Die illegal gebauten Glasfaser-Leitungen im Bönningstedter Landschaftsschutzgebiet sind noch immer nicht abgerissen worden.

Bönningstedt/Rellingen/Elmshorn. Jan Willem Jurgens ist sauer. Er glaubt: Wenn er das gemacht hätte, wäre er sofort aufgefordert worden, die Kabel und Masten wieder abzureißen. "Oder sie hätten mich zu einer Zwangszahlung von 50 000 Euro verdonnert." Doch nicht der Bönningstedter Forstverwalter, sondern die Deutsche Telekom hat etwas gemacht, was sie offenbar nicht hätte tun dürfen.

Quer durch das Landschaftsschutzgebiet hat der Konzern widerrechtlich Holzpfähle mit Glasfaserkabeln bauen lassen. CDU-Gemeindevertreter Jurgens, der am Schnelsener Weg wohnt, setzt sich seit Monaten dafür ein, dass Pfähle und Kabel wieder verschwinden. Aber offenbar hat sich zwischen den Behörden ein Streit um Zuständigkeiten und Kosten entwickelt, der dies schwierig bis unmöglich macht. Kreissprecher Marc Trampe sagt: "Wir sind in Gesprächen und versuchen, eine verträgliche Lösung für alle Beteiligten zu finden. Aber so ein Prozess dauert ein wenig."

Im November passierte es. Von einem Funkmast, der direkt an der A7 im äußersten Osten von Bönningstedt steht, verlegten Bauarbeiter die Holzpfähle mit dem Kabel entlang eines Feldweges, der direkt an dem Haus von Jurgens und dem Schnelsener Weg vorbeiführt. Das alles wirkte behelfsmäßig und unprofessionell auf ihn.

Denn die Pfähle blockieren teilweise die Durchfahrt für landwirtschaftliche Fahrzeuge. Die Kabel hängen durch, sind willkürlich in Schleifen um die Pfähle gewickelt und sehr dicht unter den Bäumen gespannt. "Acht Masten stehen so nah an der Spurbahn, dass die Fahrbahn mit breiteren Fahrzeugen wie Ernteanhängern nicht mehr zu nutzen ist", sagt Jurgens.

Ein Mast befinde sich sogar mitten in der Einfahrt zu einer seiner Pferdeweiden, sagt der private Forstverwalter von Bönningstedt. "Die ist jetzt nicht mehr passierbar." Und weil die Leitungen entlang der Knicks und direkt unter die Bäume verlegt wurden, sei nun eine Knickpflege nicht mehr möglich, ohne dass die Leitungen Schaden nähmen.

Der Bönningstedter hatte dies im November der Kreisverwaltung mitgeteilt und die stoppte sofort die Bauarbeiten, die da allerdings schon so gut wie abgeschlossen waren.

Kreissprecher Trampe damals auf Nachfrage des Abendblatts: "Das Aufstellen von Masten im Landschaftsschutzgebiet ist grundsätzlich verboten. Wir haben den Weiterbau untersagt und ein ordnungsrechtliches Verfahren eingeleitet." Doch viel passiert ist seitdem nicht. Jurgens hat im Januar noch mal eine schriftliche Anzeige beim Kreis gestellt, woraufhin er wegen des laufenden Verfahrens um Geduld gebeten wurde. Was die Sache offenbar so schwierig macht, ist die Tatsache, dass das Amt Pinnau die Verlegung dieser Glasfaserleitungen der Telekom in Bönningstedt genehmigte.

So teilt Telekom-Sprecherin Stefanie Halle auf schriftliche Anfrage mit: "Wir haben eine Genehmigung für die oberirdische Leitung erhalten. Eine Abbauverfügung ist uns nicht zugegangen." Dass das Amt seine Kompetenzen überschritt, scheint den Weltkonzern nicht zu stören. Die Amtsverwaltung schiebt den Schwarzen Peter jedoch weiter. "Der Ball liegt beim Kreis", sagt der leitende Verwaltungsbeamte Detlev Brüggemann. "Wir haben seit Dezember nichts Neues gehört."

Offenbar streiten sich die Beteiligten nun darüber, ob die Masten samt Kabel wieder abgerissen werden sollen und wer dafür die Kosten trägt. Die Telekom weigert sich, dies unter Hinweis auf die - wenn auch fälschlich - erteilte Baugenehmigung der Amtsverwaltung. Der Kreis will nicht auf den Kosten sitzen bleiben. Und die Amtsverwaltung hält sich bedeckt. Das Problem sei, dass die Telekom auf einen gewissen Vertrauensschutz pochen könne, erklärt Trampe. Diesen genieße aber jeder andere Bürger auch, der sich auf die Aussage einer Behörde verlässt, selbst wenn diese falsch sei.

Somit werden Jurgens und die anderen Landwirte, die in dieser Sache betroffen sind, mit den im Weg stehenden Glasfaser-Masten noch einige Zeit leben müssen. Ein Abriss erscheint unwahrscheinlich. Vermutlich wird der Telekom eine Ausgleichszahlung aufgebrummt. Und dafür kann dann die seltsame Überlandleitung mit dem Glasfaserkabel so stehen bleiben.

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