Eine Glosse von Uta Buhr

Sicherlich kennen Sie das auch. An manchem Tag will einem nichts gelingen. Da geht alles schief. Mein schlechter Tag begann gestern schon ganz früh. Meine erste Tasse Kaffee glitt mir aus der Hand und ergoss ihren Inhalt über unser neues cremefarbenes Sofa. Später in einem Geschäft unterhielt sich der Verkäufer in epischer Breite und ohne Notiz von mir zu nehmen mit einer jungen Frau über seinen Urlaub in den USA, der "echt super" war. Als ich höflich darum bat, bedient zu werden, sagte das Mädchen indigniert: "Also, Kunden hast du, ehrlich!"

An der Theaterkasse trat mir ein Doppel-Twen dann kräftig auf die Füße. Doch statt sich zu entschuldigen, murmelte er: "Warum stehen Sie auch so dicht hinter mir." Aber damit nicht genug. Abends in der Oper drängte sich eine dicke Frau, deren Armreife klirrten wie ein Schellenbaum, während der Ouvertüre durch die Reihe, nahm neben mir Platz und fing an, mit Bonbonpapier zu knistern und hörbar zu schmatzen.

Als mich schließlich ein ortsunkundiger oder besonders geschäftstüchtiger Taxifahrer über kostspielige Umwege durch die halbe Stadt schaukelte, war meine Geduld aufgebraucht. "Ich hatte Sie nicht um eine Stadtrundfahrt gebeten", rief ich wütend. "Aber ich fahre doch den direkten Weg", erwiderte der Mann beleidigt. "Tja, so sind die Leute. Wenn die ihren schlechten Tag haben, müssen wir das ausbaden" Und nun hatte ich auch noch ein schlechtes Gewissen.