Der langjährige Mitarbeiter Matthias Fesser hat aus Liebe zum ehemaligen Verwaltungsgebäude des Kreises Pinneberg einen Bildband erstellt.

Seit einem halben Jahr steht das Gebäude leer. Die zuletzt 660 Beschäftigten sind ausgezogen und arbeiten jetzt in moderneren Büroräumen in Elmshorn. Dabei hatte das alte Kreishaus durchaus Charme, war für einige Beamten wie ihr zweites Zuhause, erzählt Matthias Fesser. Der langjährige Mitarbeiter des Rechnungsprüfungsamtes wäre wie viele andere seiner Kollegen gerne in Pinneberg geblieben. Jetzt hat der Behörden-Mann dem alten Kreisgebäude eine Liebeserklärung in Form eines dokumentenreichen Bilderbuchs hinterlassen: "Mach's gut, altes Haus", heißt das 84 Seiten starke Werk, das in mehr als 200 farbigen Bildern, Verwaltungsrundschreiben, Dienstanweisungen, Zeitungsartikeln und Kreis-Notizen den Behördenalltag im Laufe der letzten Jahrzehnte mit viel Liebe und Humor dokumentiert. Die Darstellung zeichnet ein detailreiches Bild vom Beamtenleben, wie es sich der Bürger nicht vorzustellen wagte: Danach scheinen die öffentlich Bediensteten viel Spaß sowie Zeit und Muße für gesellige Stunden im Kollegenkreis und einen Blick für den Fortschritt des Büroalltags (gehabt) zu haben.

"Ich hatte schon länger darüber nachgedacht, dem alten Kreishaus auf diese Weise ein kleines Denkmal zu setzen", erklärt Fesser seine akribische Fleißarbeit, die ihn wochenlang ins Kreisarchiv und an den heimischen PC band, an dem er das Buch mit Hilfe eines Softwareprogramms selbst gestaltet hat. Die Idee sei bei der Verabschiedung der langjährigen Personalratsvorsitzenden Maren Fischer gekommen, erzählt Fesser. "Ich wollte verhindern, dass die vielen Erinnerungen an das altehrwürdige Pinneberger Kreishaus, den Arbeitsalltag und das liebenswerte Drumherum in Vergessenheit geraten, wenn wir da raus sind", sagt Fesser, der seit 1985 im Ordnungs-, Ausländer- und jetzt im Gemeindeprüfungsamt der Kreisverwaltung arbeitet.

Seinen Bildband - "ein Bild sagt mehr als 1000 Worte" - hat Fesser in drei Teile gegliedert. Er zeichnet die zahlreichen baulichen Veränderungen des Gebäudetraktes nach, beschreibt die Entwicklung des Arbeitsalltages in der Behörde und schließt mit einem bildlichen Rundgang durch alle Flure wenige Wochen vor dem Umzug der Mitarbeiter im Oktober vorigen Jahres.

Als die Drostei als Landratsamt platzmäßig nicht mehr ausreichte, wurde 1892 zunächst am Rübekamp das erste Kreishaus errichtet, bevor das ehemalige Krankenhaus an der Moltkestraße zum Verwaltungsgebäude umgewandelt wurde. Dort zogen die Verwaltungsmitarbeiter nach Umbauarbeiten 1935 ein. 1962 wurde der Kreistagssaal am Drosteipark angebaut, 1973 folgte das neungeschossige Hochhaus an der Lindenstraße, deren marode Fassadenplatten vor einigen Jahren gesichert werden mussten, damit sie nicht auf die Straße fielen. 1990 ist noch einmal siebengeschossig angebaut worden.

Dieser Mix an verschiedenen Baustilen und den vier Eingängen, der so manchem Bürger bei seinem Behördenbesuch die Orientierung erschwerte, sorgte bei den Mitarbeitern für eine geradezu heimelige Atmosphäre. Jedenfalls drücken dies die zahlreichen Bilder aus, die das Buch von Festen, Geburtstags- und Weihnachtsfeiern und Arbeitsjubiläen zeigt. Da wird bei Bier und Wein gelacht und sich zugeprostet, dass es eine Freude ist.

