Hunderte Schüler im Kreis Pinneberg halten ihr Abiturzeugnis in den Händen. Das Abendblatt stellt drei von ihnen vor, die über die Schulzeit sprechen.

Als Lennart Schleper aus dem Raum der 13b kommt, ärgert er sich, ist glücklich und erst ein wenig später wehmütig. "Schon komisch, dass jetzt endgültig Schluss ist", sagt der Abiturient des Wolfgang-Borchert-Gymnasiums (WoBo) in Halstenbek. Der 18-Jährige durfte am Dienstagvormittag in seine schriftliche Abiturprüfung Einsicht nehmen. 20 Minuten brütete er in einem von Lehrern überwachten Raum über seine Fehler. Viele waren es nicht. 10 Punkte (Note 2-) bekam er in Englisch, 14 Punkte (Note 1) in Mathe, 15 Punkte (Note 1+) in Chemie - doch selbst mit diesen glänzenden Ergebnissen ist Lennart nicht so recht zufrieden. "Naja, Englisch hätte noch besser sein können", sagt er. Mit einem Durchschnitt von 1,2 gehört er dennoch zu den besten 92 Schülern seines Jahrgangs. Und er ist einer der letzten, die im 70-er Jahre Schulbau am Bickbargen gelernt haben. Das WoBo soll einen Neubau bekommen.

Lennart Schleper ist nicht der einzige, der sich jetzt von der Schulzeit verabschiedet. Hunderte Schüler (siehe unten) aus dem Kreis legten in diesem Jahr wieder die Reifeprüfung ab, zum zweiten Mal ein Zentralabitur. Nun kommt das Studium, die Ausbildung oder ein Auslandsjahr - auf jeden Fall ein neuer Lebensabschnitt.

Herbert Köhler, Oberstufenkoordinator am WoBo, war seit Gründung des Gymnasiums bei jeder Abiturprüfung dabei und fällt auch über diesen Jahrgang ein wohlwollendes Urteil. Er hört es gern, wenn sein Gymnasium als Kaderschmiede bezeichnet wird. "Mit dem Schnitt von 2,1 im Jahrgang kann man sehr zufrieden sein", sagt er.

Landesweit hat sich die Abiturleistung seit 1998 kaum verändert. Mit 2,5 liegt sie unter dem was die Halstenbeker vorlegten. Auch die Zahl der 1,0-Abiturienten liegt laut Bildungsministerium seit Jahren stabil bei etwa hundert - diverse steuerte das Halstenbeker Gymnasium bei. Ein Schüler aus dem aktuellen WoBo-Jahrgang hat einen Studienplatz in Oxford bekommen. Er reiht sich ein in eine Liste von WoBo-Absolventen, die es schon weit geschafft haben oder noch schaffen werden. Der CDU-Politiker Ole Schröder beispielsweise, heute Staatssekretär im Verteidigungsministerium, ging hier zur Schule oder Martin Kothé, früherer Sprecher des Bundespräsidenten Horst Köhler.

Wie schafft es eine Schule, konstant gute bis sehr gute Absolventen hervorzubringen? "Sie hat gute Lehrer", sagt Lennart Schleper.

"Sie haben uns wirklich gut auf unser Leben vorbereitet. Das rechne ich ihnen hoch an". Auch Antonia Knuth nickt da, sie kommt fünf Minuten später aus dem Prüfungsraum und auch sie ist alles andere als eine Durchschnittsschülerin. Mit einem Schnitt von 1,3 hat sie nun gute Chancen, einen Medizinstudienplatz zu erhalten.

"Eine Elite-Schule sind wir nicht. Aber ich bin schon stolz, auf den Anspruch, den die Lehrer dieser Schule haben", sagt sie. Hängen bleiben wird wohl nur der aus ihrer Sicht verkorkste Gedichtvergleich. Die schriftlichee Deutschprüfung ist für Knuth ein kleiner Schönheitsfehler. "Aber nun ist's egal", sagt sie. Möglich wurde dieser Fauxpas wohl nur durch das wenig individuelle Zentralabitur. "Die Unwägbarkeiten für Schüler und Lehrer nehmen deshalb zu", meint Koordinator Köhler, der kein Freund des Einheitssystems ist. Vergleichbarkeit könne auch dadurch nur bedingt hergestellt werden. "Wo bleibt da noch Platz für individuellen Unterricht?" Egal, ob Zentralabitur oder nicht, für Jan Hendrik Kirchner ist klar: "Eine Eins vor dem Komma im Abitur hat nichts mit der Schulform oder Lehrern zu tun, sondern der persönlichen Einstellung".

Mit einem Schnitt von 1,4 gehört er nicht zu den besten im Kreis Pinneberg, aber der Tornescher ist der beste Absolvent der Ludwig-Meyn-Gymnasiums aus Uetersen.

Zuletzt ging sogar ihm ein wenig die Puste aus. Mit der Lerngruppe traf er sich zuletzt fast jeden Tag zum Mathe pauken. Nun freut er sich auf ein Jahr Neuseeland. Jan Hendrik ist nun nicht nur Reif fürs Leben, sondern nimmt sich auch die Zeit dafür.