Eine Glosse von Matthias Popien

Thomas Gottschalk ist daran gescheitert, der "Internationale Frühschoppen" ist im Orkus der Geschichte verschwunden, der Dufflecoat wird nicht mehr getragen: Alles nur, weil die Jugend abgeschaltet, weggehört oder sich auf andere Weise verweigert hat. Wenn wir schon damals gewusst hätten, was wir heute wissen, wäre das alles nicht passiert.

Wir wissen heute dank einer Forsa-Umfrage, dass rund 60 Prozent aller Mädchen im Alter von 14 bis 19 Jahren nicht bereit sind, eine Woche lang auf ihr Handy zu verzichten. 70 Prozent der Mädchen gaben sogar an, eher auf Sex als auf ihr Smartphone verzichten zu können.

Wir sollten uns nicht wundern, wenn die Marketingfachleute daraus nun ihre Lehren ziehen. Gottschalk im Smartphone-Kostüm, Weinflaschen in Handyform, Präservative mit Touchscreen, vier Musiker namens New Beatles, die Klingeltöne spielen, ein nagelneues Mercedesmodell, das flach wie ein iPhone ist, Schuhe, die, wenn sie den Boden berühren, wie ein Tastendruck klingen: Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Zugleich verliert allerdings auch ein ganzer Berufsstand seine Arbeit. Suchtberater werden nicht mehr benötigt, denn Forsa sagt: 88 Prozent der Befragten verzichten eher auf Alkohol als aufs Handy. Wer seinem Kind zu Weihnachten ein Smartphone schenkt, der schenkt zugleich Enthaltsamkeit - wenn das kein todsicheres Kaufargument ist.