Kuratorium denkt angeblich über Ende der Angebote für ältere Menschen im Schenefelder Mehrgenerationen-Zentrum nach. Politiker dementieren

Schenefeld. Im Kuratorium des Jugend- und Kommunikationszentrums Schenefeld (Juks) sind nach Informationen des Hamburger Abendblatts hinter verschlossenen Türen Überlegungen laut geworden, die Seniorenarbeit aus dem Haus zu verbannen. Ein solcher Schritt würde das Konzept des 1200 Quadratmeter großen Juks ad absurdum führen. Unter dem Dach eines der größten soziokulturellen Zentren in Schleswig-Holstein sollen ja gerade Freizeit-, Kultur- und Bildungsangebote für alle Generationen in Schenefeld und Umgebung angeboten werden. Nach dieser Maxime arbeitet die Juks-Mannschaft seit mehr als 25 Jahren.

Entsprechend empört reagierte Georg Martinsteg, 81, vom Schenefelder Seniorenbeirat. Er bietet seit 2006 zunächst mit der damaligen Beiratschefin Ingeborg Röper und seit 2007 mit seiner Frau Ursula einmal pro Monat plattdeutsche Lesungen im großen Seminarraum des Juks an. "Der Seminarraum platzt dann regelmäßig aus allen Nähten, die Zuschauer finden kaum Platz", sagt Kurt Krauß, der das Juks seit 20 Jahren leitet. "Wenn wir uns andere Räume suchen müssen, dann machen wir Schluss. Wir sind beide 81 Jahre alt und haben keinen Nachfolger, der die Lesungen organisieren würde", sagen die Martinstegs.

Hintergrund der Debatte ist der beschlossene Sparkurs der Stadt

Anlässlich der 75. plattdeutschen Lesung am Mittwoch, 11. April, haben die Martinstegs und der Seniorenbeirat ein besonderes Programm organisiert. Die Hetlinger Laienspieler zeigen in der Halle am Osterbrooksweg 25 Sketche, Jens Wagner will das Publikum mit "Comedy op platt" zum Lachen bringen. Joachim Theege spielt auf dem Akkordeon, und die Schenefelder Liedertafel Frohsinn singt extra auf plattdeutsch. Die 200 Eintrittskarten sind fast vergriffen. Restkarten gibt es zum Preis von jeweils sieben Euro in der Buchhandlung Heymann im Stadtzentrum, bei Schreibwaren Hollmann an der Friedrich-Ebert-Allee und im Bürgerbüro, Holstenplatz 7.

+++ Das Juks besteht seit 27 Jahren +++

Ersten Stellungnahmen von Politik und Verwaltung zufolge müssen sich die Martinstegs und ihre Fans noch keine Sorgen machen. "Da ist nichts spruchreif", sagte Melf Kayser, Büroleitender Beamter im Schenefelder Rathaus und Vorsitzender des Aufsichtsrats der gemeinnützigen GmbH (gGmbH) Juks. "Es sind Standpunkte ausgetauscht und teilweise kontrovers diskutiert worden. Ich kann mir das nicht vorstellen." Ähnlich reagieren die Kommunalpolitiker. "Die Senioren sollen nicht raus aus dem Juks", sagte FDP-Fraktionschefin Karin Förster. "Gerade die Senioren sind ja keine Belastung für das Haus." Hintergrund der Debatte ist offenbar der bei den Haushaltsberatungen beschlossene Sparkurs. Alle Bereiche sollen ihre Ausgaben um zehn Prozent verringern.

"Es geht nicht darum, Menschen hinauszudrängen", sagte CDU-Stadträtin und Sozialexpertin Christina Quellmann. Man habe sich mit der Frage befasst, wie die vorhandenen pädagogischen Kräfte des Juks so eingesetzt werden könnten, dass alle Nutzer optimal versorgt würden.

Die Juks-Mannschaft soll sich verstärkt um 14- bis 18-Jährige kümmern

Wenn Juks-Nutzer ihre Veranstaltungen ohne die Unterstützung der pädagogischen Fachkräfte organisieren könnten, sehe sie mit der Nutzung überhaupt kein Problem. "Wir haben uns ganz allgemein über die Faktenlage schlau gemacht", sagt Parteifreundin Katrin von Ahn-Fecken. Jörg Evers, Fraktionschef der Partei Offensive für Schenefeld (OfS), machte deutlich, dass seine Partei die Verteilung von Mitteln und Personal im Juks-Alltag gern genauer unter die Lupe nehmen und durchaus verändern wollen würde: "Kein Mensch will die Senioren hinausdrängen." Aber die Juks-Mannschaft solle sich stärker um die Gruppe der 14 bis 18 Jahre alten Jugendlichen kümmern. Mit der Einstellung eines Streetworkers, der problematische Fälle aus dieser Altersgruppe gezielt anspreche, sei man auf einem guten Weg. "Wir können diese Gruppe nicht sich selbst überlassen, sonst werden wir mit diesen Jugendlichen über Jahrzehnte ein Problem haben." Evers regte an, die dafür notwendigen Pädagogenstunden bei solchen Angeboten einzusparen, die es auch beim Sportverein oder an der Volkshochschule gebe, und sie entsprechend umzuschichten.

SPD-Politikerin Katharina Rettke ergriff deutlich Position für die Belange der Senioren. "Wir als SPD halten an der Idee eines Mehrgenerationenhauses fest." Es gebe ohnehin im Juks wenige Angebote für ältere Bürger. Und wenn sie etwas machten, dann organisierten sie ihre Veranstaltungen komplett selbst, spendeten sogar noch den Erlös aus dem Verkauf des selbst gebackenen Kuchens und in Thermoskannen mitgebrachten Kaffees für das Juks.

Juks-Hausherr Krauß trat der Idee, die Senioren aus dem Haus zu vertreiben, entschieden entgegen. "So lange ich dieses Haus leite, werden die plattdeutschen Lesungen und Veranstaltungen für ältere Menschen stattfinden."