Eine Glosse von Cornelia Putzbach

Es gibt viel über das Leben der Rentnerinnen und Rentner zu berichten. Über ihre kleinen Bezüge, über die Schwierigkeit, den Alltag zu organisieren, über das Glück mit den Enkelkindern. Aber: Warum eigentlich gucken Rentnerinnen und Rentner in diesen Zeitungs- und Fernsehreportagen immer auf einen See?

Sie sitzen zu zweit oder zu dritt auf einer Bank, man sieht ihre freundlichen weißen Köpfe von hinten und sie schauen auf das Wasser. Wenn sie das in diesen Reportagen nicht tun, gehen sie mit einem Einkaufsnetz (mein Gott, gibt es das überhaupt noch?) im Partnerlook auf einem Gehweg oder durch den städtischen Park.

In Winterreportagen ist das anders: Dann sitzen sie dicht beieinander auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer und haben den viel zu hohen Couchtisch sehr dicht vor der Nase, darauf ein angefangenes Kartenspiel, die Brillen und Zeitungen. Und hinten röhrt auch manchmal der Hirsch.

Nun sollen ja die Bilder in diesen Reportagen den Lesern ganz schnell ein optisches Signal geben, damit sie ohne zu überlegen wissen, worum es bei dem Gesehenen geht. Ich wünsche mir an dieser Stelle bitte etwas mehr Bandbreite und ein Brainstorming darüber, wie man denn die Damen und Herren über sechzig sonst noch so darstellen könnte.

Die meisten Menschen dieses Alters, die ich so kenne, bewegen sich nämlich durchaus nicht auf diese plakative Art durch die Welt.