Es war einmal eine Zeit, da gab es noch keine Supermärkte und Internet-Shops. Auch wenn diese Geschichte beginnt wie ein Märchen, so stimmt sie doch: Früher wurden viel mehr Dinge auf großen Märkten ver- und gekauft als heute. Und Wedel war seit dem Mittelalter bekannt für seinen Ochsenmarkt. In den Archiven ist erstmals 1465 die Rede vom Wedeler Ochsenmarkt, über den sich damals Hamburger Kaufleute beschwerten. Denn Bauern aus Dänemark und dem Norden von Schleswig-Holstein trieben auf dem sogenannten Ochsenweg viele Rinder hierher und kamen nun gar nicht mehr nach Hamburg.

Es waren bis zu 30 000 Tiere auf einmal, das ist in etwa so viel wie die Stadt Wedel heute Einwohner hat. Bevor die Ochsen mit Kähnen über die Elbe gebracht wurden - 1566 beispielsweise wurden genau 15 379 Ochsen über die Fähre Wedel/Stade zum Markt gebracht -, kauften Händler sie in Wedel den Bauern ab. Das funktionierte in etwa so wie die Abklatsch-Spiele, die ihr vielleicht noch aus der Schule kennt. Der Verkäufer nennt einen Preis und hält die Hand hin, und wenn der dem Käufer zu teuer ist, klatscht der nur auf die Hand - das geht manchmal ganz schön lange hin und her.

Aber wenn beide sich über den Preis einig sind, halten sie die Hände fest. So läuft das heute noch. Und damit auch keiner schummeln konnte, wurde der Hände-Klatsch-Kuhhandel immer in der Nähe der Roland-Statue gemacht - das war nämlich das Zeichen des Kaisers, dessen Beamte über Recht und Ordnung wachten.

Im Jahr 1979 verlor der Wedeler Ochsenmarkt allerdings seinen angestammten Platz unter dem Roland, er findet nun auf dem Festplatz an der Schulauer Straße statt. Gestern morgen wurde der Ochsenmarkt 2012 eröffnet.