Rolf Heidenberger, Hauptorganisator der Benefiz-Großveranstaltung, ist am Mittwoch erstmals Studiogast bei Markus Lanz' Talkshow im ZDF.

Appen. Im Hintergrund klingelt immer wieder das Telefon. Kein Wunder, laufen doch die Vorbereitungen für die bereits 26. Veranstaltung von "Appen musiziert" schon auf Hochtouren. Stress und Hektik wegen der Vorbereitung der neuerlichen Benefiz-Großveranstaltung? Aber nicht für Rolf Heidenberger. Schließlich managt der Appener, 61, seit mehr als 22 Jahren die Hilfsaktion, die inzwischen als Deutschlands größte ehrenamtlich organisierte Benefizveranstaltung gilt.

In aller Ruhe widmet sich Heidenberger seinem Gesprächspartner, beantwortet ausführlich und souverän alle Fragen. Auch die Tatsache, dass er am morgigen Mittwoch in der ZDF-Sendung "Markus Lanz" Studiogast ist, natürlich um über die einzigartige Erfolgsgeschichte von "Appen musiziert" und die mehr als 4,1 Millionen Euro an Spenden zu sprechen, bereitet Heidenberger kein großes Lampenfieber. Er ist Macher und Medienprofi durch und durch. Ausgestrahlt wird die Sendung morgen ab 23.30 Uhr.

"Ich bin tiefenentspannt", sagt der 61-Jährige. Das liegt auch daran, dass er nach mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr die freiwillige Herkulesaufgabe bei "Appen musiziert" mit seinem Beruf verbinden muss. Seit ein paar Tagen ist der bisherige Geschäftsführer des Fleischwerkes der Edeka-Nord im Ruhestand - zumindest was seinen Job in dem Großbetrieb in Zarrentin (früher am Standort Pinneberg-Waldenau) angeht. "Ich hatte nie einen Riesenstab hinter mir. Mein Leben war aber komplett durchorganisiert, mein Arbeitstag begann morgens um 3.15 Uhr. Das Arbeitspensum war eigentlich nicht zu schaffen, wie viele meinten", sagt Heidenberger.

2010 musste er sich einer schweren Herzoperation unterziehen. "Das war ein lauter Warnschuss", sagt der Appener. Heidenberger bat die Edeka um seine Abberufung. Und bekam nach eigenen Worten einen "Supervertrag": Er ging zu vollen Bezügen in den Ruhestand, bleibt beratend für das Handelsunternehmen tätig. Edeka sagte auf diesem Wege danke für das Engagement Heidenbergers, der über viele Jahre hinweg der wohl bekannteste Werbeträger im Norden gewesen war.

Von Ruhestand aber kann keine Rede sein. Es klingt kämpferisch, wenn Heidenberger sagt: "Ich will Inna helfen. Das Kind muss leben." Ein Teil der Spenden von "Appen musiziert" soll dazu verwendet werden, dass eine junge Ukrainerin im Hamburger UKE operiert werden kann. "Es darf keine 17-Jährige sterben, weil nicht genug Geld vorhanden ist."

Die Werbetrommel zu rühren, um Spenden zu sammeln, die unmittelbar schwerstkranken Kindern und Jugendlichen zu Gute kommen - für Heidenberger ist das "wie eine Sucht". Der 61-Jährige genießt seine Rolle als Frontmann im Sinne der guten Sache. Er sagt aber auch immer wieder: "Ich bin der Leithammel, der vorangeht. Aber ich wäre ein Nichts, wenn ich nicht die vielen Helfer hinter mir hätte."

Gemeinsam haben sie seit 1990 mehr als vier Millionen Euro zusammengetragen. Am 31. März soll die 4,5-Millionen-Euro-Marke erreicht werden. "Ich habe hier Spendenzusagen über mehr als 80 000 Euro liegen", sagt Heidenberger. "Und ich habe noch nie eine Zielsumme genannt, die wir nicht erreicht haben."

Am Veranstaltungstag sollen viele kleine und auch einige richtig große Spenden hinzukommen. Die Überreichung der ganz großen Spendenschecks wird NDR-Talkmasterin Bettina Tietjen moderieren. Als Motto gilt wieder: Jeder Cent kommt den kranken Kindern zugute. Es werden von den Spenden keinerlei Kosten abgezogen.

Dank seines inzwischen brillanten Netzwerkes und besten Kontakten in der Welt der Prominenten holt Heidenberger regelmäßig bekannte Stars zu den Veranstaltungen in Appen. Am Sonnabend, 31. März, ab 17.15 Uhr sind in der großen Sporthalle am Distelkamp unter anderem Mary Roos, Patrick Lindner und Tony Christie dabei.

Die Musiker treten allesamt ohne Gage auf. Mary Roos, die bereits zum dritten Mal bei "Appen musiziert" auftritt, wird Heidenberger auch in die Sendung zu Markus Lanz begleiten. Am Montag wurde zudem das Geheimnis um den "special guest" gelüftet. Es ist der Mundharmonikaspieler Michael Hirte, Gewinner der TV-Casting-Show "Das Supertalent".

Angst vor großen Namen kennt Rolf Heidenberger nicht. "Ich bin im Moment an den Klitschkos dran." Der Mastermind von "Appen musiziert" will versuchen, einen der beiden Boxweltmeister am 31. März in Appen auf die Bühne zu holen.

"Wenn die an diesem Tag im Land sind, klappt das", gibt sich der 61-Jährige optimistisch. Eintrittskarten zum Preis von je 15 Euro gibt es noch in vielen Edeka-Filialen in der Region, der Run nach den Tickets aber ist groß. "Ich könnte heute eine Veranstaltung für den 31. Oktober 2014 ankündigen. Und ich wüsste heute, dass es voll wird", sagt Heidenberger. Angebote, in andere Orte auszuweichen, etwa in die Kieler Ostseehalle, hat es oft gegeben. Für Heidenberger aber kam das nicht in Frage. "Ich bin und bleibe Appener."

Stets war auch politische Prominenz bei "Appen musiziert" zu Gast. Heidenberger outet schnell, wer sich als Politiker nur im Glanze der Vorzeigeveranstaltung sonnen will. Ein Politiker, den er von diesem Verdacht sofort freispricht, ist der SPD-Bundestagsabgeordnete des Kreises, Ernst Dieter Rossmann. "Rossmann ist, was die Politik angeht, die treuste Seele", sagt Heidenberger.

Am heutigen Abend werden die vielen Aufgaben, die sich aus dem Organisationsplan der Großveranstaltung ergeben, an die vielen Dutzend freiwilligen Helfer verteilt. Keine Frage, dass vor allem auch die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und von deren Spielmannszug Heidenberger weiter die Treue halten. Er selbst will sich auf seine künftige Rolle noch nicht festlegen. "Nach der Veranstaltung geht es erstmal wieder zum medizinischen Check." Heidenberger sagt aber auch: "Wenn es 'Appen musiziert' nicht mehr gäbe, wäre das eine Katastrophe für die Kinder."

www.appen-musiziert.de