Der große Billigmarkt sucht bereits per Abendblatt-Anzeigen nach seinem Personal. Eröffnet wird das Geschäft in diesem Sommer.

Halstenbek. Roller kommt nach Halstenbek. Der größte Möbeldiscounter Deutschlands wird voraussichtlich schon im Sommer einen Billigmarkt in der Wohnmeile eröffnen. Standort ist das frühere Betriebsgrundstück von Classic Wohndetail an der Gärtnerstraße. Der bisherige Inhaber Jürgen Schütz hat im vergangenen Jahr sein Unternehmen aufgegeben und an den Möbel-Tycoon Hans Joachim Tessner verkauft.

Zu Tessners Firmenimperium gehören nicht nur die mehr als hundert Roller-Discount-Märkte, sondern diverse weitere Möbelhäuser, die unter anderem auch unter dem Namen Schulenburg betrieben werden. Direkt zwischen dem Halstenbeker Schulenburg-Einrichtungshaus und dem Autohaus Etehad erstreckt sich auch das 19 000 Quadratmeter große Areal, auf dem der neue Roller-Markt entstehen soll.

War Classic Wohndetail bisher als Edelausstatter vor allem eine gute Adresse für die Liebhaber eines höherwertigen Sortiments, so wird Roller mehr junge Menschen und Kunden mit geringerem Einkommen ansprechen. Das ist kein Betriebsgeheimnis, sondern schon am Warenangebot ersichtlich. Umso mehr wundern sich Kenner der Einrichtungsbranche, dass Roller nun in Toplage direkt neben Schulenburg Kunden anlocken soll. Der Möbeldiscounter ist im Kreis Pinneberg bisher nur in Elmshorn vertreten. Im dortigen Gewerbegebiet am Franzosenhof hatte Roller Ende 2008 das Gebäude des insolventen Küchenspezialisten Astro übernommen. Von Tessner und seinem Team war am Dienstag keine Auskunft über die anstehenden Veränderungen in Halstenbek zu erhalten. Allerdings wird bereits per Inserat im Abendblatt Personal für die Halstenbeker Roller-Filiale gesucht.

Mit der aktuellen Planung weicht der Möbel-Riese von bisher erklärten Zielen ab. Beim Erwerb der Fläche von Classic Wohndetail hatte Tessner noch in der Pinneberger Regionalausgabe des Abendblatts erklärt, Schulenburg solle mit einem Anbau oder mit einem zusätzlichen Gebäude um 15 000 Quadratmeter Verkaufsfläche erweitert werden. "Wir wollen in der Möbelbranche die Nummer Eins im Raum Hamburg werden", sagte Tessner damals. Die Kampfansage richtete sich wohl auch gegen Möbel-Höffner, der in Hamburg-Eidelstedt, nur wenige hundert Meter von der Wohnmeile entfernt, ein 40 000 Quadratmeter großes Einrichtungshaus eröffnet hatte. Später war dann, nachdem auch die Gemeindeverwaltung Beschränkungen auferlegt hatte, lediglich noch von 2900 Quadratmetern mehr Fläche die Rede. Damals liefen die Planungen noch unter dem Arbeitstitel "Einrichtung eines Küchenzentrums". Doch das ist inzwischen auch Schnee von gestern.

Aktuell soll nach Auskunft von Halstenbeks Bauamtsleiter Holger Lange das Schulenburghaus nur noch um etwa 800 Quadratmeter erweitert werden. Angestrebt wird - wie auch Branchenexperten bestätigen - ein höherpreisiges Sortiment mit einer Stärkung exklusiver Marken wie Rolf Benz. Umso erstaunter sind Insider, das Tessner direkt neben dem Filetstück Schulenburg den Billigheimer Roller platziert. Hinzu kommt, dass sich erst 2011 am Gewerbering der Möbeldiscounter Poco-Domäne im früheren SB-Philip Markt (zuletzt moebelhaus.de) von Thomas Schulenburg angesiedelt hat.

Über die Größe der Verkaufsfläche bei Roller kann nur spekuliert werden. Experten rechnen mit knapp 10 000 Quadratmetern. Auf dem Grundstück sieht es derzeit aus wie nach einem Erdbeben. Denn der Abbruch von Nebengebäuden ist in vollem Gange. Allerdings werden die Grundmauern des früheren Betriebs von Classic Wohndetail erhalten bleiben. Ein geschickter Schachzug von Tessners Team. Damit firmiert die Erweiterung als Umbau und nicht als genehmigungspflichtige Neubaumaßnahme. "Beiderseits der vorhandenen Gebäudereste sollen Anbauten entstehen", erläutert Bauamtsleiter Lange. Gleichzeitig sollen weitere Parkplatzflächen entstehen. Lange rechnet nicht damit, dass mit der Eröffnung des Roller-Markts wesentlich mehr Fahrzeugverkehr in die Wohnmeile gezogen werden wird. In der Branche wird allerdings geäußert, dass mit zwei Discountern die Wohnmeile weiter an Wertigkeit verlieren könnte.