Psychiater bescheinigt ehemaligem Pinneberger emotionale Unreife

Pinneberg/Schleswig. Ein unreifer junger Mann, der seine Rolle im Rampenlicht genießt - so schilderte der Psychiater Norbert Leygraf vor dem schleswig-holsteinischen Oberlandesgericht den mutmaßlichen Terrorunterstützer Harry M., 20, aus Neumünster. Dem gebürtigen Pinneberger wird Mitgliederwerbung und Unterstützung ausländischer terroristischer Vereinigungen in elf Fällen vorgeworfen.

Leygraf skizzierte eine "dissoziale Persönlichkeit" des Angeklagten, den er im Gespräch im August 2011 als "fast kindlich, freundlich, naiv" erlebt habe. Dies habe in starkem Kontrast gestanden zu dem "durch äußere Rahmenbedingungen signalisierten Eindruck eines hochgefährlichen Menschen".

Mimik und Gestik des jungen Konvertiten aus Neumünster habe dabei an "islamische Prediger bei Youtube" erinnert. Leygraf beschrieb den Mangel an Selbstwertgefühl bei dem heute 20-Jährigen, der "emotional noch unreif" erscheine und erhöhte Impulsivität zeige. Sein Bekenntnis zum Glauben diene ihm zur Stützung seines Selbstwertgefühls. Im Islam habe der Mann zudem die Möglichkeit gefunden, "aggressive Impulse moralisch aufzuwerten".

Er zeige aber kein dauerhaftes und tiefgreifendes abnormes Verhalten. Es gebe keine Hinweise auf Verminderung der Schuldfähigkeit. Allerdings habe der Mann zur Tatzeit wohl eher einem Jugendlichen gleichgestanden.

Die Aufmerksamkeit, die er durch die Gerichtsverhandlung bekomme, gefalle dem Mann, sagte Leygraf. "Er sonnt sich im Glanz seiner vermeintlichen Gefährlichkeit." Der Angeklagte soll Videos ins Internet gestellt haben, in denen auch Hinrichtungen irakischer Polizisten gezeigt werden.

Er hatte sich zu den Videos, die vergangene Woche vor Gericht gezeigt wurden, bekannt. Die Plädoyers und das Urteil werden für den 27. März erwartet.