In Rellingen werden drei Häuser im Ortskern abgerissen, um 65 Stellplätze für Supermarkt zu bauen

Rellingen. Ein Witz? Kein Witz: In Rellingen werden drei Wohnhäuser abgerissen, damit ein Parkplatz gebaut werden kann. An der Bergstraße, mitten im Ortskern, leistet in diesen Tagen ein Abbruchbagger ganze Arbeit. Die Mitarbeiter einer Firma namens Rückbau zerlegen nicht nur die drei Einfamilienhäuser. Auch Anbauten und Nebengebäude werden dem Erdboden gleich gemacht.

Die Abräumaktion hat tatsächlich nur einen einzigen Zweck: Auf den Grundstücken sollen 65 neue Parkplätze entstehen. Auftraggeber ist Martin Böge. Der Inhaber des Rellinger Edeka-Markts an der Hauptstraße 39 braucht dringend mehr Stellflächen für die Autos seiner Kundschaft. Deshalb erwarb der Kaufmann, der auch in Halstenbek und Pinneberg-Waldenau Lebensmittelmärkte betreibt, die drei zum Teil noch recht schmucken Häuser mit den früheren Hausnummern 2, 4 und 6.

Böges jetziger Parkplatz grenzt unmittelbar an die Bergstraße. Die vorhandenen 135 Stellplätze reichen bei weitem nicht aus. Zudem nutzen viele Fremdparker die Flächen unter anderem für Arzt- und Apothekenbesuche. Ein Fitnessstudio im Obergeschoss des Gebäudes sowie ein Imbiss und kleine Läden kommen hinzu. Kein Wunder, dass Böge erleichtert war, als im Bauausschuss mit großer Mehrheit das gemeindlichen Einvernehmen für die geplante Parkplatzerweiterung hergestellt wurde. Auch die Bauaufsicht des Kreises Pinneberg gab grünes Licht und beschied eine Bauvoranfrage positiv.

Allerdings bezeichnete Bauausschussvorsitzender Eckhard Schlesselmann (CDU) den Abriss der drei Häuser als einen "massiven Eingriff in das Rellinger Ortsbild", als es im vergangenen Jahr um die Grundsatzentscheidung ging. Doch würde die Aufregung noch viel größer sein, falls Böge abwandern sollte, sagte Schlesselmann damals. SPD-Chef Ulfert Martinsen empfindet die Umwandlung von Wohnflächen in Stellplätze als "Katastrophe".

Martin Böge wartet jetzt auf die Baugenehmigung für den neuen Parkplatz. Einige Anwohner haben Widerspruch eingelegt. Der Edeka-Händler hofft, "in voraussichtlich drei Monaten" der Kundschaft die neue Fläche zur Verfügung stellen zu können. Unterm Strich werden nach Abschluss der Bauarbeiten 58 Stellplätze zusätzlich geschaffen worden sein. Denn um neue Zufahrten zur Bergstraße zu schaffen, müssen sieben bestehende Parkplätze aufgegeben werden. "Optimal wäre es, wenn das Einbahnstraßen-Sperrschild bis zu unseren neuen Zufahrt beiderseits der Bergstraße versetzt werden könnte", sagt der Geschäftsmann, dessen Unternehmen im Mai vor 75 Jahren vom Großvater gegründet wurde.