Grünen-Fraktionschefin Renate Künast kam am Sonntag zum Brunch nach Rellingen

Rellingen/Quickborn. Der Endspurt im schleswig-holsteinischen Wahlkampf naht - und mit ihm die Berliner-Politprominenz: Als erstes kam am Sonntag die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Renate Künast, in den Kreis Pinneberg. Nach einer Wanderung durch das Quickborner Himmelmoor sprach sie im Rellinger RTV-Heim über gesunde Ernährung. Ihr Statement: "Die Verbraucher machen mit ihrem Einkaufskorb und mit Messer und Gabel Politik."

Verbraucherschutz - für Künast vor allem der Schutz der Verbraucher vor irreführenden Produktbezeichnungen. "Wenn wir auf die Produkte in den Supermärkten gucken, sind wir nicht gut informiert." So gebe es etwa auf Eierpackungen Bilder von Hühnern auf grünen Wiesen. "Die Hühner, von denen die Eier stammen, haben diese grünen Wiesen aber nie gesehen." Die Folgerung von Künast: "Wir brauchen ein Zeichen für artgerechte Haltung." Außerdem machte sich die ehemalige Verbraucherschutzministerin für die Lebensmittelampel stark, die leicht verständlich den Gehalt an Nährstoffen bewerten soll. Die großen Lebensmittelkonzerne, so Künast, würden dieses Instrument nicht wollen, weil dann deutlich würde, welche "Zucker- und Fettbomben" wir essen. Laut der Grünen-Frontfrau nimmt jeder Deutsche pro Tag 38 Zuckerwürfel zu sich - gut getarnt in Lebensmitteln. Künast: "Nirgends in Europa sind die Menschen so dick wie bei uns, wir haben jetzt auch die Engländer überholt."

In Deutschland würden erheblich mehr Lebensmittel produziert als für den eigenen Bedarf benötigt. Während das Fleisch in großen Mengen exportiert werde, komme wiederum das Tierfutter zu großen Mengen billig ins Land. "Die Fleisch- und Wurstproduktion ist in Deutschland auf Dumping-Preise ausgerichtet."

Künast mahnte eine Agrarreform auf europäischer Ebene an, die Monokulturen den Kampf ansagt. Außerdem müsse der ökologische Landbau, der dank des Verzichts auf Chemie 20 bis 30 Prozent weniger Ertrag erzielt, besser finanziell unterstützt werden. Auch jeder Verbraucher könne etwas tun: Besser darauf achten, was er kauft - und stärker auf ausgewiesene Bio-Produkte setzen. Nach dem Vortrag stärkten sich Künast und die etwa 60 Gäste am Buffet, das von einem Biohof zusammengestellt worden war. Der Saft war übrigens - passend zum Wunsch-Koalitionspartner - rot.