Der Verein NaturFreunde pflanzt entlang des Pinnauwanderwegs öffentlich zugängliche Bäume mit alten Apfelsorten.

Pinneberg. Was ist Ihnen lieber? Ein Demokrat, ein Holländischer Prinz oder der Bischofshut? Um Missverständnissen vorzubeugen: Hier geht es nicht um politische Parteien, niederländische Adelsprodukte oder gar kirchliche Würdenträger. Die Rede ist von alten Apfelsorten, denen die Vorfahren der heutigen Obstbauern einst solche einprägsamen Namen gaben. Und die Pinneberger Sektion der "NaturFreunde Deutschlands" hat nichts Besseres zu tun, als Äpfel mit diesen historischen Bezeichnungen wieder kräftig aufzuforsten.

Nichts Besseres? Ralf Offenborn vom Kommunalen Servicebetrieb Pinneberg war voll des Lobes, als die "NaturFreunde" am Pinnauwanderweg eine neue Baumpflanzaktion starteten. Die Grünflächenabteilung unterstützt die Umweltschützer bei der Umsetzung des über Jahre angelegten Projekts. Auch Bürgermeisterin Kristin Alheit ist begeistert vom Engagement der Vereinsmitglieder. Sie dankte ihnen für die Initiative und ließ gute Wünsche ausrichten.

"Ziel ist es, den gesamten Pinnauwanderweg zwischen der Brücke am Hindenburgdamm und dem Beginn des Borsteler Kirchenstiegs am See bei den Funktürmen mit Bäumen der alten Apfelsorten zu bestücken, von denen einige schon vom Aussterben bedroht sind", sagte Rainer Naujox, Vorsitzender der Pinneberger Ortsgruppe des Vereins. Nach seinen Worten ist diese Aktion einer lang gezogenen Streuobstwiese ohne Vorbild in der Umgebung. Was den besonderen Reiz des Projekts ausmacht: Wenn die Bäume erst Früchte tragen, dürfen sich die Spaziergänger und Radfahrer gern einige Kostproben pflücken. Beim Verzehr dieser Gratis-Marschverpflegung wird es dann nicht nur möglich sein, auszuprobieren, wie der Bischofshut mundet. Mit herzhaften Bissen lässt sich vollmundig herausfinden, ob unter den vielen alten Sorten nun zum Beispiel ein Grüner Winterstettiner, ein Danziger Kantapfel, eine Rote Schafsnase oder doch der Horneburger Pfannkuchen am besten schmeckt.

+++ Ein neues Heim für den Eisvogel an der Pinnau +++

Mit drei Bäumen hatten die "NaturFreunde" im April 2006 am Funkturmsee begonnen. Anlass war das fünfjährige Bestehen der Ortsgruppe. Während dort bereits die ersten nachwachsenden Leckerbissen geerntet und verputzt worden sind, gibt es mittlerweile immer mehr der fast ausschließlich mit Spenden aus den Reihen der Mitglieder gepflanzten Apfelbaum-Oldtimer.

Für die aktuelle Pflanzaktion standen 23 Bäume bereit, die mittlerweile am Wegesrand angesiedelt wurden. Doch das ist erst der Auftakt. Bis Ende des Jahres, so erwartet es Rainer Naujox, sollen dann insgesamt 68 Bäume am Pinnauwanderweg buchstäblich angewurzelt stehen. Bis zum Abschluss des Projekts in zwei bis drei Jahren werden es sogar 130 Bäume auf einer Strecke von immerhin 2,2 Kilometern sein. Dafür sind Spenden noch willkommen. Ein Anruf beim Vorsitzenden, Telefonnummer 04101/349 27, genügt. Ein Baum kostet etwa 50 Euro. Für die gesamte Bepflanzungsaktion war eine Genehmigung des Umweltamts der Kreisverwaltung nötig. Denn die Langstrecken-Streuobstwiese liegt im Naturschutz- und Überschwemmungsgebiet der Pinnau.

Beim Setzen der schmucken altertümlichen Jungapfelbäume arbeiten die Umweltschützer und die Profis von der Grünflächenabteilung Hand in Hand oder besser Spaten an Spaten. Jeder Baum ist mit soliden "Stammhaltern" ausgestattet, so dass auch Frühjahrsstürme dem Nachwuchs nichts anhaben können. Zusätzlich können auf Wunsch Spendernamen an den Stützpfählen angebracht werden. Außerdem weisen große Schilder, gestiftet von der Schenefelder Firma Römmer, auf die Baumpflanzaktion sowie die bereits errichteten beiden Eisvogel-Brutcontainer an Pinnau und Mühlenau hin.

Einmal in Schwung, bastelte die Ortsgruppe der "NaturFreunde" gleich noch zehn Vogelnistkästen für Meisen und Spatzen. Die Piepmatz-Behausungen wurden an den älteren Apfelbäumen beim Funkturmsees angebracht. "Die Vogelwelt wird überrascht sein, wie viele Insekten um unsere Bäume herumschwirren", sagt Naujox.