Im Mai sollen 120 Lichtmasten neu gestrichen werden

Rellingen. Der Rellinger Baustil ist neben der prächtigen Barockkirche längst zum Markenzeichen der Baumschulgemeinde geworden. 1983 wurde das neue Zentrum beiderseits der Hauptstraße mit dem Rathaus und der Bebauung um den Arkadenhof fertig gestellt. Gestaltungsmerkmale wie rote Ziegelfassaden und Dächer mit Gauben sowie rot gepflasterte kleine Plätze prägen den Ortskern. Doch erst die Straßenbeleuchtung rundet das Bild ab: Die dunkelgrün lackierten Lichtmasten im Stile der alten Hamburger Gaslaternen, die nicht minder grünen Papierkörbe, sowie gleichfarbige Metallgitter und Poller ergänzen den Rellinger Baustil.

Doch was ist nur im Laufe der Jahre aus den schönen altmodischen Laternen geworden? Es nützt nichts, drum herum zu reden: Der Lack ist ab. Viele der 120 gusseisernen Laternenpfähle sehen aus, als hätten sie Ausschlag bekommen. Die Farbe ist abgeblättert, darunter wird das nackte Metall sichtbar. Mal fehlt den Masten fast auf halber Länge das satte Grün, woanders entblößen die Sockel der Laternen ihren stumpf-gräulichen Untergrund. Hinzu kommt, dass auch zahlreiche der unbeschädigten Masten längst ihren typischen Farbton verloren haben. Statt des Dunkelgrüns hat der Anstrich ein fahles Grau-Oliv angenommen; sieht fast wie eine militärische Tarnfarbe aus.

Kein Wunder, dass sich in Rellingen hartnäckig Gerüchte halten, wonach vor einigen Jahren versehentlich mit einem falschen Grün nachgebessert worden sei. Doch davon könne keine Rede sein, versichert Bauamtsleiter Tom Rasmussen und verweist auf die Kennzeichnung RAL 6020 als Farbtonmuster. RAL steht für Reichsausschuss für Lieferbedingungen. Der legte 1927 die ersten Farbnormen fest.

Auch im Rathaus ist der Verfall des Rellinger Laternengrüns längst bemerkt worden, wenngleich die Masten vor dem Verwaltungsgebäude noch besonders sattgrün zu glänzen scheinen. Der Zustandsbeschreibung "Der Lack ist ab", setzt Bürgermeisterin Anja Radtke entschlossen entgegen: "Alles neu macht der Mai." Im Wonnemonat sollen sämtliche Rellinger Ortskernlampen von Grund auf saniert und neu gestrichen werden. Die Vorbereitungen sind bereits angelaufen, erste Preisvergleiche wurden angestellt. Das Lichtmasten-Make-up wird eine fünfstellige Summe kosten.

Zuletzt waren die Rellingen Laternen 1998 komplett frisch lackiert worden. "Doch zwischendurch haben wir auch Ausbesserungen vorgenommen", sagt Rasmussen. Zudem seien kürzlich die Glaskörper der Lampen gereinigt worden. Über die Ursachen des Verfalls kann nur spekuliert werden. Das Spektrum der Möglichkeiten reicht vom verschärften Salzeinsatz während der vergangenen harten Winter bis zu ätzenden Hinterlassenschaften von Hunden, die ihr Beinchen gern an Laternenpfählen heben.