Mitarbeiter des Amtes Pinnau gerät ins Visier der Staatsanwaltschaft Hamburg

Rellingen. Schwerer Vorwurf gegen einen Mitarbeiter des Amtes Pinnau: Der Mann steht unter dem Verdacht, bei seiner vorherigen Tätigkeit im Bezirksamt Hamburg-Eimsbüttel Gelder in sechsstelliger Höhe veruntreut zu haben. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt.

Das Ermittlungsverfahren gegen Gerrit C. läuft seit Januar 2011, sagt Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers auf Anfrage. Eine Anzeige hat die Justizbehörde auf diesen Fall aufmerksam gemacht. C. soll in den Jahren 2007 und 2008 ausgezahltes Wohngeld in erheblichem Umfang auf sein Privatkonto überwiesen haben. "Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen handelt es sich um 145 000 Euro", sagt Oberstaatsanwalt Möllers. Offenbar habe C. sich mehrere Personen schlichtweg ausgedacht und als reguläre Wohngeldempfänger geführt. Möllers: "Was für uns die Aufklärung so schwierig macht, ist, dass es darüber keine Papierakten, sondern nur elektronische Datensätze gibt, die für jeden Einzelfall aufgearbeitet werden müssen, um den Geldfluss nachzuweisen."

Im Amt Pinnau ist diese Nachricht mit Bestürzung aufgenommen worden, sagt Amtsvorsteher Wilfried Hans. "Wir werden jetzt das Gespräch mit dem Mitarbeiter suchen und dann entscheiden, ob es arbeitsrechtliche Konsequenzen geben muss." Dabei lasse sich die Verwaltung von der Kommunalaufsicht des Kreises beraten, erklärt Hans. "Erst einmal gilt die Unschuldsvermutung."

Der unter Verdacht stehende Mitarbeiter sei seit Montag dieser Woche krank geschrieben, berichtet sein Chef Detlev Brüggemann. Er arbeite seit zwei Jahren für das Amt in Rellingen in der Bauverwaltung. Dort sei er für die Stellungnahmen von Bauanträgen zuständig. "Mit Geld hat er bei uns nichts zu tun", betont Brüggemann. "Wir können nichts Negatives über ihn sagen." Das bestätigt Brüggemanns Amtsvorgänger Michael Hirsekorn, der C. 2010 eingestellt hat. "Bis auf seine lange Haare ein unauffälliger und freundlicher Typ."

Für Verwaltungen sei es aber grundsätzlich schwierig, solche Machenschaften sofort aufzudecken, wenn sie mit erheblicher krimineller Energie angestrengt würden, sagt Brüggemann. "Wir sind auf ehrliche und zuverlässige Mitarbeiter angewiesen." Deshalb sei es wichtig, dass solche Vergehen hart bestraft werden, findet Brüggemann und warnt: "Letztlich ist die Gefahr groß, entdeckt zu werden. Irgendwann fällt es mit Sicherheit auf."

In einem vergleichbaren Fall von Untreue in Norderstedt hat die dortige Stadtverwaltung den betroffenen Mitarbeiter fristlos entlassen.

Das Amt Pinnau macht schwere Zeiten durch. Vor einem Jahr wurde der Amtschef Hirsekorn abgesetzt, der seitdem dienstunfähig ist. Vorige Woche deckte das Abendblatt auf, dass der jetzige verwaltungsleitende Beamte Detlev Brüggemann sein Gehalt zur Hälfte als Honorar ausgezahlt bekommt, weshalb die Gemeinde Appen weiterhin rund 20 000 Euro im Jahr für seinen früheren Bürgermeister in die Pensionskasse zahlen muss. Dann genehmigte die Landesregierung die von Bönningstedt und Hasloh beantragte Ausgliederung aus dem Amt Pinnau.