Gründungsversammlung für einen Tafelverein am 21. Mai im Rathaus: Bedürftige Menschen sollen hier künftig günstig Lebensmittel bekommen.

Schenefeld. Krisenzeiten sind manchmal besondere Zeiten. Mechthild Kuiter-Pletzer ist gerade bei der Ehec-Krise. "Wir bekamen da Dutzende Kisten mit Tomaten und Gurken", sagt sie, "die wollte einfach keiner mehr kaufen. Wir wussten gar nicht, wohin mit dem ganzen Gemüse". Doch auch die Kundschaft der Tafel mied die vermuteten Verursacher der damaligen Krankheitswelle. "Am Ende des Tages landete vieles im Müll." Genau das, was die Tafeln eigentlich verhindern wollen.

Das Publikum im gut gefüllten Schenefelder Ratssaal verfolgt genau, was die Frau von der Wedeler Tafel berichtet. Ihre Erfahrungen sollen den Schenefeldern helfen, einen Tafelverein zu gründen. Das soll bei der Gründungsversammlung am Montag, 21. Mai, von 19 Uhr an im Ratssaal der Stadt Schenefeld passieren.

Das Prinzip der Tafel kommt aus den USA und ist einfach: Lebensmittel, die Discounter und Fachgeschäfte, Bäckereien und Drogerien nicht mehr verkaufen können und dürfen, weil das Haltbarkeitsdatum gerade abgelaufen ist, werden abgeholt und an bedürftige Menschen verteilt. Der Einzelhandel gibt die Lebensmittel gerne ab, denn er spart dadurch Entsorgungskosten in Millionenhöhe.

+++ Vier Ausgabestellen im Kreisgebiet +++

Im Kreis Pinneberg hat sich ein dichtes Netzwerk gebildet. Doch Schenefeld ist bislang ohne eigene Tafel, obwohl Bürgermeisterin Christiane Küchenhof, SPD, die Zahl bedürftiger Menschen auf mindestens 750 schätzt. In Uetersen, Wedel, Elmshorn, Pinneberg und Quickborn versorgen Freiwillige jede Woche mittlerweile Hunderte von Menschen. "Es ist die Seniorin mit einer Rente, die nicht zum Leben reicht, oder der Empfänger von Hartz-IV-Leistungen, der zur Tafel geht und für einen symbolischen Preis eine Tasche, gefüllt mit Obst, Gemüse, Brötchen und Brot mit nach Hause nimmt", erzählt Kuiter-Pletzer, während Bürgermeisterin Küchenhof Unterschriftenlisten verteilt.

Ein ganzer Stab von Freiwilligen hält die Tafel-Maschinerie am Laufen. In Wedel packen 110 Mitarbeiter mit an, holen Lebensmittel ab, sortieren sie, halten die Ausgabe sauber, geben Tüten aus. Die Koordination der Mitarbeiter und Finanzen ist komplex, die Anforderungen an den Verein vor allem am Anfang hoch. "Sie führen da ein kleines mittelständisches Unternehmen", sagt Mechthild Kuiter-Pletzer, "das macht man nicht mal so nebenbei". 600 Menschen sind bei der Tafel in Wedel mittlerweile registriert, 280 Menschen kommen regelmäßig und nehmen sich für den symbolischen Preis von 50 Cent wöchentlich eine Tüte Lebensmitteln mit. Doch nicht jeder kann kommen. Kunden der Tafel müssen ihre Bedürftigkeit nachweisen. Es genügt ein Hartz-IV-Bescheid oder die Rentenbescheinigung. Als Tafelkunde bekommt man dann einen Ausweis mit Passfoto.

Die Tafeln sind ein Zuschussgeschäft, das nur über Spenden funktioniert. Die Wedeler müssen jährlich 20 000 Euro zusammen bekommen, die Stadt sponsert 5000 Euro. Ein großer Teil fällt für Energie und für die Kühlung der Lebensmittel an, 200 Euro kommen monatlich allein an Müllgebühren zusammen. Denn nicht alles was Discounter liefern, ist tatsächlich noch brauchbar. Kuiter-Pletzer macht den Schenefeldern keine Illusionen. "Sie haben eine Menge Arbeit vor sich." Küchenhof ist optimistisch: "Ich glaube, dass viele Menschen in dieser Stadt helfen wollen". Zumindest Spender von Lebensmitteln sind schon gefunden. Von Edeka bis zur Bäckerei um die Ecke hätten viele Unternehmen ihre Bereitschaft signalisiert.