Seit dieser Woche verbindet ein neues Fährschiff die Stadt Wedel bis zu neunmal täglich mit dem Alten Land

Man hat nicht immer gutes Wetter, um entspannt auf Jungfernfahrt mit einem nagelneuen Schiff zu gehen. Eine steife Brise peitscht das Elbwasser zu Wellen mit Schaumköpfen und stäubt Gischt über den Bug. Kapitän Thorlef Hoffmann steht die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Gemeinsam mit Kapitän Edgar Baumgarten steht der erfahrene Seemann auf der Brücke und achtet auf jede Kleinigkeit bei dieser ersten Überfahrt mit Passagieren.

"Alles ist neu, noch ungewohnt, und trotz Probefahrten entdecken wir viel Neues", sagt Hoffmann. Seine Augen strahlen, wenn er von all der neuen Technik an Bord schwärmt. "Da gibt es noch vieles in der Praxis auszuprobieren." Kapitän Hofmann spricht geradezu liebevoll von den beiden Motoren, die mit je 331 Kilowatt, also 900 Pferdestärken, die zwei Schiffsschrauben antreiben. Neu sind auch ein Bugstrahlruder und viele elektronische Finessen.

Diese hatten kurz vor der Überführung der Fähre von der Bolle-Werft in Derben bei Magdeburg in den Heimathafen Grünendeich noch für Terminverzögerungen gesorgt. Auch die Fahreigenschaften von "Dat Ole Land II" seien völlig anders, so der Schiffsführer. "Die Fähre ist mit 220 Tonnen um das Doppelte schwerer als unser altes Schiff, hat mit 1,45 Metern 23 Zentimeter weniger Tiefgang, was sich deutlich auswirkt", sagt Hoffmann, der 16 Jahre lang Chemietanker über die Weltmeere gesteuert hat. Zudem ist das neue Schiff 8,85 Meter länger und 1,84 Meter breiter als sein Vorgänger.

Das alte Schiff war einfach nicht mehr groß genug für die stetig wachsende Zahl von Fahrgästen. "Wir mussten die Kapazität der Fähre erhöhen, um den steigenden Anforderungen, besonders in der Hochsaison im Sommer, gerecht zu werden", sagt Antje Hoffmann, die Frau des Kapitäns und Geschäftsführers der Lühe-Schulau-Fähre. 2011 war für Lühe-Schulau-Fähre mit mehr als 90 000 Passagieren ein Rekordjahr. Etwa 60 Pendler nutzen die Fährverbindung über die Elbe regelmäßig.

Es liegen mehr als 20 Jahre technische Entwicklung zwischen der altvertrauten und der neuen Fähre. Einzig die Geschwindigkeit, für die das Doppelherz im Maschinenraum schlägt, bleibt mit etwa 11,7 Knoten, die das Schiff auf Tempo 25 Kilometer pro Stunde bringen, annähernd gleich.

Die ersten Fahrgäste genießen die komfortable Innenausstattung der neuen Fähre, während sie sich ihren Weg durch unruhiges Fahrwasser von Lühe aus Richtung Wedel bahnt. Holzoptik der Bodenplanken, bequeme Sitzlösungen und sogar eine Spielecke mit Lego-Bausteinen für die jüngsten Fahrgäste werden ausnahmslos gelobt. Die Innengestaltung hatte Antje Hoffmann übernommen. Klar, dass nun auch Rollstuhlfahrer die Fährverbindung über die Elbe problemlos nutzen können.

An Bildschirmen in den Fahrgasträumen können die Passagiere den Schiffskurs auf Seekarten verfolgen. Über mehrere Außenkameras erhalten sie Informationen über Sehenswürdigkeiten entlang beider Elbufer. Etwa 250 Sitzplätze bietet das 34 Meter lange und 8,50 Meter breite Schiff "Dat Ole Land II". Dazu gibt es Stellmöglichkeiten für rund 70 Fahrräder.

Die Bruttokosten für das neue Schiff von etwa 2,1 Millionen Euro werden von allen Anteilseignern getragen. Rund 1,8 Millionen Euro werden die Kommunen beisteuern. Etwa 300 000 Euro bestreitet die Fährgesellschaft aus Eigenmitteln. Dazu kommt noch der Erlös aus dem Verkauf der alten Fähre. Die Lücke wird über einen Kredit finanziert, den die Anteilseigner-Kommunen schultern. Gesellschafter der Lühe-Schulau-Fähre sind der Landkreis Stade mit 35 Prozent, die Hansestadt Stade mit 25 Prozent, die Stadt Wedel mit 20 Prozent sowie die Samtgemeinde Lühe und die Einheitsgemeinde Jork mit je zehn Prozent Beteiligung am Stammkapital.

Die Fähre arbeitet sich von Wedel aus in rund 35 Minuten durch Wind und Wellen zurück zum Alten Land. Gemeinsam mit Decksmann Anatoli Neppke manövrieren die Kapitäne Baumgarten und Hoffmann das gelb-blaue Schmuckstück hochkonzentriert zum Lühe-Anleger. Mit Fingerspitzengefühl steuern sie die Fähre backbord sanft an den Anleger. Neppke legt einen vorbildlichen Achtknoten am Poller. In Kapitän Hoffmanns Gesicht ist freudiges Stahlen zurückgekehrt über die gelungene Jungfernfahrt.

Vom Lühe-Anleger aus wird die neue Fähre täglich mehrmals zwischen Lühe im Alten Land in Niedersachsen und dem Willkomm-Höft-Anleger in Schulau am schleswig-holsteinischen Elbufer pendeln. Bis zum 31. März gilt noch der Winterfahrplan. Das bedeutet, dass es sonnabends und sonntags keinen Fährverkehr gibt. Montags bis donnerstags legt das Schiff um 6.40 Uhr, 7.40 Uhr, 8.40 Uhr, 16.40 Uhr, 17.40 Uhr und 18.40 Uhr in Schulau ab, freitags zusätzlich um 13.30 Uhr und 14.40 Uhr. Jeweils eine halbe Stunde zuvor legt die Fähre in Lühe ab. Am Freitag, 16. März, ist ausnahmsweise kein Betrieb.

Mit dem Sommerfahrplan, vom 1. April bis zum 31. Oktober, geht das Team auf die Wünsche der großen Zahl von Touristen und Tagesausflüglern ein, das heißt "Dat Ole Land II" verkehrt dann deutlich häufiger zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Montags bis freitags legt das Schiff um 6.40 Uhr, 7.40 Uhr, 8.40 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 16.40 Uhr, 17.40 Uhr und 18.40 Uhr in Schulau ab. Sonnabends, sonntags und an Feiertagen startet die Fähre in Schulau jeweils um 9.30 Uhr, 10.40 Uhr, 12.40 Uhr, 16.40 Uhr und 18.40 Uhr.

Tagesausflügler und Pendler, die abends zurück auf die schleswig-holsteinische Seite wollen, sollten diese Zeiten im Kopf haben: Die letzte Fähre legt während des Sommerfahrplans in Lühe montags bis freitags um 18.10 Uhr und an Wochenenden um 18 Uhr ab. Wer zu spät kommt, kann mit der S-Bahn-Linie 3 in den Kreis Pinneberg zurückfahren. Diese fährt zum Beispiel von Buxtehude aus direkt nach Pinneberg. Erwachsene zahlen für die einfache Fahrt mit der Fähre 4,50 Euro (mit Fahrrad 6,50 Euro), für Hin- und Rückfahrt werden sieben Euro (mit Fahrrad zehn Euro) fällig. Für Kinder gibt es ermäßigte Preise.

www.luehe-schulau-faehre.de