Die Gemeinde schreibt das Millionenprojekt europaweit aus. Bedingung: Das Mehrzweckschiff soll ganzjährige Verbindung zum Festland haben.

Helgoland. Seit Jahren kämpft Helgoland um eine feste ganzjährige Schiffsanbindung zum Festland - bislang vergeblich. Lediglich die Reederei Cassen Eils bietet in der Wintersaison an ausgewählten Wochentagen Schiffsverbindungen zur Insel an. Nun nehmen die Insulaner das Heft des Handelns selbst in die Hand. Wie das Abendblatt erfuhr, hat der Gemeinderat in nicht öffentlicher Sitzung einstimmig beschlossen, die ganzjährige feste Schiffsanbindung als Serviceleistung europaweit auszuschreiben - inklusive Bau eines neuen Mehrzweckschiffes. Ein Projekt, das Reedereien aus dem In- und Ausland aufmerken lassen wird. Denn Helgoland wird potenziellen Investoren die komplette Serviceleistung mit einem einstelligen Millionenbetrag schmackhaft machen, der aus Fördermitteln des Landes besteht. Helgolands Bürgermeister Jörg Singer bestätigte auf Anfrage des Abendblattes die Entscheidung des Gemeinderates, wollte sich zur Höhe der Fördermittel nicht äußern. "Wir sind noch in einem sehr frühen Stadium", sagte er. Der Bürgermeister bestätigte lediglich, dass die Ausschreibung für das Millionenprojekt noch im April veröffentlicht werden solle, wer den Zuschlag bekommt, werde im Herbst entschieden. "Wir gehen davon aus, dass das neue Schiff 2014 in Dienst gestellt wird", sagte Singer.

+++Helgoland dreht sich in den Wind+++

Speziell dem aufstrebenden Wintertourismus auf Helgoland dürfte das Mehrzweckschiff neue Impulse bringen. Die Gemeinde rechnet mit neuen Gästen, etwa 400 Passagiere soll das neue Schiff aufnehmen können. Auch als Basis für die Offshore-Industrie braucht Helgoland künftig eine regelmäßige Schiffsanbindung fürs Personal.

Doch das neue Mehrzweckschiff soll auch den Container- und Warentransport sowie den Postverkehr mit übernehmen. Ganz wichtig: Facharztbesuche auf dem Festland, für betroffene Insulaner wegen der unregelmäßigen Schiffsverbindung bisher meist mit einer kostspieligen Hotelübernachtung verbunden, könnten dann an einem Tag erledigt werden.

Das neue Schiff muss fürs Ausbooten und fürs Anlegen ausgelegt sein

Das weitere Anforderungsprofil der Helgoländer an das neue Schiff soll im Herbst mit dem Gewinner der Ausschreibung detailliert besprochen werden. Klar dürfte sein, dass es sowohl für das Ausbooten in die Börteboote als auch vom Tiefgang her für das Anlegen im Südhafen ausgelegt sein müsste - und natürlich für den Wellengang bei den Winterstürmen, die die Nordsee heimsuchen. Ein rechtlicher Streit zwischen der Gemeinde Helgoland und dem Kreis Pinneberg würde mit der Inbetriebnahme des neuen Schiffes der Vergangenheit angehören: Bis vors Verwaltungsgericht Schleswig ging die Auseinandersetzung darüber, ob der Kreis für die erforderliche Verkehrsanbindung seiner Insel im Rahmen des Öffentlichen Personennahverkehrs verantwortlich ist oder nicht. Dabei errangen die Insulaner einen Punktsieg.

Die Richter hatten Kreis und Inselgemeinde schon vor Jahren aufgefordert, eine einvernehmliche Regelung für eine feste Winteranbindung der Insel zu finden. Falls nicht, werde das Gericht voraussichtlich den Kreis Pinneberg verpflichten, diese Verkehrsanbindung per Schiff sicherzustellen, hieß es damals. Mit dem Mehrzweckschiff wäre der Streit beigelegt. Bürgermeister Singer. "Das wäre dann für uns erledigt."