss der Stadt mit dem Projekt wieder befassen. Es gilt den Bebauungsplan auf den Weg zu bringen. Obwohl das Gewerbegebiet derzeit mehr einer Mondlandschaft ähnelt, hat die Stadt bereits die Vermarktung eingeläutet. Dafür wurde ein Betrieb gegründet, die BgA BusinessPark Elbufer. 190.000 Euro lässt sich die Stadt in den kommenden zwei Jahren das Marketing kosten.

Damit die Grundstücke möglichst schnell an die Unternehmen gebracht werden, wird seit Anfang des Jahres so richtig gebuddelt. Entgegen der ursprünglichen Pläne musste aufgrund der enorm hohen Wasserstände im Frühjahr im Bereich der Dränage begonnen werden. Derzeit arbeiten sich die Bagger parallel zum Grenzweg in den nördlichen Teil des Areals vor. Bislang wurden 50 000 Kubikmeter abgetragen. Auf einem eigens dafür asphaltierten Bereich im Südwesten des Grundstücks wird der ausgebaggerte Boden angehäuft, mit Schildern versehen, auf Schadstoffe geprüft und dann gegebenenfalls weggeschafft. 20.000 Tonnen verließen das Areal so per Lastwagen. 54.000 Kubikmeter sauberer Sand karrten die Brummis dafür wieder heran, bilanziert Jäger.

Eine große Hürde wurde in der vergangenen Woche genommen. Die Fernwärmeleitung, die oberirdisch verläuft, wurde abgekapselt. Eine neue unterirdische Leitung versorgt nun Hamburg. Bis September soll die riesigen Rohre verschwinden. Bereits raus aus der Erde sind etwa sechs Kilometer Leitungssystem der 1997 stillgelegten Raffinerie. Der schwerste Kampf mit den Altlasten steht den Bauherren noch bevor. Unterhalb der Wasseraufbereitungsanlage wird die höchste Kontamination vermutet. Klar ist auch noch nicht, was im Grundwasserleiter alles schlummert und wie er saniert werden soll. Klar ist: Der Mineralölkonzern lässt sich die Dekontamination eine zweistellige Millionensumme kosten.