Gastronomen im Kreis Pinneberg haben finanzielle Nöte. Den Restaurants “Heinsens“, “Campana“ und “To'n Vossbau“ droht das Aus.

Kreis Pinneberg. Drei bekannte Gastronomiebetriebe im Kreis Pinneberg haben Insolvenz anmelden müssen. Es handelt sich um das "Heinsens" in Ellerbek, das Restaurant "To'n Vossbau" in Seestermühe und die Weinhandelsgastronomie "Campana" in Prisdorf. In allen drei Fällen läuft der Betrieb allerdings weiter - und auch langfristig gibt es Perspektiven.

Prominentestes Opfer ist das "Heinsens" in Ellerbek. 1996 als "Stocks" eröffnet, verfügte das Restaurant unter der Ägide des damaligen Küchenchefs Heiko Stock von 1997 bis 2001 über einen Michelin-Stern. Inzwischen wird in dem historischen Gebäude an der Hauptstraße - der neue Name leitet sich von der früheren Nutzung als Gasthof Heins ab - eine einfachere Küche angeboten. "Die Insolvenz ist nicht auf den fehlenden Gästezuspruch zurückzuführen", sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Marcel Kleiß. Es seien vielmehr die finanziellen Altlasten, die die Betreibergesellschaft in die Knie gezwungen haben.

Die Arcadima GmbH wurde vom Rellinger Heinz Gerhard Karp und seiner Ehefrau Ulrike Carstensen gegründet, sie wickelte auch mehrere Bauvorhaben von Karp ab. Mittlerweile geht das Ehepaar getrennte Wege. Ulrike Carstensen, die langjährig als Geschäftsführerin im "Heinsens" fungierte, hat die Betreibergesellschaft als Konzessionsinhaberin übernommen - und damit auch die Altschulden. "Ich habe versucht, mich mit den Gläubigern zu einigen. Das klappte nicht." Vor allem das Finanzamt und die Sozialversicherungsträger seien hart geblieben.

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"Ich übernehme die Verantwortung und habe persönlich den Insolvenzantrag gestellt", sagt Ulrike Carstensen. Das sei ihr sehr schwer gefallen. Jedoch bestehe auf diese Weise die Chance, einen Schuldenschnitt zu erreichen und neu anzufangen. "Meine 13 Mitarbeiter wussten von Anfang an Bescheid, alle bleiben an Bord." Der Betrieb im "Heinsens" gehe ohne Einschränkungen weiter, alle Buchungen behalten Gültigkeit. "Ich sehe gute Chancen, eine Sanierung über das Insolvenzverfahren zu erreichen", sagt Insolvenzverwalter Kleiß.

Die 1900 erbaute Immobilie, die Karp vor der Neueröffnung 1996 renoviert hatte, ist inzwischen verkauft. Die neuen Eigentümer halten zu Ulrike Carstensen. Inzwischen sind von den neun Wohnungen im Obergeschoss des Hauses fünf als Appartements umgebaut worden, sodass das "Heinsens" auch ein Hotel-Standbein hat. Carstensen: "Wir werden das weiter ausbauen." Die Geschäftsführerin ist sich sicher: Wenn die Gäste dem "Heinsens" treu bleiben, ist die Krise bald überstanden.

Auch das "To'n Vossbau", das sich selbst als Wohlfühlrestaurant in der Seestermüher Marsch bezeichnet, will die Krise meistern. "Der Betrieb geht weiter, wir haben die Planung bis Ende Mai aufgestellt", sagt der Insolvenzverwalter Oliver Dankert. Bis zu diesem Zeitpunkt springt die Agentur für Arbeit ein und zahlt die Löhne der Mitarbeiter. Doch auch danach soll es in dem Restaurant, das 1884 erbaut wurde und seit 1978 im Besitz von Karin Voss ist, weitergehen. "Der Restaurantbetrieb wirft einen Überschuss ab", sagt Dankert. Jedoch seien Verbindlichkeiten - insbesondere Umsatzsteuerschulden beim Finanzamt - aufgelaufen, die zuletzt nicht mehr bedient werden konnten. Dankert: "Langfristig könnte es eine Option sein, einen neuen Betreiber für das Restaurant zu suchen."

Der scheint im Fall der Weingastronomie "Campana" in Prisdorf bereits gefunden. "Es gibt eine Auffanglösung, ein neuer Investor steht bereit", sagt Insolvenzverwalter Moritz Sponagel. Er sieht gute Chancen, dass ein reibungsloser Übergang und eine Übernahme der 14 Mitarbeiter durch den neuen Betreiber gelingen werden. Das "Campana" ist Weinhandel und Restaurant in einem - und eigentlich ein Erfolgsgarant. Sponagel macht "fehlende kaufmännische Erfahrung" der Betreiber für die Insolvenz verantwortlich.