Doch mit dem Alkoholgenuss war es bald vorbei, wie das von Landrat Winfried Hebisch unterzeichnete Rundschreiben vom 8. Januar 1980 dokumentiert. Danach war das Trinken alkoholischer Getränke während der Dienstzeit grundsätzlich untersagt. Zwölf Jahre später wurde ein Rauchverbot in den Dienstfahrzeugen verhängt, die seit 1985 mit bleifreiem Benzin zu fahren hatten. Schon 1974 wurden alle Vorgesetzten dazu aufgefordert, beim Rauchen in den Büroräumen Rücksicht auf die nichtrauchenden Kollegen zu nehmen. Auch beim Papierverbrauch war die Kreisverwaltung vorbildlich. Schon 1974 werden alle Dienststellen dazu angehalten, "alle Möglichkeiten zur Einsparung von Papier auszunutzen, weil die Papierpreise so ansteigen."

1986 führt die Kreisverwaltung den Gebrauch von Umweltschutzpapier ein. 1971 wird die Arbeitszeit neu geregelt. Danach haben zwischen 8.30 und 12 Uhr sowie montags bis donnerstags von 14 bis 15.30 Uhr und freitags von 13 bis 14 Uhr alle Mitarbeiter im Haus anwesend zu sein. Die Stempelkarte wurde vor einigen Jahren durch eine computergestützte Excel-Karte ersetzt.

Aus heutiger Sicht putzig wirken die zahlreichen Dienstanweisungen zum Schreibdienst. Behördenbriefe wurden offenbar meist diktiert, wie die zahlreichen Bedienungsanleitungen für die Geräte erklären, und anschließend von Schreibkräften zu Papier gebracht. Die Diktatmappen dürften aber "grundsätzlich nicht selbst in den Schreibdienst" gebracht werden, weil "die Damen des Schreibdienstes dadurch erheblich gestört werden", heißt es in einer Direktive aus dem Jahr 1980.

Da das Telefonieren früher oft sehr teuer war, waren Ferngespräche aus dem Kreishaus nur eingeschränkt möglich. Um die Stadt-, Amts- und Gemeindeverwaltungen erreichen zu können, gab es bis weit in die 1980er-Jahre hinein bestimmte vierstellige Codenummern mit einer Sieben am Anfang.

Fast alles war genau geregelt. Selbst wie der Aktenschrank zu bedienen und die Hängemappen dort zu lagern sind, wurde den Mitarbeitern vorgeschrieben. Im Juli 1981 wies der sicherheitstechnische Dienst des Hauptamts schriftlich mit einer Zeichnung darauf hin, wie die Akten "bestimmungsgemäß" zu nutzen seien.

Auch die Verwaltungsgliederungen führt Fesser auf, deren Ämter Mitte der 1990er-Jahre von Landrat Berend Harms in Fachbereiche und Fachdienste aufgegliedert wurden. Der hausinterne Schriftverkehr wurde seit 2004 nach und nach auf elektronische Newsletter umgestellt.

Für Autor Matthias Fesser verschwand mit der Einführung der Elektronik auch die Jahrzehntelange Abhängigkeit von Tipp-ex-Korrekturen. So konnte der Mitarbeiter, wenn er sich verschrieb, zwar das Original mit dieser weißen Tinte leicht verbessern. Beim Papierdurchschlag war das allerdings nicht möglich. Das führte oft zum Spießrutenlauf beim Chef, erinnert sich Fesser, was mitunter zur Folge hatte, alles noch mal schreiben zu müssen.

"Das alte Kreishaus hatte seinen Charme. Es ist auch schade für die Bürger, dass es nicht mehr ist", findet Mathias Fesser. Wer sich für das Erinnerungsbuch über das alte Kreishaus interessiert, kann es für 80 Euro erwerben und bei Kreissprecher Marc Trampe unter der Rufnummer 04121/45 02 44 03 bestellen.