Ein Lichtblick für die Bahnfahrer: Ab 2014 werden auf der Strecke zwischen Elmshorn und Hamburg deutlich mehr Züge verkehren.

Kreis Pinneberg. Es ist kurz nach 8 Uhr - und am Elmshorner Bahnhof wird es immer voller. Um 8.09 Uhr fährt auf Gleis 2 ein Regionalexpress nach Hamburg-Hauptbahnhof, vier Minuten später folgt auf dem gegenüberliegenden Gleis 3 eine Regionalbahn, die ebenfalls den Hauptbahnhof ansteuert. Danach ist erst einmal Schluss. Der nächste durchgehende Zug nach Hamburg folgt erst um kurz vor 9 Uhr. Das soll sich ab 2014 ändern: Dann werden die Regionalexpresszüge halbstündig Elmshorn und Hamburg verbinden - und auch die Regionalbahnen werden einmal die Stunde nach Hamburg-Hauptbahnhof sowie nach Hamburg-Altona fahren. Das bedeutet für Elmshorn vier durchgehende stündliche Verbindungen in die Hansestadt.

Ein Angebot, auf das sich heute schon Pendler wie Volker Starken freuen. Der 38-jährige kaufmännische Angestellte wohnt in Elmshorn, arbeitet seit Januar 2011 jedoch in einer Firma am Hamburger Gänsemarkt. "Das war schon eine große Umgewöhnung, weil ich vorher mit Talkline ja den Arbeitgeber fast vor der Haustür hatte", sagt Starken.

Jetzt verlässt er um 7.45 Uhr das Haus, fährt mit dem Bus zum Bahnhof und mit dem Regionalexpress um 8.09 Uhr nach Hamburg. "Der Zug ist immer völlig überfüllt, die Leute stehen sogar auf dem Gang", berichtet der 38-Jährige. Er leistet sich notgedrungen ein Ticket für die erste Klasse. "Da bekomme ich wenigstens noch einen Sitzplatz." Volker Starken hofft, dass durch die zusätzlichen Züge eine Entlastung eintritt.

+++ Seit 1990 über 100 Bahnhöfe vom Fernverkehr abgehängt +++

Silke Franz hat die Hoffnung, pünktlich zur Arbeit zu kommen, bereits aufgegeben. Die Raa-Besenbekerin arbeitet halbtags als Krankenschwester in Pinneberg und wollte gestern die Regionalbahn nehmen, die Elmshorn um 8.33 Uhr verlässt und in Pinneberg endet. "Es heißt einfach lapidar, dass der Zug ausfällt. Warum, wird nicht gesagt", ärgert sie sich über die Informationspolitik der Bahn. Probleme gebe es häufiger, klagt sie. "Vor kurzem waren die Informationstafeln ausgefallen, und es standen zwei Züge an den Bahnsteigen, als ich hochkam." Weil es keine Durchsagen gab, stieg Silke Franz in den falschen ein - und der hielt erst wieder in Altona. "Meistens sind die Züge sowieso brechend voll. Weitere Abfahrten würden die Situation entzerren", ist die Raa-Besenbekerin sicher.

Pia von Deyen arbeitet als Sozialpädagogin und muss täglich von Groß Offenseth nach Hamburg-Sternschanze. "Wenn der Sprit nicht so teuer wäre und es nicht überall Staus geben würde, würde ich das Auto nehmen", sagt sie. Alternativ geht es mit der AKN nach Elmshorn und von dort um kurz vor 8 Uhr nach Hamburg. "Häufig nehme ich die NOB, da geht es ruhig zu." Die anderen Züge seien schlicht zu voll.

Ob es durch die neuen, zusätzlichen Züge tatsächlich zu einer Entlastung für die Pendler kommt, erscheint zweifelhaft. Ziel von Verkehrsminister Jost de Jager (CDU) ist es, mit dem erweiterten Angebot neue Fahrgäste zu gewinnen. Er will einen Bahnverkehr schaffen, "der dem Konkurrenten Auto bei Fahrzeit und Reisekomfort deutlich näher kommt".

Dafür wird das sogenannte Netz Mitte nach einer Ausschreibung neu vergeben. Im Los A, das die Strecken Kiel - Hamburg sowie Flensburg - Hamburg umfasst, bleibt die DB Regio GmbH Vertragspartner. Das Unternehmen wird ab 2014 neue Doppelstocktriebwagen einsetzen und die Takte erweitern. Das Los A umfasst 211 Streckenkilometer, auf denen derzeit pro Tag 23 000 Fahrgäste unterwegs sind.

Das Los B umfasst die Routen Itzehoe - Hamburg-Hauptbahnhof sowie Wrist - Hamburg-Altona. Hier wird ab Dezember 2014 mit der Nordbahn-Eisenbahngesellschaft eine Tochter der AKN die Fahrleistungen von der DB Regio übernehmen. Dann kommen neue Elektrotriebwagen vom Typ "Flirt" des Herstellers Stadler zum Einsatz, die die bis zu 40 Jahre alten Züge ersetzen sollen. Auf beiden Strecken wird ein Stundentakt eingeführt, was besonders in Tornesch zu Verbesserungen führt. Zum Los B gehören 94 Streckenkilometer mit täglich 12 000 Fahrgästen.